Quelle: Süddeutsche Zeitung
Spiel mit dem Feuer
Die Show ist zu Ende. Leichtgläubig hatte die EU darauf vertraut, dass die amerikanische Konjunkturschwäche an den Europäern vorüberzieht. Selbst als sich zu Jahresanfang die dunklen Wolken jenseits des Atlantiks schon zusammenballten, übten sich die EU-Politiker noch in Zweckoptimismus. Nun müssen auch die notorischen Schönredner kleinlaut einen Irrtum einräumen. Europa kann sich nicht wie eine Insel der Glückseligen von der amerikanischen Wirtschaftsmacht abkoppeln. Die enge Verflechtung durch gegenseitige Direktinvestitionen, die in Zeiten des Aktienbooms die Anleger beiderseits des Atlantiks erfreute, wirkt jetzt nachteilig: Wenn die amerikanische Auto- Produktion von DaimlerChrysler lahmt, bekommt auch der Stern in Stuttgart einige Schrammen. Das ist die Kehrseite der Globalisierung.
Die deutsche Volkswirtschaft ist im Vergleich zu Frankreich viel exportabhängiger. Kein Zufall, dass die Bundesrepublik beim Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone einen hinteren Platz einnimmt. Freilich können solche Erklärungen die Wähler nicht beruhigen. Gerhard Schröder wird danach beurteilt, ob es gelingt, die Arbeitslosigkeit zu verringern und die Inflation in Grenzen zu halten. Kann die EU dem Kanzler aus der Patsche helfen?
Im September treffen sich die Finanzminister der EU im belgischen Lüttich, um über die Wirtschaftslage zu beraten. Der öffentliche Druck wird wachsen, ein Paket zur Ankurbelung der Konjunktur zu verabschieden.Die EU sollte sich allerdings nicht auf untaugliche Rezepte einlassen. Die Sanierung der öffentlichen Haushalte ist keineswegs zufrieden stellend. Ebenso wie Frankreich, Italien und Portugal hat Deutschland nur wenig Spielraum, vom Stabilitätspfad abzuweichen. Zwar liegt die Neuverschuldung unterhalb der Maastrichter Drei-Prozent-Marke. Doch Ausgabensteigerungen, die den Stabilitätspakt infrage stellen, sind ein schlechtes Signal für den Euro.
Die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mit ihrem Gerede über eine höhere Defizitquote schon jetzt erheblichen Flurschaden angerichtet: Rom trägt dazu bei, das Vertrauen in den Euro an den internationalen Finanzmärkten leichtfertig zu verspielen. Nationale Alleingänge sind in der Währungsunion ein gefährliches Manöver, weil alle zwölf Mitglieder in einem Boot sitzen. Dies gilt auch für teure Konjunkturprogramme, die ohnehin nur ein Strohfeuer entfachen können und notwendige Strukturreformen verzögern.
Gruss
V2000
Spiel mit dem Feuer
Die Show ist zu Ende. Leichtgläubig hatte die EU darauf vertraut, dass die amerikanische Konjunkturschwäche an den Europäern vorüberzieht. Selbst als sich zu Jahresanfang die dunklen Wolken jenseits des Atlantiks schon zusammenballten, übten sich die EU-Politiker noch in Zweckoptimismus. Nun müssen auch die notorischen Schönredner kleinlaut einen Irrtum einräumen. Europa kann sich nicht wie eine Insel der Glückseligen von der amerikanischen Wirtschaftsmacht abkoppeln. Die enge Verflechtung durch gegenseitige Direktinvestitionen, die in Zeiten des Aktienbooms die Anleger beiderseits des Atlantiks erfreute, wirkt jetzt nachteilig: Wenn die amerikanische Auto- Produktion von DaimlerChrysler lahmt, bekommt auch der Stern in Stuttgart einige Schrammen. Das ist die Kehrseite der Globalisierung.
Die deutsche Volkswirtschaft ist im Vergleich zu Frankreich viel exportabhängiger. Kein Zufall, dass die Bundesrepublik beim Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone einen hinteren Platz einnimmt. Freilich können solche Erklärungen die Wähler nicht beruhigen. Gerhard Schröder wird danach beurteilt, ob es gelingt, die Arbeitslosigkeit zu verringern und die Inflation in Grenzen zu halten. Kann die EU dem Kanzler aus der Patsche helfen?
Im September treffen sich die Finanzminister der EU im belgischen Lüttich, um über die Wirtschaftslage zu beraten. Der öffentliche Druck wird wachsen, ein Paket zur Ankurbelung der Konjunktur zu verabschieden.Die EU sollte sich allerdings nicht auf untaugliche Rezepte einlassen. Die Sanierung der öffentlichen Haushalte ist keineswegs zufrieden stellend. Ebenso wie Frankreich, Italien und Portugal hat Deutschland nur wenig Spielraum, vom Stabilitätspfad abzuweichen. Zwar liegt die Neuverschuldung unterhalb der Maastrichter Drei-Prozent-Marke. Doch Ausgabensteigerungen, die den Stabilitätspakt infrage stellen, sind ein schlechtes Signal für den Euro.
Die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mit ihrem Gerede über eine höhere Defizitquote schon jetzt erheblichen Flurschaden angerichtet: Rom trägt dazu bei, das Vertrauen in den Euro an den internationalen Finanzmärkten leichtfertig zu verspielen. Nationale Alleingänge sind in der Währungsunion ein gefährliches Manöver, weil alle zwölf Mitglieder in einem Boot sitzen. Dies gilt auch für teure Konjunkturprogramme, die ohnehin nur ein Strohfeuer entfachen können und notwendige Strukturreformen verzögern.
Gruss
V2000