01 Mai 2001, 12:04
PORTRÄT: Nach Absturz glaubt EM.TV-Chef Haffa: "Der Traum ist nicht vorbei"
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Er ist so tief gefallen wie kaum ein anderer der einstigen Stars am Neuen Markt. Noch vor einem Jahr war Thomas Haffa mehrfacher Milliardär und plante mit seinem am Neuen Markt notierten Medienkonzern EM.TV den Angriff auf den US-Riesen Disney. Am Montag musste er den geplagten Kleinanlegern einen Verlust von 2,8 Mrd. DM im vergangenen Jahr präsentieren. Deutlich abgespeckt muss EM.TV künftig unter dem neuen Großaktionär Kirch kleinere Brötchen backen. Dennoch ist sich Haffa sicher: "Der Traum ist nicht vorbei." Mehr als 100 Euro war die EM.TV-Aktie einmal wert. Wer beim Börsenstart 10.000 DM anlegte, saß Mitte 1999 bereits auf einem Paket von 1,7 Mio. DM. Der Konzern mit seinen lange Zeit dreistelligen Wachstumsraten war zwischenzeitlich mehr wert als adidas-Salomon und die Lufthansa zusammen. Mittlerweile sind die Aktien noch gut fünf Euro wert. "ICH BEDAUERE ES, ES TUT MIR LEID" Gerade für die Kleinanleger sei die jüngste Entwicklung bitter. "Ich bedauere es, es tut mir leid", sagte ein sichtlich blasser und abgespannter Haffa der dpa. Zwar habe der Vorstand in der grenzenlosen Euphorie des Neuen Marktes vieles falsch eingeschätzt. "Aber wir haben nicht vorsätzlich etwas böses gemacht." Schließlich sei er als Großaktionär der größte Verlierer. Bei den Hauptversammlungen ließ sich Haffa in den vergangenen Jahren von den Aktionären hymnisch feiern. Er solle doch einmal sein Erfolgsgeheimnis in einem Buch niederschreiben, damit auch andere davon profitieren könnten, schlug ein Kleinaktionär vor. Haffa genoss den Ruhm und beklagte des öfteren, dass der Erfolg in Deutschland zu viele Neider habe. Bei der Fernsehmesse in Cannes und bei anderen Events tauchte er mit der eigenen Yacht auf. RÜCKTRITT KEIN THEMA "Wir leben heute sicherlich zurückgezogener und bescheidener", sagt Haffa. Dennoch will er es noch einmal wissen. Ein Rücktritt sei derzeit kein Thema, aus der Belegschaft und Finanzkreisen spüre er großen Rückhalt. Auch wenn die vergangenen Monaten "wahnsinnig viel Kraft" gekostet hätten, fühle er sich fit für den Neuanfang. "Ich bin da, meine Pumpe funktioniert." Der 49-Jährige hatte sein Handwerk bei Kirch gelernt und baute dort das Video-Geschäft mit auf. 1989 machte er sich selbstständig, gründete EM.TV und baute einen Programmstock von über 30.000 halben Stunden Kinder- und Jugendprogramm auf. Übernommen hatte sich der Konzern dann spätestens mit den milliardenschweren Übernahmen im vergangenen Jahr. Für die Formel 1-Beteiligung und Jim Henson ("Muppetshow") zahlte der Konzern nach Einschätzung von Experten einen viel zu hohen Preis. Abschreibungen und Wertberichtigungen führten nun zu dem dramatischen Verlust. Die Zeiten, in denen sich alle um Haffa scharten, sind vorbei. In der Krise habe er die "echten und die falschen Freunde kennen gelernt", sagte Haffa. Als echter Freund fiel dem Vorstandschef, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft im Zuge der Krise Ermittlungen eingeleitet hat, auf Nachfrage nur einer ein: "Leo Kirch."/DP/aa -- Von Axel Höppner, dpa --
Quelle: DPA
PORTRÄT: Nach Absturz glaubt EM.TV-Chef Haffa: "Der Traum ist nicht vorbei"
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Er ist so tief gefallen wie kaum ein anderer der einstigen Stars am Neuen Markt. Noch vor einem Jahr war Thomas Haffa mehrfacher Milliardär und plante mit seinem am Neuen Markt notierten Medienkonzern EM.TV den Angriff auf den US-Riesen Disney. Am Montag musste er den geplagten Kleinanlegern einen Verlust von 2,8 Mrd. DM im vergangenen Jahr präsentieren. Deutlich abgespeckt muss EM.TV künftig unter dem neuen Großaktionär Kirch kleinere Brötchen backen. Dennoch ist sich Haffa sicher: "Der Traum ist nicht vorbei." Mehr als 100 Euro war die EM.TV-Aktie einmal wert. Wer beim Börsenstart 10.000 DM anlegte, saß Mitte 1999 bereits auf einem Paket von 1,7 Mio. DM. Der Konzern mit seinen lange Zeit dreistelligen Wachstumsraten war zwischenzeitlich mehr wert als adidas-Salomon und die Lufthansa zusammen. Mittlerweile sind die Aktien noch gut fünf Euro wert. "ICH BEDAUERE ES, ES TUT MIR LEID" Gerade für die Kleinanleger sei die jüngste Entwicklung bitter. "Ich bedauere es, es tut mir leid", sagte ein sichtlich blasser und abgespannter Haffa der dpa. Zwar habe der Vorstand in der grenzenlosen Euphorie des Neuen Marktes vieles falsch eingeschätzt. "Aber wir haben nicht vorsätzlich etwas böses gemacht." Schließlich sei er als Großaktionär der größte Verlierer. Bei den Hauptversammlungen ließ sich Haffa in den vergangenen Jahren von den Aktionären hymnisch feiern. Er solle doch einmal sein Erfolgsgeheimnis in einem Buch niederschreiben, damit auch andere davon profitieren könnten, schlug ein Kleinaktionär vor. Haffa genoss den Ruhm und beklagte des öfteren, dass der Erfolg in Deutschland zu viele Neider habe. Bei der Fernsehmesse in Cannes und bei anderen Events tauchte er mit der eigenen Yacht auf. RÜCKTRITT KEIN THEMA "Wir leben heute sicherlich zurückgezogener und bescheidener", sagt Haffa. Dennoch will er es noch einmal wissen. Ein Rücktritt sei derzeit kein Thema, aus der Belegschaft und Finanzkreisen spüre er großen Rückhalt. Auch wenn die vergangenen Monaten "wahnsinnig viel Kraft" gekostet hätten, fühle er sich fit für den Neuanfang. "Ich bin da, meine Pumpe funktioniert." Der 49-Jährige hatte sein Handwerk bei Kirch gelernt und baute dort das Video-Geschäft mit auf. 1989 machte er sich selbstständig, gründete EM.TV und baute einen Programmstock von über 30.000 halben Stunden Kinder- und Jugendprogramm auf. Übernommen hatte sich der Konzern dann spätestens mit den milliardenschweren Übernahmen im vergangenen Jahr. Für die Formel 1-Beteiligung und Jim Henson ("Muppetshow") zahlte der Konzern nach Einschätzung von Experten einen viel zu hohen Preis. Abschreibungen und Wertberichtigungen führten nun zu dem dramatischen Verlust. Die Zeiten, in denen sich alle um Haffa scharten, sind vorbei. In der Krise habe er die "echten und die falschen Freunde kennen gelernt", sagte Haffa. Als echter Freund fiel dem Vorstandschef, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft im Zuge der Krise Ermittlungen eingeleitet hat, auf Nachfrage nur einer ein: "Leo Kirch."/DP/aa -- Von Axel Höppner, dpa --
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