Deutschland verliert bei MSCI-Indizes an Gewicht
Die Neuberechnung der MSCI-Aktienindizes nach dem so genannten Streubesitz wird zu Lasten der Gewichtung Deutschlands in den Barometern gehen. Experten rechnen schon ab Montag mit Auswirkungen auf den Aktienmärkten.
Wie die Morgan Stanley Capital International (MSCI) am Samstag mitteilte, wird der Anteil deutscher Titel in den großen länderübergreifenden Kursbarometern deutlich verringert. Zu den weiteren Verlierern gehören Japan, Italien und Frankreich, während Großbritannien, die USA und Irland an Gewicht gewinnen werden. Bei den Branchen kommt es unter anderem zur Höhergewichtung von Technologie und Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Autobau verlieren dagegen Anteile. Analysten rechnen mit gravierenden Umschichtungen an den Aktienmärkten infolge der Index-Umstellungen.
MSCI will wie bereits andere Anbieter von Kursbarometern ab November in zwei Stufen die Gewichtung der Unternehmen beziehungsweise Länder in den jeweiligen Indizes auf den Streubesitz ("Freefloat"), also die Zahl der frei handelbaren Aktien der Firmen umstellen. Zudem plant MSCI eine Erhöhung der bisherigen Marktabdeckung durch die Indizes. Abgeschlossen sein soll die Reform im Mai kommenden Jahres.
Die Änderungen bei der Gewichtung von Firmen in den Kursbarometern beziehungsweise bei der Zusammensetzung der Indizes wird einer Studie der Deutschen Bank zufolge zu Umschichtungen bei Aktien-Investments im Wert von 150 Mrd. $ führen. Experten schätzen, dass die MSCI-Indexfamilie insgesamt rund 3,5 Billionen $ Fonds-Vermögen auf sich vereint und glauben, dass die Reform die Finanzmärkte über Monate hinweg in Bewegung halten wird.
Stufenweise Umstellung
MSCI wird die Indizes stufenweise auf den Freefloat umstellen. Der erste Schritt erfolgt nach Angaben der Gesellschaft Ende November dieses Jahres, der zweite Ende Mai 2002. Am Samstag veröffentlichte MSCI nur Pro-Forma-Indizes auf Basis des Streubesitzes, die den Wandel bei den Barometern verdeutlichen sollen. Anleger könnten somit erkennen, welche Änderungen vorgenommen würden, und welche Auswirkungen sie hätten, begründete MSCI das schrittweise Vorgehen. Vor allem für Fonds, die die MSCI-Indizes nachbilden, sind die Änderungen bei den Kursbarometern von großer Bedeutung. Da die Märkte in der Regel vorausschauend handeln, rechnen Experten schon ab Montag an den Börsen mit Reaktionen auf die Index-Änderungen.
MSCI setzt seine großen internationalen Kursbarometer quasi aus den einzelnen Länder-Indizes zusammen. Den Angaben zufolge wird das Gewicht Deutschlands im "All-Country-World-Index" ("ACWI") und im "World-Index" um je rund einen Prozentpunkt und im "EAFA-Index" ("Europe, Australasia, Far East") um fast 1,5 Prozentpunkte verringert. Die USA werden im ACWI und im "World-Index" um 6,24 beziehungsweise 5,4 Prozentpunkten stärker berücksichtigt, Großbritannien wird im EAFA fünf Prozent schwerer. Insgesamt wird Amerika im "neuen" ACWI 55,3 Prozent ausmachen, während Großbritannien mehr als zehn Prozent auf sich vereinen wird. Deutschland bringt im ACWI dann nur noch knapp 2,8 Prozent auf die Waage.
