achten.
PIONIER
Hamburg: Ein "Star" kehrt heim
Marco Börries hat den Microsoft-Gründer Bill Gates das Fürchten gelehrt. Jetzt plant er ein neues Projekt - eine Weltneuheit.
Von Mathias Eberenz
Hamburg - Als Marco Börries 1985 seine Firma Star Division gründet, ist er gerade mal 16 Jahre alt und drückt noch die Schulbank. Damit sein Vertrieb für Computerprogramme im Handelsregister eingetragen werden kann, müssen seine Eltern unterschreiben. Das Startkapital von 2000 Mark schenken sie ihm zur Konfirmation, denn Banken wollen dem Gymnasiasten kein Geld geben.
Heute ist der Mann mit seinen 33 Jahren Multimillionär. Seine Firma, an deren Erfolg bei der Gründung keine Bank glaubte, ist nach Microsoft weltweit die Nummer zwei bei Bürosoftware geworden. Börries hat sein Unternehmen 1999 für geschätzte 60 Millionen Dollar an den US-Softwareriesen Sun verkauft, könnte sich mit dem vielen Geld ein schönes Leben machen. Doch das liegt dem blonden Jungunternehmer offenbar nicht. "Ich wollte eine Auszeit nehmen, doch nach ein paar Monaten hatte ich schon wieder reichlich gute Ideen im Kopf", sagt Börries dem Abendblatt. Deshalb gründete er jetzt eine neue Firma. "Natürlich in Hamburg. Denn da wohnen viele Freunde und ein Großteil meiner Familie."
Doch zurück zu den Anfängen: Börries, der 1986 noch nicht selbst programmieren kann, beauftragt einen Experten, für ihn ein Textverarbeitungsprogramm zu entwickeln. Verkauft wird es aus der elterlichen Garage in Lüneburg für 198 Mark pro Stück. Nur ein Jahr später setzt der Senkrechtstarter nach eigenen Angaben seine erste Million um und schenkt seinem Vater einen Mercedes. Für die Schule hat er jetzt keine Zeit mehr, auf die Universität will er ohnehin nicht. Deutschlands jüngsten Unternehmer zieht es nach Hamburg. Er will ganz oben in der Softwareliga mitspielen - und er nimmt es mit Bill Gates auf. "Die Welt braucht eine Alternative zur Software von Microsoft", verkündet er damals großspurig.
Kaum jemand nimmt ihn ernst - bis er sein Softwarepaket Star Office mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Kalender und E-Mail-Programm auf den Markt bringt. Erstaunt nimmt die Fachwelt zur Kenntnis, dass das Produkt von der Waterkant seinem Pendant Microsoft Office technisch teilweise überlegen ist - und dazu noch Vorteile hat: Es kostet nur die Hälfte, kann von privaten Nutzern sogar kostenlos aus dem Internet geladen werden und läuft zudem auch auf Rechnern, die nicht mit Microsofts Betriebssystem Windows arbeiten.
Börries' Softwarepaket wird zum Renner. Der Unternehmer, der mittlerweile 100 Millionen Mark umsetzt und 270 Mitarbeiter beschäftigt, plant den Börsengang. Doch der US-Softwareriese Sun macht ihm ein Kaufangebot, das er nicht ausschlagen kann - knapp 60 Millionen Dollar. Börries bekommt gleichzeitig einen gut bezahlten Posten als Stellvertreter von Sun-Chef Scott McNealy in der kalifornischen Hightech-Region Silicon Valley. Anfang 2001 verlässt er den Konzern, zieht sich ins Privatleben zurück. "Ich wollte nach fünfzehn Jahren harter Arbeit einfach mal zwei Jahre ausspannen", sagt er.
Doch anstatt der Hightech-Welt den Rücken zu kehren, rüstet der umtriebige Softwarepionier sein Haus in Kalifornien auf, lässt Glasfaserkabel legen, stellt Fernseher und PC-Monitore auf Flachbildschirme um, installiert eine digitale Haussteuerung. "Ich wollte einfach all das ausprobieren, was dem Normalbürger erst in drei Jahren blüht", sagt der zweifache Familienvater, dessen Frau im Juni das dritte Kind erwartet. "Dabei ist mir aufgefallen, wie viele verschiedene digitale Endgeräte in unser Leben kommen, und dass es immer schwieriger wird, sie zu bedienen." Handys, MP3-Player oder Camcorder müssten schließlich je nach persönlichen Wünschen konfiguriert werden. Doch wie lassen sich diese Daten übertragen, wenn man sich zum Beispiel ein neues Handy kauft? Und wie können Firmen möglichst ohne viel Aufwand zum Beispiel Alarmanlagen oder Bankautomaten aus der Ferne warten?
