Hier ein aktueller Bericht nur mal zur Info (Quelle: ntv.de).
Brauer, Bäcker und Metzger warnen
E10 verteuert Lebensmittel
Der Streit um die Kraftstoffsorte E10 geht in die nächste Runde: Bäckerhandwerk und Nahrungsmittelindustrie warnen vor steigenden Preisen für Lebensmittel, wenn Rohstoffe für Futtermittel weiter in die Produktion von Biosprit fließen. Milch und Joghurt könnten bis 15 Prozent teurer werden, heißt es. Der Preis für Braten, Wurst und Schnitzel dürfte sogar um 20 Prozent steigen.
Glückliche Tiere schweben über einer Wurstfabrik des ostwestfälischen Familienunternehmens Tönnies: Auch Bäcker und Brauer springen auf den E10-Protestzug auf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Bio-Kraftstoff E10 lässt in Deutschland nach Angaben von Verbänden und Unternehmen der Lebensmittelbranche die Lebensmittelpreise steigen. "E10 verschärft den Preisdruck dramatisch, weil viel Futtermittel in die Biogas- und Bioethanolgewinnung verschwindet", sagte der Geschäftsführer des größten deutschen Fleischwarenherstellers Tönnies Fleischwerk, Clemens Tönnies, der "Bild"-Zeitung. Auf den allgemein stark gestiegenen Preisdruck durch die hohen Energiepreise ging der Fleischwarenexperte nicht ein. Für die Herstellung des Bio-Kraftstoffs E10 werde eine große Menge Getreide benötigt, das in der Landwirtschaft als Nahrungs- und Futtermittel fehle, argumentierte Tönnies.
"142 Millionen Tonnen Getreide wurden weltweit im letzten Jahr für Biosprit verbraucht - genug, um 420 Millionen Menschen ein Jahr lang zu ernähren", sagte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter. Mit jeder 50-Liter-Tankfüllung des Biokraftstoffs E10 liefen 15 Kilogramm Getreide in den Tank. Die gleiche Menge Getreide reiche zur Herstellung von rund 18 Kilogramm Brot.
Bäcker setzen lieber auf Erdöl
Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, habe deshalb vor Preiserhöhungen von 3 bis 5 Prozent bei Backwaren gewarnt. "Es ist absurd, Getreide zu verbrennen, während manche Menschen auf der Welt nicht genug zu essen haben", sagte Becker der Zeitung.
Hübsch gemacht: offizielles Informationsmaterial zum Biosprit E10.
(Foto: dpa)
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) rechne ebenfalls mit steigenden Lebensmittelpreisen. "Bei Produkten aus Schweine und Rindfleisch rechnen wir mit Preiserhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent", sagte BVE-Vorsitzender Jürgen Abraham dem Blatt. Bei Milchprodukten wie Käse und Joghurt werde es eine Verteuerung um 10 bis 15 Prozent geben.
Dem Bericht zufolge werden beim Mästen der Tiere drei Kilogramm Getreide für ein Kilogramm Fleisch benötigt. Das sei der Kostenanteil bei der Fleisch-Herstellung. Geflügel und Hühnereier werden demnach laut PHW-Gruppe, dem mit "Wiesenhof" größten deutschen Geflügelfleischproduzenten, um 10 bis 15 Prozent teurer.
Überzogene Warnungen?
Auch die deutschen Bierbrauer rechneten mit steigenden Preisen. "Bei einigen Brauereien könnte der steigende Rohstoffpreis in Kombination mit höheren Energie- und Personalkosten dazu führen, dass Bier teurer wird", sagte Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauer-Bund. Durchschnittlich sei ein Anstieg um rund 25 Cent pro Kiste Bier möglich.
Es gibt allerdings auch kritische Gegenstimmen aus der Branche: Der deutsche Bauern-Verband (DBV) sieht in den steigenden Preisen kein Problem für die Verbraucher. DVB-Präsident Gerd Sonnleitner: "Wenn die Nahrungsmittel jetzt aus den Discounter-Tiefstpreisen herauskommen, ist das eine Wertschätzung für die Arbeit der Bauernfamilien und keine Katastrophe für unsere Verbraucher."
Deutsche Bundesbürger würden durchschnittlich nur 11 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Das sei ein deutlich geringerer Anteil als in anderen europäischen Ländern.