http://www.welt.de/welt_print/article1869076/...zkrise_seit_1930.html4. April 2008, 04:00 Uhr
Investmentlegende Soros sieht schlimmste Finanzkrise seit 1930
Erholung an den Märkten nur ein Strohfeuer
http://www.ariva.de/Wie_tief_fallen_wir_noch_t324213New York - George Soros hält die gegenwärtige Finanzkrise für die schlimmste seit der Großen Depression in den 1930er Jahren. Die gegenwärtige Erholung der Finanzmärkte ist nach Ansicht des US-Milliardärs, der einst gegen die Bank von England spekulierte und durch den Erfolg seines Quantum- Hedgefonds zum "Investmentguru" wurde, nur ein kurzes Intermezzo. "Wir hatten ein gutes Bodenniveau erreicht", sagte Soros im Bezug auf die Rallye am Aktienmarkt, die im März auf die angekündigte Übernahme von Bear Stearns durch JP Morgan Chase & Co. gefolgt war. "Um ein endgültiges Bodenniveau dürfte es sich aber nicht gehandelt haben." Die derzeitige Erholung könnte sechs Wochen bis drei Monate dauern. Danach werde es weiter abwärts gehen.
Aus Sorge um die Verwerfungen an den Finanzmärkten infolge der Subprime-Krise war der 77jährige Soros vergangenen Sommer zu einer aktiveren Rolle beim Quantum Endowment Fund zurückgekehrt.
Einen möglichen nächsten Krisenherd sieht Soros in den Kreditausfall-Swaps. Mit diesen Kontrakten sichern sich Anleihegläubiger gegen eine Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen ab. Soros warnt, dass der Markt für die Ausfall-Swaps unreguliert sei. Niemand wisse, ob die Gegenpartei bei einem Swap-Kontrakt ihren Verpflichtungen bei der Insolvenz eines Anleihe-Emittenten auch wirklich nachkommen kann.
Probleme auf dem Swap-Markt hätten gravierende Folgen: Das am Nominalwert bemessenes Gesamtvolumen liegt bei etwa 45 Billionen Dollar. Dies entspricht etwa der Hälfte des Vermögens der US-Haushalte. Soros empfiehlt, eine Börse mit solider Kapitalstruktur und strikten Einlageanforderungen zu schaffen, an der die Kontrakte gehandelt werden.
Die Wurzeln der gegenwärtigen Probleme reichen nach Ansicht von Soros in die 1980er Jahre zurück. In den Amtszeiten von US- Präsident Ronald Reagan und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher habe die Verschuldung massiv zugenommen, die Aufsicht über Banken und Finanzmärkte sei gelockert worden. Reagan und Thatcher hätten an die Selbstheilungskräfte des Marktes geglaubt, die nicht tragfähige Kursniveaus korrigieren würden. Stattdessen habe diese Politik dazu geführt, dass sich Blasen am Markt für Häuser bildeten. Als die Blase platzte, habe dies den Kreditmarkt erschüttert und den Kollaps von Bear Stearns bewirkt. Um eine künftige Superblase zu vermeiden, müssten die Banken zum einen ihre eigene Kreditaufnahme kontrollieren. Zum anderen müssten sie die Kreditvergabe an Kunden wie Hedgefonds an striktere Konditionen binden.
In seiner Investmentstrategie setzt Soros auf einen weiteren Wertverfall des Dollars und darauf, dass die Kurse von zehnjährigen US-Staatsanleihen nachgeben und amerikanische und europäische Aktien weiter abrutschen. Währungen wie Yen und Euro werden aus Sicht des in Ungarn geborenen Amerikaners gegenüber dem Dollar an Wert gewinnen.
Die Fundamentalsituation in Indien bleibt laut Soros gut. Ungeachtet des jüngsten Kurssturzes hält Soros seine Position im Land aufrecht. Zur Kursentwicklung chinesischer H- Aktien in Hongkong zeigte sich der Investor weniger sicher. Aktien aus den Boom-Ländern China und Indien verhalfen seinem Quantum Endowment Fund vergangenes Jahr zu einer Rendite von 32 Prozent.
http://www.welt.de/welt_print/article1869076/...zkrise_seit_1930.htmlhttp://www.ariva.de/Wie_tief_fallen_wir_noch_t324213