Deutsche Bank als Nothelfer

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Deutsche Bank als Nothelfer

 
17.03.02 07:19
Für die Deutsche Bank gestaltet sich der Abschied von dem Beteiligungsgeflecht der «Deutschland AG» schwierig und kostspielig. Obwohl das grösste deutsche Kreditinstitut sich das Ziel gesteckt hat, sein ausgebreitetes Beteiligungsportefeuille kräftig zu reduzieren, ist es in der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute sogar gezwungen, noch zuzulegen. Beim Kölner Versicherungskonzern Gerling, bei dem die Bank seit 1991 mit 30% engagiert ist, sah sie sich Anfang dieser Woche zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten gezwungen, das Kapital aufzustocken. Kurz vor dem Jahreswechsel war der Enkel des Firmengründers und Mehrheitsaktionär, Rolf Gerling, noch bereit und fähig gewesen, von der damaligen Kapitalerhöhung um 408 Mio. Euro seinen Anteil von 70% zu tragen. Nachdem die Globale Rückversicherung des Gerling-Konzerns Anfang der Woche einen Verlust von 500 Mio. Euro für 2001 angekündigt hatte, sprang die Bank mit einer weitern Kapitalaufstockung um 300 Mio. Euro allein in die Bresche. Ihre Gerling-Beteiligung erhöhte sich dadurch von bisher 30% auf 34,5%. Das Rätsel, warum insgesamt 422 Mio. Euro zusätzlich in ein Engagement gesteckt werden, von dem Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer sich am liebsten schon vor Jahren getrennt hätte, löste sich am Freitagabend. Laut einem gemeinsamen Pressecommuniqué ist der Gerling-Erbe nun bereit, die Mehrheit am Versicherungskonzern abzugeben, was er bisher strikt abgelehnt hatte. Man sei auf der Suche nach einem strategischen Partner, der auch die Mehrheit erwerben könne, so hiess es in der Presseerklärung. Für ihr bisheriges 30%-Paket hätte die Bank keinen guten Preis erzielen können. Wenn jedoch ein Mehrheitsanteil zum Verkauf steht, könnten die Chancen steigen. Allerdings hat Gerling sich mit dem Erwerb des amerikanischen Rückversicherers Constitution Re im Jahre 1998 ein hartnäckiges Asbest-Problem aufgeladen, so dass die Zahl der Interessenten wahrscheinlich begrenzt sein wird.

Tauziehen um Holzmann

Wenig Freude hat die Deutsche Bank auch an ihrem langjährigen Zögling, dem Baukonzern Philipp Holzmann. Sie ist dort mit 20% am Kapital und als mit Abstand grösster Kreditgläubiger engagiert. Nachdem drei andere Banken, die HypoVereinsbank, die Dresdner Bank und die Berliner Bankgesellschaft, den Sanierungsplan, der Holzmann kurzfristig 200 Mio. Euro an frischen Mitteln verschaffen sollte, am Donnerstagabend als nicht tragfähig abgelehnt haben, steht das Frankfurter Traditionsunternehmen zum zweiten Mal innerhalb von zweieinhalb Jahren kurz vor dem Aus. Bei Holzmann geht es nicht nur um Geld, sondern auch um enormen politischen Druck. Als die Pleite im November 1999 zum ersten Mal vor der Tür stand, hatte der sozialdemokratische Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich interveniert. Er liess sich damals von den Holzmann-Arbeitern als Retter ihrer Arbeitsplätze feiern.

Bei Kirch unnachgiebig

Sollte der Baukonzern nun doch noch den Gang zum Konkursrichter antreten müssen, wäre das für Schröder angesichts der im September anstehenden Neuwahlen mehr als peinlich. Vor einigen Tagen nahm der Kanzler an einer öffentlichen Veranstaltung den Chef der Deutschen Bank quasi persönlich in die Pflicht. Breuer hat sich denn auch in auffälligem Kontrast zu seinen abschätzigen Bemerkungen im grössten Sanierungsfall des Landes, dem Medienkonzern Kirch, zu Holzmann recht positiv geäussert. Beim hoch verschuldeten Kirch-Konzern liess er die anderen Gläubigerbanken bisher im Regen stehen, denn der Kredit der Deutschen Bank an Kirch ist bestens besichert. Dass die anderen Gläubigerbanken nun bei Holzmann auf stur schalten, wo die Deutsche am meisten Geld und Prestige zu verlieren hat, verwundert nicht. In beiden Fällen ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

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