VerdiSoft, Börries' neue Firma mit Sitz in Hamburg und im kalifornischen Palo Alto, will da Abhilfe schaffen. "Wir haben eine Weltneuheit entwickelt. Softwarelösungen für das Management digitaler Endgeräte ist einer der letzten großen Aufgaben im IT-Markt", sagt der Wahl-Hamburger, der sich gerade ein Haus in Othmarschen zugelegt hat. Von der Hansestadt aus will er den europäischen Markt erobern. Je 20 Mitarbeiter sitzen schon in Hamburg und Palo Alto. Bis Jahresende sollen es doppelt so viele sein. Acht Millionen Dollar streckt er aus eigener Tasche vor, um VerdiSoft als Global Player am Markt aufzustellen.
"Wir werden schon zum Sommer die ersten Umsätze machen und wollen natürlich an die Börse, an die New Yorker Nasdaq", sagt Börries. Keine Angst vor Microsoft? "Wenn Bill Gates ein ähnliches Produkt anbietet, wäre das wie ein Ritterschlag. Es würde meine Visionen bestätigen."
Dass er gegen Microsoft antreten kann, hat er bewiesen. Außerdem hat er diesmal ein Jahr Vorsprung. Mindestens.
Die Software-Erfolge des Marco Börries
Mit VerdiSoft (Hamburg und Palo Alto, Kalifornien) hat der Hamburger Softwarepionier Marco Börries bereits seine dritte Firma gegründet. Seinen ersten Erfolg feierte er mit dem 1986 gegründeten Unternehmen Star Division. Dessen Bürosoftware Star Office läuft auf weltweit vielen Millionen Computern. Nur Microsoft Office ist weiter verbreitet. Für geschätzte 60 Millionen Dollar verkaufte Börries die Firma 1999 an Sun. Auch die 1997 gegründete Hamburger Firma Star Finanz war ein Erfolg. Börries hat Deutschlands beliebteste Homebanking-Software an die Sparkassen-Finanzgruppe verkauft. (me)
Gruss julius
PIONIER
Hamburg: Ein "Star" kehrt heim
Marco Börries hat den Microsoft-Gründer Bill Gates das Fürchten gelehrt. Jetzt plant er ein neues Projekt - eine Weltneuheit.
Von Mathias Eberenz
Hamburg - Als Marco Börries 1985 seine Firma Star Division gründet, ist er gerade mal 16 Jahre alt und drückt noch die Schulbank. Damit sein Vertrieb für Computerprogramme im Handelsregister eingetragen werden kann, müssen seine Eltern unterschreiben. Das Startkapital von 2000 Mark schenken sie ihm zur Konfirmation, denn Banken wollen dem Gymnasiasten kein Geld geben.
Heute ist der Mann mit seinen 33 Jahren Multimillionär. Seine Firma, an deren Erfolg bei der Gründung keine Bank glaubte, ist nach Microsoft weltweit die Nummer zwei bei Bürosoftware geworden. Börries hat sein Unternehmen 1999 für geschätzte 60 Millionen Dollar an den US-Softwareriesen Sun verkauft, könnte sich mit dem vielen Geld ein schönes Leben machen. Doch das liegt dem blonden Jungunternehmer offenbar nicht. "Ich wollte eine Auszeit nehmen, doch nach ein paar Monaten hatte ich schon wieder reichlich gute Ideen im Kopf", sagt Börries dem Abendblatt. Deshalb gründete er jetzt eine neue Firma. "Natürlich in Hamburg. Denn da wohnen viele Freunde und ein Großteil meiner Familie."
Doch zurück zu den Anfängen: Börries, der 1986 noch nicht selbst programmieren kann, beauftragt einen Experten, für ihn ein Textverarbeitungsprogramm zu entwickeln. Verkauft wird es aus der elterlichen Garage in Lüneburg für 198 Mark pro Stück. Nur ein Jahr später setzt der Senkrechtstarter nach eigenen Angaben seine erste Million um und schenkt seinem Vater einen Mercedes. Für die Schule hat er jetzt keine Zeit mehr, auf die Universität will er ohnehin nicht. Deutschlands jüngsten Unternehmer zieht es nach Hamburg. Er will ganz oben in der Softwareliga mitspielen - und er nimmt es mit Bill Gates auf. "Die Welt braucht eine Alternative zur Software von Microsoft", verkündet er damals großspurig.
