Fahrplan zur Börsen-Wende

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Fahrplan zur Börsen-Wende

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11.03.01 15:29
Noch fehlt den Börsen der Befreiungssprung. Noch drücken schlechte Meldungen spürbar auf die Kurse. Doch Schritt für Schritt bahnt sich eine Stabilisierung an.

Das wichtigste Barometer der weltweiten Kapitalmärkte wird derzeit viel zu wenig beachtet: die langfristigen amerikanischen Staatsanleihen. Früher waren das die 30jährigen Bonds, nach den Rückkaufprogrammen der US-Regierung sind das nun die 10jährigen Anleihen. Und die sprechen eine klare Sprache: Hier ist vor einigen Monaten (viel früher als bei den Notenbankzinsen!) nicht nur eine geradezu dramatische Wende nach unten vollzogen worden; hier deutet sich für die nächsten Wochen ein neuer Abwärtsschub in den Renditen an. Und das wird die Anleihenkurse steigen lassen, die Aktien stabilisieren und ganz nebenbei auch den Euro anschieben. Zwar werden aller Voraussicht nach auch die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen sinken, (wahrscheinlich von derzeit 4,70 Prozent in die Region um 4,40 Prozent), doch die Sätze an den amerikanischen Märkten bröckeln schneller. Die starke technische Ausgangssituation des Euros gegenüber Dollar, Pfund und Yen ist eine eindrucksvolle Indikation dafür.

Die Zinsen sind gerade erst wieder in Bewegung gekommen. Und nur mit leichter Verzögerung reagieren die Aktienmärkte: Eindrucksvoll der Dow Jones, der die Riege der Pessimisten wieder einmal Lügen straft und eher die 11000er-Marke anpeilt als die 10000er. Eine Entwicklung, die von den Teilindizes Transport und Utilities im Hintergrund bestätigt wird.

Für die weltweiten Kapitalmärkte ist der stabile Dow derzeit die entscheidende Stütze. Umgekehrt formuliert: Sollte der Dow wider Erwarten doch abkippen und unter 10000 brechen, wäre die Gefahr außerordentlich groß; für Börsen, Wirtschaft - und auch für das amerikanische Sozialsystem. Eine Wechselwirkung, auf die wohl keiner so feinfühlig achtet wie Alan Greenspan.

Von einer Stabilisierung sind die reinen Technologie-Märkte noch weit entfernt. Hier geht es erst einmal darum, welche Blue Chips schon durch die Korrektur sind und welchen sie noch bevorsteht. Wobei diese Bewertungsanpassung in vielen Fällen mehrere Phasen einnimmt: Wie etwa bei Yahoo, die trotz eines Rückgangs von mehr als 90 Prozent immer noch jede Unterstützung nach unten durchschlagen. Ein gutes Beispiel, wie mühsam die Bodenbildung an den High-Tech-Märkten verläuft – und auch in den nächsten Monaten noch verlaufen wird.

Die Technologie-Aktien sind es auch, die nun selbst den Dax wieder in Bedrängnis gebracht haben. Der kleine Stabilisierungsansatz zwischen 6060 und 6300 besteht zwar immer noch. Eine nachhaltige Wende aber hat der Index erst geschafft, wenn er über 6800 kommt. Bis dahin besteht weiterhin eine nervöse Schaukelbörse.

Es ist gut für die Märkte, daß die US-Wirtschaft nach Einschätzung von Alan Greenspan nicht in eine Rezession kippt. Damit ist schon einmal der Druck von der Old Economy genommen. Natürlich geht dagegen gerade in den USA in der sogenannten New Economy und ihren angrenzenden Feldern die Bereinigung weiter. Immerhin hat dieser Prozeß nun das Zentrum erreicht: Microsoft, Cisco, Yahoo, Sun, Intel, Oracle und wie die High-Tech-Legenden alle heißen. Bis diese Aktien ihre Korrektur hinter sich haben, sollten klassische Werte die Börsen stützen und vor einem Desaster bewahren. Und wenn dann die Verkaufswellen in den High-Techs ausgelaufen sind und gleichzeitig die Zahlen (allein schon aus Basiseffekten) nicht mehr ganz so düster ausfallen, werden genau diese High-Techs die Aufwärtswende an den Indizes herbeiführen. Wenn das Szenario aufgeht, noch in diesem Frühjahr.

Dr. Anton Riedl, Ressortleiter Money beim Wirtschaftsmagazin DM

TRD869:

dann wollen wir das mal hoffen. o.T.

 
11.03.01 16:27
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