Einzelhandel
Fielmann-Aktie hat einen „Knick“ in der Optik
23. Nov. 2001 Seit dem 11. September haben Anleger schon manche Überraschung hinnehmen müssen, welche Geschäftszweige durch die Terroranschläge alle in Mitleidenschaft gezogen sind. Am Freitag lernen die Börsianer nun, dass durch die Anschläge von Bin Ladin künftig das Sehvermögen der westlichen Welt beeinträchtigt sein könnte.
Zumindest führt Fielmann die wirtschaftliche Lage „die sich mit den Anschlägen im September in den USA weiter verschlechtert hätte“ als Grund für ihre Gewinnwarnung an. Statt des zuvor anvisierten zweistelligen Gewinnwachstums für 2001 geht die Optikerkette nun lediglich von einem gegenüber dem Vorjahr unveränderten Gewinn aus.
M.M. Warburg stuft Aktie ab
In den ersten neun Monaten ist der Jahresüberschuss im Konzern zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 32,7 Millionen Euro gesteigert worden. Der Umsatz habe ebenso deutlich auf 463,5 Millionen Euro zugelegt. Für das Gesamtjahr prognostiziert Fielmann einen Konzernumsatz von rund 624 Millionen Euro nach 578 Millionen Euro im Vorjahr. Der Außenumsatz, inklusive Lizenznehmer und Umsatzsteuer, werde voraussichtlich 765 Millionen Euro betragen, nach zuvor prognostizierten 770 Millionen Euro.
M.M. Warburg stuft nach der Gewinnwarnung die Aktie auf „Halten“ von zuvor „Kaufen“ zurück. Zwar hat Analyst Thilo Kleibauer bereits bezweifelt, dass Fielmann an die zweistelligen Zuwächse im ersten Jahr anknüpfen kann. „Dies hatte allerdings deutlichere Einbußen beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit als von uns erwartet zur Folge“, meint Kleibauer. Bislang sei er - auch wegen der deutlich niedrigeren Steuerbelastung - davon ausgegangen, dass der Gewinn zweistellig zulegen werde.
Zu hohe Gewinnschätzungen
Er wird nun seine Gewinnschätzungen ebenso wie die übrigen Analysten nach unten korrigieren müssen. Im Mittel gingen die Analysten laut Bloomberg von einem Gewinn je Aktie von 2,12 Euro für 2001 aus. Damit geht die Aktie aktuell zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 um. Wahrscheinlich müssen aber auch die Gewinnschätzungen für 2002 nach unten korrigiert werden, die im Durchschnitt bei 2,58 Euro liegen. Dies impliziert immerhin ein Wachstum von 17 Prozent. Die Prognosen scheinen zu optimistisch, nachdem Fielmann selbst nicht mit einer raschen Belebung der Konjunktur rechnet. Dennoch solle 2002 das Ergebnis des laufenden Jahres übertroffen werden.
Auf den ersten Blick ist es wenig verständlich, dass ein Optiker, der nach eigenen Angaben jede dritte Brille in Deutschland verkauft, von der Konjunkturschwäche derartig getroffen wird, dass er die Prognosen nicht halten kann. Brillen zählen zu den notwendigsten Utensilien der Bevölkerung. Die wenigsten werden als erstes bei der Sehhilfe sparen. Zudem geht es der Wirtschaft zwar schlecht, aber keineswegs so schlecht, dass die Industrienationen an den lebensnotwendigen Utensilien sparen müssten. Zudem dürfte Fielmann, die sich im unteren Preissegment positioniert haben, eigenlich sogar davon profitieren. Denn in wirtschaftlich schlechten Zeiten könnte die billige Alternative die Designerbrille ersetzen.
Fielmann besser meiden
Bei Fielmann liegt vielmehr die Vermutung nahe, dass nach dem schnellen Wachstum der vergangenen Jahre langsam die Dynamik nachlässt. In Deutschland scheint der Markt zumindest ausreichend mit Fielmann-Geschäften bedient. Zwar verweist Thielbauer auf das Expansionspotenzial im europäischen Ausland für die folgenden Jahre, das Wachstum sichert. "Allerdings dürfte es schwieriger werden, überproportionale Ergebnisverbesserungen zu realisieren", so Kleibauer.
Auch aus charttechnischer Lage kommt die Aktie, die am Freitagnachmittag 3,5 Prozent auf 37,50 Euro verliert, in gefährliches Terrain. Bei rund 36 Euro verläuft der langfristige Abwärtstrend seit Anfang 1998. Dort verläuft auch die horizontale Unterstützung der seit anderthalb Jahren verlaufende Seitwärtsbewegung. Sollte diese brechen, so drohen weitere Kursverluste. Für Anleger bietet der Aktienmarkt derzeit attraktivere Investments. Aktie: Nicht Fielmann, bitte.
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Der Chart zeigt die Kursentwicklung der Fielmann-Aktie in den vergangenen drei Jahren.