Kaum jemand nimmt ihn ernst - bis er sein Softwarepaket Star Office mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Kalender und E-Mail-Programm auf den Markt bringt. Erstaunt nimmt die Fachwelt zur Kenntnis, dass das Produkt von der Waterkant seinem Pendant Microsoft Office technisch teilweise überlegen ist - und dazu noch Vorteile hat: Es kostet nur die Hälfte, kann von privaten Nutzern sogar kostenlos aus dem Internet geladen werden und läuft zudem auch auf Rechnern, die nicht mit Microsofts Betriebssystem Windows arbeiten.
Börries' Softwarepaket wird zum Renner. Der Unternehmer, der mittlerweile 100 Millionen Mark umsetzt und 270 Mitarbeiter beschäftigt, plant den Börsengang. Doch der US-Softwareriese Sun macht ihm ein Kaufangebot, das er nicht ausschlagen kann - knapp 60 Millionen Dollar. Börries bekommt gleichzeitig einen gut bezahlten Posten als Stellvertreter von Sun-Chef Scott McNealy in der kalifornischen Hightech-Region Silicon Valley. Anfang 2001 verlässt er den Konzern, zieht sich ins Privatleben zurück. "Ich wollte nach fünfzehn Jahren harter Arbeit einfach mal zwei Jahre ausspannen", sagt er.
Doch anstatt der Hightech-Welt den Rücken zu kehren, rüstet der umtriebige Softwarepionier sein Haus in Kalifornien auf, lässt Glasfaserkabel legen, stellt Fernseher und PC-Monitore auf Flachbildschirme um, installiert eine digitale Haussteuerung. "Ich wollte einfach all das ausprobieren, was dem Normalbürger erst in drei Jahren blüht", sagt der zweifache Familienvater, dessen Frau im Juni das dritte Kind erwartet. "Dabei ist mir aufgefallen, wie viele verschiedene digitale Endgeräte in unser Leben kommen, und dass es immer schwieriger wird, sie zu bedienen." Handys, MP3-Player oder Camcorder müssten schließlich je nach persönlichen Wünschen konfiguriert werden. Doch wie lassen sich diese Daten übertragen, wenn man sich zum Beispiel ein neues Handy kauft? Und wie können Firmen möglichst ohne viel Aufwand zum Beispiel Alarmanlagen oder Bankautomaten aus der Ferne warten?
VerdiSoft, Börries' neue Firma mit Sitz in Hamburg und im kalifornischen Palo Alto, will da Abhilfe schaffen. "Wir haben eine Weltneuheit entwickelt. Softwarelösungen für das Management digitaler Endgeräte ist einer der letzten großen Aufgaben im IT-Markt", sagt der Wahl-Hamburger, der sich gerade ein Haus in Othmarschen zugelegt hat. Von der Hansestadt aus will er den europäischen Markt erobern. Je 20 Mitarbeiter sitzen schon in Hamburg und Palo Alto. Bis Jahresende sollen es doppelt so viele sein. Acht Millionen Dollar streckt er aus eigener Tasche vor, um VerdiSoft als Global Player am Markt aufzustellen.
"Wir werden schon zum Sommer die ersten Umsätze machen und wollen natürlich an die Börse, an die New Yorker Nasdaq", sagt Börries. Keine Angst vor Microsoft? "Wenn Bill Gates ein ähnliches Produkt anbietet, wäre das wie ein Ritterschlag. Es würde meine Visionen bestätigen."
Dass er gegen Microsoft antreten kann, hat er bewiesen. Außerdem hat er diesmal ein Jahr Vorsprung. Mindestens.
Die Software-Erfolge des Marco Börries
Mit VerdiSoft (Hamburg und Palo Alto, Kalifornien) hat der Hamburger Softwarepionier Marco Börries bereits seine dritte Firma gegründet. Seinen ersten Erfolg feierte er mit dem 1986 gegründeten Unternehmen Star Division. Dessen Bürosoftware Star Office läuft auf weltweit vielen Millionen Computern. Nur Microsoft Office ist weiter verbreitet. Für geschätzte 60 Millionen Dollar verkaufte Börries die Firma 1999 an Sun. Auch die 1997 gegründete Hamburger Firma Star Finanz war ein Erfolg. Börries hat Deutschlands beliebteste Homebanking-Software an die Sparkassen-Finanzgruppe verkauft. (me)
Gruss julius