Brot und Bildung statt Bomben
Von Holger Kulick
7,5 Millionen Menschen sind in Afghanistan auf der Flucht. Aber nicht erst, seit die US-Regierung mit einem Angriff droht. Jetzt erst wird ihre Not von der Politik erkannt - und möglicherweise militärisch mißbraucht. Darüber hinaus fehlen Konzepte, um die von der UNO angekündigte humanitären Offensive mit Inhalt zu füllen.
Berlin - "Wir dürfen uns nicht benutzen lassen", sagt Ulrich Post, der Sprecher der Deutschen Welthungerhilfe. Militärischen Aktionen, damit Brot ins Land kommen kann, steht er eher skeptisch gegenüber. Denn die Ankündigung der USA, möglicherweise zunächst Luftabwehrstellungen der Taliban zu bombardieren, damit humanitäre Hilfsflüge ins Land kommen können, hat ihn misstrauisch gemacht.
"Wir haben 250 lokale Mitarbeiter im Land, um deren Leben wir auch fürchten müssen", sagt Ulrich Post. Diese Sorge um jedes einzelne Menschenleben gehe in jedem Falle vor. Die einheimischen Helfer der Welthungerhilfe sind für die Versorgung von insgesamt 500.000 Menschen verantwortlich. Sie warten dringend darauf, dass ihre deutschen Kollegen wieder ins Land kommen können - ohne Bombenangst.
Sie versorgen derweil Flüchtlinge an den Grenzen zu Tadschikistan und Usbekistan, deren Zahl nach Meinung des Sprechers der Welthungerhilfe in vielen Medienberichten übertrieben wird: "Die sind in der Mehrzahl nicht neu da, sondern schon die ganze Zeit." Nur wahrgenommen habe das niemand. Jetzt stießen in der Regel nur Verwandte zu ihren Familien.
Gemeinsamer Appell im Bundespräsidialamt
Am Freitag trafen sich die Vertreter der Hilfsorganisation mit Bundespräsident Rau und übergaben eine "Berliner Erklärung" zahlreicher Parteien und Verbände. "Gemeinsam für eine Welt ohne Hunger" heißt das Papier, dass eine größere Anstrengung des Nordens fordert, um Hunger und Armut zu bekämpfen. Dies aber nicht nur in Afghanistan, sondern für 1,3 Milliarden Menschen in absoluter Armut weltweit. "Was Not tut, ist nicht nur eine globale Allianz gegen den Terror, sondern auch eine Allianz gegen Armut, Hunger und Umweltzerstörung", fordern die Unterzeichner, von den Grünen bis zum Bauernverband.
Dies setze jedoch voraus, "dass die Entwicklungshilfe nicht weiter beschnitten wird" und "mit dem Schuldenerlass für die armen Länder ernst gemacht wird", lautet der Appell an die Bundesregierung. Insbesondere die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft sowie eine wesentlich stärkere Öffnung der Märkte des Nordens für Produkte aus dem Süden seien wichtig, um Hunger und Armut zu bekämpfen. Dies könne aber nur "eingebettet in umfassende Programme zur Armutsbekämpfung, zum Aufbau von Sozialstrukturen und zur Demokratisierung" gelingen, die auch Rücksicht auf gewachsene Strukturen vor Ort nehmen und auf die Stellung der Frau in den jeweiligen Gesellschaften.
Hungerbekämpfung allein reicht nicht aus
So sensibel hören sich andere Hilfsaufrufe bislang nicht an. Einerseits zeigen sich die Hilfsorganisationen erfreut, dass die USA angekündigt haben, zusätzlich 320 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe in Afghanistan zur Verfügung zu stellen und lieber Brot statt Bomben abwerfen wollen. Zusätzlich bittet die Uno um Hilfe, um weitere 584 Millionen Dollar für eine humanitäre Offensive in Afghanistan zu sammeln, mit der nicht nur Hunger gestillt werden soll. Auch Trinkwasserbrunnen müssen gebohrt werden und winterfeste Häuser und Unterkünfte entstehen. Aber diese großangelegte Bekämpfung akuter Not gilt nur als ein erster Tropfen auf einem heißen Stein.
So ist zum Beispiel von anschließenden Bildungsprojekten für das Land, in dem mehr als 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen als Analphabeten aufwachsen, noch wenig die Rede. Der Aufbau von Schulen sei vor allem auch wichtig, um den Bevölkerungsanstieg zu bremsen, erläutert Ulrich Post. Mädchen, die mit 15 auf der Schulbank säßen, müssten nicht fürchten, zu früh Mutter werden zu müssen.
