Beim Traden kann jede Erfolgsserie einmal abreißen. Eine solche Situation darf aber dann niemals zu einer Gesamtniederlage (Totalverlust des Depotwertes) führen. Das Ziel eines Traders muss immer das Bestreben sein, langfristig zu überleben, auch wenn es einmal eine Phase gibt bei der es zu Fehleinschätzungen und Verlusten kommt. Auch der beste Trader hat nie zu 100% Erfolg. Traurig wäre es nur, wenn wenige Fehltrades den Erfolg von vielen positiven Trades zunichte machen würden. Das zu vermeiden ist das Ziel des Money Managements.
Experiment:
Der bekannte Autor Ralph Vince führte vor einigen Jahren das folgende Experiment mit 40 Doktorstudenten durch:
Jeder Teilnehmer erhielt ein simuliertes Handelsspiel für den Computer. Das fiktive Startkapital in Höhe von $ 10.000 konnten die Studenten in 100 Versuchen beliebig einsetzen, und sie wussten, dass das eingesetzte Kapital in 60 Fällen dazu gewonnen und 40 Fällen verloren wurde. Nun mussten sie entscheiden, wie viel Kapital sie pro Versuch riskieren würden. Übrigens sind die Gewinnchancen von 60% zu 40% wesentlich besser als in jedem Kasino.
Was schätzen Sie, wie viele Studenten konnten ihr Kapital am Ende des Spiels vergrößern?
Es schafften nur 2, die restlichen 38 verloren Geld. Warum haben 95% der Teilnehmer Geld in einem Spiel verloren, dessen Chancen besser als in jedem Kasino waren? Der Grund ist simpel: die Studenten benutzten schlechtes Money Management!
Money Management ist die Größe, die besagt, welcher Teil des gegebenen Kapitals in der nächsten Position riskiert werden soll.
Das Prinzip vom Money Management ist unabhängig von dem gewählten Instrument, mit dem die nächste Position eingegangen wird - es kann sich um Aktien, Futures, Optionen, Fonds usw. handeln. Und es ist egal, ob die Position kurzfristig oder langfristig gehalten wird, bzw. wie hoch das zugrunde liegende Kapital ist. Welcher Teil des gesamten Kapitals eingesetzt werden soll, mag in jedem Fall anders sein, das Prinzip der Anwendung bleibt jedoch unverändert.
Ich finde es ziemlich interessant, dass die meisten Anleger ihre Zeit dafür "verschwenden", um herauszufinden, wann der beste Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf einer Position ist. Schauen Sie sich mal um: Wie viele angeblich überlegene Indikatoren oder Handelssysteme werden für viel Geld angeboten? Wie oft haben Sie schon Kauf- und Verkaufempfehlungen gesehen, ohne zu hören, wie viel Sie eigentlich im Verhältnis zu Ihrem Kapital kaufen oder verkaufen sollen? Im obigen Beispiel endeten 60% der eingegangenen Positionen als Gewinner - trotz allem verloren 95% der Teilnehmer Geld.
Beispiel:
Ryan Jones, der die "fixed ratio Methode" entwickelte, verdeutlicht die Auswirkungen von Money Management mit einem einfachen Beispiel:
Eine Münze wird 100 mal fallengelassen. Landet sie auf der Vorderseite, werden € 2 an Sie ausgezahlt, landet sie auf der Rückseite, müssen Sie € 1 zahlen. Sie haben € 100 als Grundkapital zur Verfügung und können zwischen folgenden Einsatz-Möglichkeiten wählen:
Sie setzen in jedem Wurf 10% ihres gesamten Kapitals ein
Sie setzen in jedem Wurf 25% ihres gesamten Kapitals ein
Sie setzen in jedem Wurf 40% ihres gesamten Kapitals ein
Sie setzen in jedem Wurf 51% ihres gesamten Kapitals ein
Bei a. hätten Sie Ihr Kapital nach 100 Würfen auf $ 4.700 erhöht.
Bei b. wären $ 36.100 aus Ihrem Kapital geworden.
Hätten Sie sich mit etwas mehr Risikobereitschaft für c. entschieden, hätte Ihr Endkapital eine Höhe von $ 4.700 erreicht - bei einem wesentlich höheren Einsatz nicht mehr, als wenn Sie nur 10% riskiert hätten.
Für diejenigen von Ihnen, die d. gewählt haben, gibt es schlechte Neuigkeiten: Ihr Kapital wäre auf $ 31 geschrumpft.
Vielleicht erkennen Sie nun, wie wichtig Money Management ist.