Text: @ank
Bildmaterial: dpa
Fielmann-Aktie hat einen „Knick“ in der Optik
23. Nov. 2001 Seit dem 11. September haben Anleger schon manche Überraschung hinnehmen müssen, welche Geschäftszweige durch die Terroranschläge alle in Mitleidenschaft gezogen sind. Am Freitag lernen die Börsianer nun, dass durch die Anschläge von Bin Ladin künftig das Sehvermögen der westlichen Welt beeinträchtigt sein könnte.
Zumindest führt Fielmann die wirtschaftliche Lage „die sich mit den Anschlägen im September in den USA weiter verschlechtert hätte“ als Grund für ihre Gewinnwarnung an. Statt des zuvor anvisierten zweistelligen Gewinnwachstums für 2001 geht die Optikerkette nun lediglich von einem gegenüber dem Vorjahr unveränderten Gewinn aus.
M.M. Warburg stuft Aktie ab
In den ersten neun Monaten ist der Jahresüberschuss im Konzern zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent auf 32,7 Millionen Euro gesteigert worden. Der Umsatz habe ebenso deutlich auf 463,5 Millionen Euro zugelegt. Für das Gesamtjahr prognostiziert Fielmann einen Konzernumsatz von rund 624 Millionen Euro nach 578 Millionen Euro im Vorjahr. Der Außenumsatz, inklusive Lizenznehmer und Umsatzsteuer, werde voraussichtlich 765 Millionen Euro betragen, nach zuvor prognostizierten 770 Millionen Euro.
M.M. Warburg stuft nach der Gewinnwarnung die Aktie auf „Halten“ von zuvor „Kaufen“ zurück. Zwar hat Analyst Thilo Kleibauer bereits bezweifelt, dass Fielmann an die zweistelligen Zuwächse im ersten Jahr anknüpfen kann. „Dies hatte allerdings deutlichere Einbußen beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit als von uns erwartet zur Folge“, meint Kleibauer. Bislang sei er - auch wegen der deutlich niedrigeren Steuerbelastung - davon ausgegangen, dass der Gewinn zweistellig zulegen werde.
Zu hohe Gewinnschätzungen
Er wird nun seine Gewinnschätzungen ebenso wie die übrigen Analysten nach unten korrigieren müssen. Im Mittel gingen die Analysten laut Bloomberg von einem Gewinn je Aktie von 2,12 Euro für 2001 aus. Damit geht die Aktie aktuell zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 um. Wahrscheinlich müssen aber auch die Gewinnschätzungen für 2002 nach unten korrigiert werden, die im Durchschnitt bei 2,58 Euro liegen. Dies impliziert immerhin ein Wachstum von 17 Prozent. Die Prognosen scheinen zu optimistisch, nachdem Fielmann selbst nicht mit einer raschen Belebung der Konjunktur rechnet. Dennoch solle 2002 das Ergebnis des laufenden Jahres übertroffen werden.
Auf den ersten Blick ist es wenig verständlich, dass ein Optiker, der nach eigenen Angaben jede dritte Brille in Deutschland verkauft, von der Konjunkturschwäche derartig getroffen wird, dass er die Prognosen nicht halten kann. Brillen zählen zu den notwendigsten Utensilien der Bevölkerung. Die wenigsten werden als erstes bei der Sehhilfe sparen. Zudem geht es der Wirtschaft zwar schlecht, aber keineswegs so schlecht, dass die Industrienationen an den lebensnotwendigen Utensilien sparen müssten. Zudem dürfte Fielmann, die sich im unteren Preissegment positioniert haben, eigenlich sogar davon profitieren. Denn in wirtschaftlich schlechten Zeiten könnte die billige Alternative die Designerbrille ersetzen.
Fielmann besser meiden
Bei Fielmann liegt vielmehr die Vermutung nahe, dass nach dem schnellen Wachstum der vergangenen Jahre langsam die Dynamik nachlässt. In Deutschland scheint der Markt zumindest ausreichend mit Fielmann-Geschäften bedient. Zwar verweist Thielbauer auf das Expansionspotenzial im europäischen Ausland für die folgenden Jahre, das Wachstum sichert. "Allerdings dürfte es schwieriger werden, überproportionale Ergebnisverbesserungen zu realisieren", so Kleibauer.
Auch aus charttechnischer Lage kommt die Aktie, die am Freitagnachmittag 3,5 Prozent auf 37,50 Euro verliert, in gefährliches Terrain. Bei rund 36 Euro verläuft der langfristige Abwärtstrend seit Anfang 1998. Dort verläuft auch die horizontale Unterstützung der seit anderthalb Jahren verlaufende Seitwärtsbewegung. Sollte diese brechen, so drohen weitere Kursverluste. Für Anleger bietet der Aktienmarkt derzeit attraktivere Investments. Aktie: Nicht Fielmann, bitte.
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Der Chart zeigt die Kursentwicklung der Fielmann-Aktie in den vergangenen drei Jahren.
Text: @ank
Bildmaterial: dpa