Technologie und Finanzen gewinnen
Bei den Branchen gewinnen neben Technologie und Finanzen auch Energie, Gesundheit und Pharma sowie Software und Dienstleistungen an Bedeutung. Schrumpfen werden dagegen außer Telekommunikation und Auto noch die Sparten Rohstoffe, Konsumgüter, Versicherungen sowie das reine Bankgewerbe. Die Marktkapitalisierung des ACWI, der 49 internationale Aktienmärkte abdeckt, wird den Angaben von MSCI zufolge durch die Umstellung auf den Freefloat um drei Prozent auf 18,171 Billionen $ sinken, obwohl die Zahl der berücksichtigten Unternehmenstitel um 191 auf 2258 zunehmen werde.
Bisher legt MSCI bei der Berechnung der Marktkapitalisierung und der daraus resultierenden Gewichtung einer Firma in einem Index die Anzahl aller Aktien multipliziert mit dem Börsenkurs zu Grunde. Größere Anteilspakete etwa des Staates, anderer Firmen oder des Managements und der Belegschaft sollen künftig nicht mehr in diese Berechnung einfließen. Folglich sinkt die Gewichtung einer Gesellschaft mit steigendem Festbesitz. Unternehmen mit einem Streubesitz von weniger als 15 Prozent sollen nach dem Willen von MSCI ganz aus den Indizes herausfallen, außer ihnen kommt eine sehr große Bedeutung zu.
Geringere Gewichtung Deutschlands erwartet
Analysten hatten bereits damit gerechnet, dass die MSCI-Index-Reform vor allem zu Lasten kontinentaleuropäischer und japanischer Firmen gehen werde, während Unternehmen aus Großbritannien und den USA Vorteile daraus ziehen könnten. Viele der deutsche Börsenkonzerne haben im internationalen Vergleich einen sehr hohen Festbesitzanteil. So etwa die Deutsche Telekom und die Deutsche Post, an denen der Bund nach wie vor je mehr als die Hälfte hält. Die Umstellung der europäischen Stoxx-Indizes auf die Freefloat-Berechnung im vergangen Jahr hatte den Kurs der T-Aktie bereits unter Druck gesetzt, da dadurch das Gewicht des Papiers in den Kursbarometern deutlich sank.
© 2001 Reuters
Die Neuberechnung der MSCI-Aktienindizes nach dem so genannten Streubesitz wird zu Lasten der Gewichtung Deutschlands in den Barometern gehen. Experten rechnen schon ab Montag mit Auswirkungen auf den Aktienmärkten.
Wie die Morgan Stanley Capital International (MSCI) am Samstag mitteilte, wird der Anteil deutscher Titel in den großen länderübergreifenden Kursbarometern deutlich verringert. Zu den weiteren Verlierern gehören Japan, Italien und Frankreich, während Großbritannien, die USA und Irland an Gewicht gewinnen werden. Bei den Branchen kommt es unter anderem zur Höhergewichtung von Technologie und Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Autobau verlieren dagegen Anteile. Analysten rechnen mit gravierenden Umschichtungen an den Aktienmärkten infolge der Index-Umstellungen.
MSCI will wie bereits andere Anbieter von Kursbarometern ab November in zwei Stufen die Gewichtung der Unternehmen beziehungsweise Länder in den jeweiligen Indizes auf den Streubesitz ("Freefloat"), also die Zahl der frei handelbaren Aktien der Firmen umstellen. Zudem plant MSCI eine Erhöhung der bisherigen Marktabdeckung durch die Indizes. Abgeschlossen sein soll die Reform im Mai kommenden Jahres.
Die Änderungen bei der Gewichtung von Firmen in den Kursbarometern beziehungsweise bei der Zusammensetzung der Indizes wird einer Studie der Deutschen Bank zufolge zu Umschichtungen bei Aktien-Investments im Wert von 150 Mrd. $ führen. Experten schätzen, dass die MSCI-Indexfamilie insgesamt rund 3,5 Billionen $ Fonds-Vermögen auf sich vereint und glauben, dass die Reform die Finanzmärkte über Monate hinweg in Bewegung halten wird.
