19.01.2011 | 15:25 Uhr | Hahn, Rainer
RTE - EMFIS.COM - Vergangene Woche meldeten Chinas Medien vermeintlich Sensationelles: Der Kernforschung des Landes sei es gelungen, eine Technologie zu entwickeln, mit der sich die Menge des einsatzfähigen Atombrennstoffs vervielfachen lasse. Bisher, so die Staatsmedien, verfüge das Reich der Mitte lediglich über Uranvorkommen, die 70 bis 80 Jahre reichen würden. Der Einsatz der neuen Technik gewährleiste aber, dass das Land seine Atomreaktoren mit dem gleichen Material 3000 Jahre lang betreiben könne.
Die neue Technologie ist selbstredend geheim. Allerdings nahm die internationale Fachwelt den chinesischen "Durchbruch" relativ unbeeindruckt zur Kenntnis. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier lediglich um eine Neuauflage der Brutreaktor-Technologie, bei der nicht spaltbares Uran durch Neutronen-Bestrahlung zu spaltbarem Plutonium umgewandelt wird. In klassischen Wiederaufbereitungsanlagen wird das gewonnene Plutonium dann abgesondert, und kommt anschließend in neuen Brennstäben zum Einsatz.
In Deutschland sind diese Technologien bereits seit Jahrzehnten bekannt. Ihre Umsetzung fiel aber den Protesten in Kalkar und Wackersdorf zum Opfer. Erstaunlich an der Meldung aus China ist also nicht das Vorhandensein solcher Technologien an sich. Viel bemerkenswerter ist, dass das Land fest dazu entschlossen ist, die damit verbundenen Herausforderungen unter Einsatz aller Mittel zu meistern. Und dafür gibt es gute Gründe.
2010 stieg Chinas Stromverbrauch um spektakuläre 14,6 Prozent. Mehr als 70 Prozent dieses Stroms wurden in Kohlekraftwerken produziert, was dazu geführt hat, dass der einstmals größte Kohleproduzent der Welt inzwischen gewaltige Mengen Kohle importieren muss. Bei Öl und Gas kann sich das Land trotz erheblicher Förderanstrengungen ebenfalls längst nicht mehr selbst versorgen. Und die Rechnungen, die für fossile Brennstoffe aus dem Ausland eintreffen, werden wegen der allgemein steigenden Rohstoffnotierungen immer höher.
Peking setzt deshalb auf den massiven Ausbau alternativer Energien â€" und daneben zwangsläufig auch auf die Atomenergie. Derzeit sind in China 13 Kernkraftwerke in Betrieb, deren Zahl aber bis 2020 auf 80 steigen soll. Dann sollen Atommailer mit einer Kapazität von 80.000 Megawatt am Netz sein. Diese gewaltige Leistung liegt nur leicht unter der Kapazität aller Kraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland zusammen.
Allein die Investitionen der staatlichen China National Nuclear Corporation werden in den kommenden 10 Jahren bei mehr als 100 Milliarden Dollar liegen. Hinzu kommen noch die Investitionen der einzelnen staatlichen oder privaten Versorgerunternehmen. Dieser riesige Kuchen hat Technologiekonzerne aus aller Welt angelockt. Der Löwenanteil der Aufträge soll in Zukunft aber den heimischen Unternehmen zufließen. Bereits 2010 kletterte deren Anteil am gesamten Ordervolumen der Atomwirtschaft von zuvor 55 auf 77 Prozent.
Chinas Energiehunger eröffnet Aktienanlegern hervorragende Perspektiven. Ob bei den Kraftwerksbauern, in der Öl- und Kohleförderung oder bei den alternativen Energien - die Wachstumsstories im chinesischen Energiesektor haben auch in Zeiten steigender Leitzinsen Bestand. Investoren, die sich hier engagieren, partizipieren automatisch an einem der großen Megatrends unserer Zeit.
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