Am 22. Oktober wurde in Nueva Loja, der Hauptstadt der amazonischen Provinz Sucumbíos, ein als "Umweltprozess des Jahrhunderts" getaufter Rechtstreit eröffnet. Ankläger sind 50.000 Indígenas und Bauern des ekuadorianischen Amazoniens. Angeklagt ist der Erdölkonzern Chevron-Texaco. Es ist das erste Mal, dass ein US-amerikanisches Gericht einen Erdölkonzern seines Landes zwingt, vor einem Gericht eines lateinamerikanischen Landes als Angeklagter aufzutreten.
Die Kläger fordern von Chevron-Texaco anderthalb Milliarden US-Dollar Schadensersatz wegen Umweltproblemen und menschlichen Schäden, die das Unternehmen im Laufe von 28 Jahren Erdölförderung - von 1964 bis 1992 - in Ecuador verursacht hat. Dazu fordern einzelne Geschädigte vom Konzern eine Summe von insgesamt 150 Millionen Dollar.
Chevron-Texaco wird beschuldigt, etwa 765 Millionen Hektoliter verschmutztes Wasser in die Natur zurückgeleitet zu haben. Diese verunreinigten Wassermassen haben Flüsse, Seen und Süßwasserquellen verseucht und den Krebstod zahlreicher Menschen sowie das Aussterben verschiedenen Pflanzen- und Tierarten verursacht.
Noch heute sind in den Lagunen das Abwasser und das Rohöl zu sehen, welche die Territorien der Sionas, Secoyas, Cofanes, Kichwas und Shuars verunreinigt haben. Diese Bevölkerungsgruppen fordern nun von Chevron-Texaco auch die Reinigung der 351 ehemaligen Erdölquellen und zahlreicher Gewässer in Nordamazonien.
Der Prozess wurde 1993 vor Gerichtshöfen der US-amerikanischen Staaten Texas und New York angestrengt. Aufgrund des Inhalts und der Charakteristika des Prozesses haben diese aber beschlossen, dass Verfahren vor den ekuadorianischen Gerichten verhandeln zu lassen.
Die Eröffnung des Prozesses wurde von einer Demonstration von Hunderten von Indígenas, Bauern, Ökologisten und Menschenrechtsaktivisten begleitet. Auch die Kameras von CNN, CBS und BBC waren dabei und gaben diesem historischen Moment einen passenden Rahmen. Nun hoffen viele, dass endlich ein Meilenstein in Sachen Gerechtigkeit gesetzt wird und die großen Verbrechen auch verurteilt werden.