Stufenweise Umstellung
MSCI wird die Indizes stufenweise auf den Freefloat umstellen. Der erste Schritt erfolgt nach Angaben der Gesellschaft Ende November dieses Jahres, der zweite Ende Mai 2002. Am Samstag veröffentlichte MSCI nur Pro-Forma-Indizes auf Basis des Streubesitzes, die den Wandel bei den Barometern verdeutlichen sollen. Anleger könnten somit erkennen, welche Änderungen vorgenommen würden, und welche Auswirkungen sie hätten, begründete MSCI das schrittweise Vorgehen. Vor allem für Fonds, die die MSCI-Indizes nachbilden, sind die Änderungen bei den Kursbarometern von großer Bedeutung. Da die Märkte in der Regel vorausschauend handeln, rechnen Experten schon ab Montag an den Börsen mit Reaktionen auf die Index-Änderungen.
MSCI setzt seine großen internationalen Kursbarometer quasi aus den einzelnen Länder-Indizes zusammen. Den Angaben zufolge wird das Gewicht Deutschlands im "All-Country-World-Index" ("ACWI") und im "World-Index" um je rund einen Prozentpunkt und im "EAFA-Index" ("Europe, Australasia, Far East") um fast 1,5 Prozentpunkte verringert. Die USA werden im ACWI und im "World-Index" um 6,24 beziehungsweise 5,4 Prozentpunkten stärker berücksichtigt, Großbritannien wird im EAFA fünf Prozent schwerer. Insgesamt wird Amerika im "neuen" ACWI 55,3 Prozent ausmachen, während Großbritannien mehr als zehn Prozent auf sich vereinen wird. Deutschland bringt im ACWI dann nur noch knapp 2,8 Prozent auf die Waage.
Technologie und Finanzen gewinnen
Bei den Branchen gewinnen neben Technologie und Finanzen auch Energie, Gesundheit und Pharma sowie Software und Dienstleistungen an Bedeutung. Schrumpfen werden dagegen außer Telekommunikation und Auto noch die Sparten Rohstoffe, Konsumgüter, Versicherungen sowie das reine Bankgewerbe. Die Marktkapitalisierung des ACWI, der 49 internationale Aktienmärkte abdeckt, wird den Angaben von MSCI zufolge durch die Umstellung auf den Freefloat um drei Prozent auf 18,171 Billionen $ sinken, obwohl die Zahl der berücksichtigten Unternehmenstitel um 191 auf 2258 zunehmen werde.
Bisher legt MSCI bei der Berechnung der Marktkapitalisierung und der daraus resultierenden Gewichtung einer Firma in einem Index die Anzahl aller Aktien multipliziert mit dem Börsenkurs zu Grunde. Größere Anteilspakete etwa des Staates, anderer Firmen oder des Managements und der Belegschaft sollen künftig nicht mehr in diese Berechnung einfließen. Folglich sinkt die Gewichtung einer Gesellschaft mit steigendem Festbesitz. Unternehmen mit einem Streubesitz von weniger als 15 Prozent sollen nach dem Willen von MSCI ganz aus den Indizes herausfallen, außer ihnen kommt eine sehr große Bedeutung zu.
Geringere Gewichtung Deutschlands erwartet
Analysten hatten bereits damit gerechnet, dass die MSCI-Index-Reform vor allem zu Lasten kontinentaleuropäischer und japanischer Firmen gehen werde, während Unternehmen aus Großbritannien und den USA Vorteile daraus ziehen könnten. Viele der deutsche Börsenkonzerne haben im internationalen Vergleich einen sehr hohen Festbesitzanteil. So etwa die Deutsche Telekom und die Deutsche Post, an denen der Bund nach wie vor je mehr als die Hälfte hält. Die Umstellung der europäischen Stoxx-Indizes auf die Freefloat-Berechnung im vergangen Jahr hatte den Kurs der T-Aktie bereits unter Druck gesetzt, da dadurch das Gewicht des Papiers in den Kursbarometern deutlich sank.
© 2001 Reuters