Einsicht wächst
In der bundesdeutschen Politik scheint unterdessen die Einsicht zu wachsen, vorbeugende Entwicklungshilfe nicht ernst genug genommen zu haben. So forderte Außenminister Joschka Fischer (Grüne) am Freitag "eine neue Ära des Engagements" für Menschenrechte, als er in Berlin zum vertraulichen Gespräch mit 40 Menschenrechtsinitiativen zusammentraf. Bei Regionalkonflikten müsse die Außenpolitik stärker auf regionale Lösungen setzen, die von internationalen Akteuren unterstützt würden, sagte Fischer dabei nach einer Mitteilung des Auswärtigen Amts. Für ihn sei die humanitäre und menschenrechtliche Lage in Afghanistan ein Beweis für die tragischen Konsequenzen, die der Rückzug der internationalen Staatengemeinschaft aus einer Krisenregion nach sich ziehen könne.
Laut Auswärtigem Amt plane die Bundesregierung für die kommenden Tage auch eine internationale Gesprächsoffensive über die politische Zukunft Afghanistans. Dafür seien Vorschläge an die EU ausgearbeitet worden, die hochrangige Diplomaten in Washington, London sowie in Hauptstädten der Region zur Sprache bringen sollen, erfuhr die "Frankfurter Rundschau".
In solchen Strategiepapieren werde auf den im römischen Exil lebenden König Mohammed Sahir Schah als Integrationsfigur für die Einigung Afghanistans nach dem erwarteten Sturz des Taliban-Regimes gesetzt. Daneben sollen die im Norden des Landes kämpfende Anti-Taliban-Allianz und die im Exil lebende Opposition einbezogen werden. Eine "große Ratsversammlung" aller afghanischen Stämme solle unter Leitung des Ex-Königs unter anderem die Ausarbeitung einer Verfassung vorbereiten.
Und die Entwicklungspolitik?
Das alles klingt nach hehren idealistischen Ansprüchen, ohne eine Folgekonzeption für die Bevölkerung bleibt ein Systemwechsel aber nur Makulatur. In diesem Sinne rufen die Unterzeichner der "Berliner Erklärung" zu wesentlich konsequenterer Entwicklungshilfe Deutschlands auf. Denn gerade hier wurde allen Ankündigungen zum Trotz der Entwicklungshilfeetat auch in diesem Jahr nicht erhöht, sondern sank seit Beginn der neunziger Jahre von 0,48 Prozent des Bruttosozialprodukts auf weniger als 0,27 Prozent heute.
"Wir erwarten, dass die Bundesrepublik die Instrumente und die Finanzmittel bereitstellt, um ihren Verpflichtungen ohne Abstriche und Verzug" nachzukommen, trug die Welthungerhilfe im Bundespräsidialamt vor. Das wiedervereinigte Deutschland, das zu Recht die humanitäre und ethischen Dimension seiner Außen- und Entwicklungspolitik betone, sei "sich und der Dritten Welt einen besonderen Beitrag zur Lösung des Weltproblems Nummer 1 schuldig".
Quelle: www.spiegel.de/politik/deutschland
da bin ich ja froh,dass bizzbabe in meiner Abwesenheit im Bord war.Ich denke,jeder,der sich Filme über Afghanistan angesehen hat und die Nachrichten verfolgt,müsste wissen,wie entsetzlich das Leben für die Afghanen schon seit Jahren ist.Allein in der russischen Besatzungszeit sind 1,5 Millionen umgekommen,es gab brutale Abschlachtungen in Herat,(und einer dieser Helfershelfer wohnt mit Familie in Victoria Australien,geschützt vom Secret Service.Kann momentan den Link nicht finden,war ne australische Zeitung)
Der ziemlich neue Film eines französischen Reporters über Afghanistan zeigte im gesamten fruchtbaren Tal der Nordallianz nur Ruinen,liegengebliebene Panzer...
Was man von Kabul zu sehen bekam war ähnlich furchtbar.Relativ selten darf man einen Bericht aus den Flüchtlingslagern filmen,wo die Leuten zu Hunderttausenden in Zelten auf den Winter warten.
Ich hab den Artikel keines wegs als Satire reingestellt.
und für Hahaha:
Auch das mit dem Ebolavirus oder einem ganz ähnlichen stimmt.Es gab das Bild eines 14jährigen Flüchtlingsjungen,dem man die Nasenlöcher zugestopft hat,damit er nicht verblutet.Das einzige,was zu helfen scheint,sind umfangreiche Bluttransfusionen,die die Widerstandskraft des Patienten stärken.Die Schwestern und Ärzte sind vollständig durch entsprechende Kleidung abgeschirmt.Der Virus wird durch das Fleisch von Schafen übertragen.Er wurde in Johannesburg bestätigt.
Ich kann den Artikel leider nicht mehr finden,ich denke er war in der Hindustantimes.