Bei vielen Tradern sind zu Beginn Ihrer Tradingkarriere die Prioritäten falsch verteilt. Es wird zu viel Wert auf Strategie- und Systementwicklung gelegt, aber kaum auf Risiko- und Moneymanagement oder die Tradingpsychologie. Zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen kontinuierlichen Erfolg an den Börsen gehört ein sinnvolles Moneymanagement. Aber was bedeutet das überhaupt? Was heißt Moneymanagement eigentlich? Jeder Trader lernt zu Beginn seiner Karriere, dass das beim Kurzfristhandel entstehende Risiko unter allen Umständen limitiert werden muss. Vielfach ist da von StopLoss die Rede und von schnellen Entscheidungen im Verlustfall die Positionen zu liquidieren. Aber nur selten finden sich wirklich brauchbare Anleitungen für ein sinnvolles Begrenzen des Risikos. Und noch viel öfter erleben Trader, dass die Begriffe durcheinander geworfen werden. Da wird gesagt, es sei ein vernünftiges Moneymanagement, wenn nach der Eröffnung einer Position diese mit einem 10 % Verluststop abgesichert wird. Das ist sicherlich gut gemeint, hat aber nichts mit Moneymanagement zu tun. Ein solcher Stop ist ein Risikostop, ein Verluststop, der das Risiko, dem die Position ausgesetzt ist, vermindert. Moneymanagement dagegen stellt etwas ganz anderes dar, die Antwort auf die Frage nämlich, wie viel des gesamt vorhandenen Kapitals auf die jeweilige Einzelposition angewendet werden soll. Und es beantwortet die Frage, in welchem Zeitraum die Gelder eingesetzt werden und wie hoch die Verlustbegrenzungen in den jeweiligen Zeiträumen sein dürfen. Wie viel jedoch in einer Einzelposition verloren werden darf, gehört in die Gruppe des Risikomanagements und hat somit nichts mit dem Moneymanagement zu tun. Es gibt verschiedene Grundmodelle des Moneymanagements. eines davon wird z.B. im Musterdepot 1 verfolgt, wo ein fester Betrag von € 5000,-- eines Gesamtdepots von € 105.000,-- als Risikokapital zum Traden eingesetzt wird. Und zwar als Monatstrading, bei dem am Ende des Monats der Tradingbetrag wieder neu auf ein Startkapital von € 5000,-- festgelegt wird. Sollte innerhalb des Monats die Situation entstehen, das das Kapital verbraucht wäre, dann darf erst wieder zum nächsten ersten des folgenden Monats das Trading wieder aufgenommen werden.
Es gibt eine Vielzahl von anderen Techniken und Werkzeugen, die für das Money Management benutzt werden können. Hier einige standardisierte und allg. akzeptierte Methoden.
Martingale
Eine Technik, in der sich der Risikoanteil bei abnehmenden Kapital erhöht.
Antimartingale
Eine Technik, bei der sich der Risikoanteil mit zunehmendem Kapital erhöht.
Fixed fractional
Gehört zur Antimartingale-Methode und besagt, dass ein bestimmter Prozentsatz des Kapitals riskiert wird. Wichtig ist hierbei, dass das zugrunde liegende Kapital täglich neu berechnet wird. Steigt das Kapital an, erhöht sich entsprechend die Anzahl der zu handelnden Positionen. Fällt das Kapital, werden die Positionen kleiner.
Fixed fractional besitzt viele Variationen, z. B.
- Eine Einheit pro festgelegtem Geldbetrag (z. B. St.1000 OS je € 10.000).
- Ein Betrag wird in gleiche Teile aufgeteilt (z. B. werden vier verschiedene Aktien im Wert von jeweils ca. € 5.000 gekauft Siehe Musterdepot 1).
- Das Risikokapital wird als Prozentsatz vom Gesamtkapital bestimmt
- Die Volatilität des Produkts, in dem eine Position eingegangen werden soll, wird gemessen, z. B. die tägliche Handelsspanne der letzten 10 Tage, und als Prozentsatz vom Gesamtkapital kalkuliert. Das Einstiegsrisiko muss klar quantifizierbar sein. Nehmen wir an, dass nie mehr als 3% bei einem momentanen Kapital von € 50.000 riskiert werden sollen. Sie möchten XYZ Aktien limitiert bei einem Kurs von € 500 kaufen, der Stopp zur Glattstellung liegt bei € 480. In diesem Fall können 75 XYZ Aktien gekauft werden, denn das Risiko pro Aktie bei € 20 - und daher das gesamte Risiko - sind auf € 1.500 limitiert. Wird die Position bei € 480 ausgestoppt, entspricht dies einem prozentualen Verlust von 3% des Gesamtkapitals.
- Ralph Vince machte das optimale f populär. Beim obigen Beispiel mit der Münze repräsentierte der stets einsetzbare Anteil von 25% das optimale f für diese Situation. Kein anderer Prozentsatz wird in diesem Fall in einem höheren Kapital resultieren. Das optimale f benutzt den größten historischen Verlust als Grundlage jeder Berechnung. Secure f ist eine Variation des optimalen f's, in der anstatt des größten historischen Verlustes der größte zu erwartende drawdown in der Berechnung zugrunde gelegt wird. Die Kelly Formel benutzt historische Informationen von geschlossenen Positionen in der Berechnung. Der prozentuale Anteil der Positionen, die mit Gewinn geschlossen wurden (G), und die Kennzahl des durchschnittlichen Gewinns, dividiert durch den durchschnittlichen Verlust (K), werden hier benötigt.
