Beim Umgarnen von Kunden ist Freenet mittelmäßig erfolgreich. Bei dem zum Verkauf stehenden DSL-Geschäft ging die Zahl der Anschlüsse jedenfalls zurück. Freenet hat dafür gute Gründe – und überzeugt die Börse.
Die im TecDax notierte Freenet-Aktie legt zeitweise fünf Prozent zu. Zwar sah die heute Morgen veröffentlichte Quartalsbilanz nicht übermäßig gut aus. Doch die Quartalszahlen seien nur auf den ersten Blick enttäuschend, schrieben die Analysten der DZ Bank in einer Kurzanalyse. Der Rückgang der Kundenzahlen gehe größtenteils auf Bereinigungen zurück, die auch alle Netzbetreiber derzeit durchführten. Bei der Gewinnentwicklung habe es starke saisonale Einflüsse gegeben. Auch die LBBW und Kepler rieten zum Kauf.
Auch die Aktien von United Internet (UI) legten heute zu – was daran liegen könnte, dass UI zusammen mit Drillisch gut ein Viertel an Freenet hält. Zudem hat UI heute endgültige Quartalszahlen veröffentlicht.
Debitel schmälert Ergebis
Die Bilanz zeigt deutliche Einbußen. Nur dank der Übernahme des Rivalen Debitel und des nun größeren Mobilfunkgeschäfts konnte Freenet seinen Umsatz deutlich ausweiten. Die Erlöse stiegen im Auftaktquartal auf 912 Millionen Euro von 376,4 Millionen.
Das operative Ergebnis (Ebit) verringerte sich allerdings um 35 Prozent auf 27,1 Millionen. Damit enttäuschte Freenet die Analystenerwartungen. Im Schnitt lagen die Prognosen der Experten bei einem Ebit von 36 Millionen Euro. Das Konzernergebnis aus den fortgeführten Geschäftsbereichen, ohne das zum Verkauf stehende DSL-Geschäft, sank wegen der Schulden aus dem Debitel-Kauf von 27,1 Millionen auf 10,6 Millionen Euro. Der Schuldenberg ist immens, Ende des ersten Quartals hatte er immer noch eine Höhe von 1,27 Milliarden Euro.
“No frill“ killt Erlöse
Im hart umkämpften DSL-Geschäft läuft es weiter schlecht, die Zahl der Kunden ging im ersten Quartal um 280.000 zurück. Nun hat Freenet nur noch 910.000 Anschlüsse. Vor einem Jahr waren es noch 1,19 Millionen Breitbandkunden, im Schlussquartal des vergangenen Jahres war die Zahl der DSL-Kunden auf 940.000 gesunken. Freenet begründet den Rückgang mit "strengeren Kriterien bei der Neukunden-Auswahl", außerdem habe sich das Unternehmen von "unprofitablen Kunden" getrennt. Freenet will die DSL-Sparte seit gut einem Jahr verkaufen.
Auch im Mobilfunkgeschäft kann sich das Unternehmen dem harten Wettbewerb nicht entziehen. Die Durchschnittserlöse pro Kunde – was in den Telekombilanzen gern mit ARPU bezeichnet wird für "average revenue per user" – gingen zurück. Schuld daran seien sinkende Tarife und so genannte "No frills"-Angebote, erklärt Freenet. "No frills" bedeutet kein Schnickschnack – gemeint sind die Angebote der Billiganbieter, die Handy-Verträge ohne die übliche 24-monatige Vertragsbindung anbieten.
Auch die Zahl der Mobilfunkkunden ging im ersten Quartal weiter zurück – von 19,1 Millionen auf 18,5 Millionen. Das Unternehmen begründet den Schwund ebenso wie beim DSL-Geschäft - mit dem Fokus auf "qualitativ hochwertige Kunden". Außerdem spricht Freenet von einem traditionell schwachen Vierteljahr.
Prognose bestätigt
Bei der der Integration der übernommenen Debitel sieht sich Freenet auf Kurs. Die Zahlen für das erste Quartal lägen voll im Rahmen der Erwartungen, sagte der neue Vorstandschef Christoph Vilanek. Mit einem operativen Cashflow von rund 116 Millionen Euro könne die Entschuldung des Unternehmens weiter vorangetrieben werden.
An der Jahresprognose hält das Unternehmen nach Angaben einer Sprecherin fest. Ende März hatte der damalige Vorstandschef Eckhard Spoerr ein Ebitda-Ziel von 450 Millionen Euro bekräftigt. Wegen der Finanzkrise hält das Management aber vorsichtshalber einen Abschlag von zehn Prozent für möglich.
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