von Ronald Gehrt
DAX Daily - Ausgabe vom 14. August 2007
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Die Woche begann im Dax und allen anderen europäischen Börsen mit steigenden Kursen. Das ist fein. Doch die US-Börsen begannen die Woche – was sich erst gegen Handelsende in den USA herausstellte – nur mit knapp behaupteten Kursen. Das ist natürlich dumm. Denn das könnte natürlich bedeuten, dass der Dax heute auf dem Absatz kehrt macht. Haben die hierzulande, die gestern vor allem die Finanztitel wieder nach oben kauften, den falschen Mond angeheult? Sicher ist das noch nicht – gerade in der aktuellen Börsenphase. Aber es könnte durchaus sein.
Erneut haben die Zentralbanken Geld in die Märkte gepumpt – wenn auch weniger als in der Vorwoche. Die Lage an den Kreditmärkten hat sich über das Wochenende keineswegs nachhaltig verändert. Das Risiko, dass der Yen markante Widerstände überwindet und so Unsummen an Carry-Trades aufgelöst werden und die Kapitalmärkte ins Trudeln bringen, ist unverändert hoch. Und der Ölpreis nimmt einen neuen Anlauf nach oben. Wo verbirgt sich also der Grund, die Lage am Montag optimistischer zu sehen als am Freitag zuvor?
Nun, statistisch gesehen steigen die Kurse Montags recht oft. Das ist mittlerweile auch bis zu den Handelsprogrammen an den Derivatemärkten vorgedrungen. Immerhin, ich kenne Leute, die genau deswegen montags Long gehen. Man mag darüber denken, was man möchte ... Ein anderes Argument dürfte gewesen sein, dass sich große Banken beeilten, über Presseerklärungen und Telefonkonferenzen darzulegen, was, wenn überhaupt, wo bei ihnen problematisch sei. Das klingt schon vernünftiger. Aber ist es das auch wirklich?
Das haben sicher einige Akteure geglaubt. Aber gerade die jüngsten Erfahrungen sollten eines glasklar herausstellen: Wir wissen nicht, was wir nicht wissen! Und es ist nicht wahrscheinlich, dass man uns die wahre Lage freiwillig mitteilt. Das war bei den nun ins Rudern geratenen Banken ebenso wenig der Fall wie hinsichtlich der Auswirkungen der Hypothekenkrise als solches. Bis zum letzten Moment wurde beschwichtigt und beschönigt. Das soll jetzt völlig anders geworden sein? Glaubt das wer?
In den USA werden momentan jeden Abend zwei Trader-Veteranen der New Yorker Börse um ihren Kommentar zum jeweiligen Handelstag gebeten. Und auch am Montag, trotz immerhin halbwegs gehaltener Kurse, mochten die beiden unisono nicht optimistisch werden. Beide haben zusammen 100 Jahre Dienstzeit an der New Yorker Börse. Das heißt, jeder von den beiden ist doppelt so lange im Geschäft, wie viele der an den Computern der Hedge Fonds sitzenden Trader überhaupt alt sind!
Wenn solche Männer sprechen, sollte man zuhören. Und deren Fazit – trotz eines relativ ruhigen Handelstages, ausnahmsweise auch mal ohne neue Umsatzrekorde – lautete klipp und klar: Wir wissen nicht, was wir nicht wissen! Oder anders formuliert: Da werden noch reichlich unerfreuliche Nachrichten aus den Hüten gezaubert. Es besteht – nach Ansicht dieser beiden Veteranen – noch keinerlei Grund, hier von einem Ende der Probleme auszugehen. Denn eines ist schwer zu widerlegen: Man kann keinen Unbill in die Kurse einpreisen, den man noch gar nicht kennt! Das kann ich voll und ganz unterschreiben.
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