Als Beispiel nehmen wir an, dass eine Serie von geschlossenen Positionen zu 60% gewinnbringend war und der durchschnittliche Gewinn 1.25 mal so hoch wie der durchschnittliche Verlust war. Die entsprechende Kelly Formel lautet:
Kelly % = G - [(1 - G)/K]
In unserem Beispiel ist G = 0.6 und K= 1.25. Dies resultiert in:
Kelly % = 0.6 - [(1 - 0.6)/1.25] = 0.28
Folgend würden 28% des Kapitals für die nächste Position eingesetzt.
Es gibt mehrere Variationen der Kelly Formel.
Fixed Ratio
Die "fixed ratio Methode" wurde von Ryan Jones entwickelt. Der Effekt liegt im Gegensatz zur "fixed fractional Methode" darin, dass zu Beginn eines wachsenden Kapitals größere Positionen schneller eingegangen werden. Die jeweilige Wachstumsrate bleibt jedoch immer konstant - mit der Folge, dass nach einer Weile das Gesamtrisiko des Kapitals langsam zurückgeht. In der "fixed fractional Methode" dagegen wird die Wachstumsrate bei konstantem Risiko immer größer.
Damit aus dem Handeln überhaupt ein regelmäßiges Einkommen entstehen kann, müssen zunächst wichtige Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
Handeln ist ein Business. Daher muss es entsprechend aufgebaut und strukturiert werden. Um ein Unternehmen erfolgreich zu gestalten, werden Erfahrung, Planung, Talent und Investment benötigt. Ausdauer führt zum Ziel: Kaum ein Unternehmen ist bereits in der Anfangsphase profitabel, meist dauert es eine gewisse Zeit, bis zumindest die Kosten abgedeckt werden können. Das Ziel beim Handeln sollte wie bei jedem Unternehmen sein, mehr Geld zu generieren, als zu konsumieren. Der Cash-Flow muss effektiv gemanagt werden sonst besteht wenig Aussicht auf ein erfolgreiches Geschäft! Es gibt viele Beispiele von Firmen, die trotz eines hervorragenden Produkts bankrott gingen; denn ein gutes Produkt ist noch lange keine Garantie für ein erfolgreiches Unternehmen. Viele Händler konzentrieren sich nur auf ihr "Produkt" - egal ob Handelssystem, Indikator oder z. B. Handelstechnik - und verbringen viel Zeit damit, dieses immer wieder zu ändern. Sie investieren viel Geld in die Herstellung neuer Produkte, beispielsweise in zusätzliche Software, und arbeiten so auf Kosten des Cash-Flows.
Handeln ist ein schwieriges Geschäft: der Erfolg ist direkt abhängig von der Disziplin. Der Handel benötigt im Vergleich zu anderen Geschäften ein relativ niedriges Investitionskapital. Hiermit meine ich nicht das Kapital, das zum eigentlichen Handeln bereitgestellt wird, sondern die Ausgaben für Computer, Software, Daten usw. Da diese geringen Kosten immer die gleichen sind, egal ob ein € 10.000 oder ein € 100.000 Konto gehandelt wird, reißen sich eine enorme Anzahl von Händlern um die Profite.
In schwierigen Zeiten wird gespart, in guten Zeiten wird investiert. Die Erträge im Handel kommen von den Netto Gewinnen, d.h. Gewinne nach Abzug der Kommission. Wie in anderen Geschäften auch fluktuieren diese Erträge und sind abhängig von den zugrunde liegenden Marktgegebenheiten. Es gibt Perioden, in denen die Erträge merklich zurückgehen, und es wird immer wieder Perioden geben, die mit Verlust abschließen. Das ist die Natur der meisten Unternehmen und für den Handel gibt es keine Sonderregelung.
Positionen, die mit Verlust geschlossen wurden, sind die Kosten, die anfallen, um das Geschäft zu betreiben. Sie sind ein normaler Bestandteil des Geschäftes und sollten vom Händler als solche erkannt und akzeptiert werden. Verluste können nicht eliminiert, müssen aber minimiert werden - Unaufmerksamkeit oder Flüchtigkeitsfehler können und müssen erkannt und beseitigt werden! Das "Produkt" sollte erst dann geändert werden, wenn die Verluste trotzdem noch übermäßig groß bleiben.
Wenn der Punkt erreicht wird, an dem die Erträge größer als die Kosten sind, fängt das Cash-Flow-Mangement erst richtig an zu arbeiten. Das Unternehmen wächst und Entscheidungen müssen getroffen werden, z. B., wie nun die Erträge angelegt bzw. investiert werden sollen.
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Charttechniker wissen nicht ob sie mit Äpfeln, Birnen oder Zitronen handeln, weil Fundamentalanalyse über ihren Horizont geht, aber der getrübte Blick auf den Depotstand zeigt die Realität.
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