Gazprom hat im ersten Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte erlitten. Vor allem die hohen Kosten für eingekauftes Gas aus Zentralasien hätten belastet, teilte der Erdgaskonzern mit. Hinzu kamen negative Wechselkurseffekte, weil der Dollar gegenüber dem Rubel deutlich an Wert gewonnen hat.
Dem staatlich kontrollierten Konzern kommt in der Wirtschaftspolitik des Kreml eine Schlüsselrolle zu. Gazprom diente in den vergangenen Jahren als Vehikel zur Konsolidierung einer Reihe russischer Energieunternehmen, unter anderem Sibneft und Yukos.
Der Reingewinn Gazproms sank in den ersten drei Monaten des aktuellen Geschäftsjahres auf 110,18 Mrd. Rubel (2,45 Mrd. €). Das entspricht einem Minus von 61 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Nach Ansicht von Analysten dürfte der Gewinn im zweiten und dritten Quartal aber wieder steigen.
Aufgrund der Explosion einer Pipeline wurde im April Russlands Import von teurem Gas aus Turkmenistan
gestoppt. Auch eine Erholung beim Absatz dürfte in der zweiten Hälfte 2009 dazu beitragen, die niedrigeren
Gaspreise wettzumachen. Im ersten Quartal schrumpfte der Absatz aufgrund von Preisstreitigkeiten
mit der Ukraine um fast 24 Prozent. „Das dritte Quartal dürfte dank steigender Gaspreise und Exportvolumen besser ausfallen“, sagte Pawel Sorokin, Analyst bei Unicredit. Durch den Streit mit Kiew über Gaspreise im Januar gingen Gazproms Lieferungen nach Europa zurück. Der Kontinent erhält rund 20 Prozent seines Gases aus Russland über die Ukraine. Dennoch legte der Umsatz während des Quartals um 2,2 Prozent auf 931,4 Mrd. Rubel zu. Höhere Preise glichen den Rückgang beim Absatz wieder aus. Vor allem die hohen Kosten für eingekauftes Gas trugen dazu bei, dass die Kosten insgesamt um 121 Prozent auf 303,5 Mrd. Rubel anschwollen. Der Gesamtabsatz von Erdgas sank auf 140 Milliarden Kubikmeter. Gazproms wechselkursbedingte Verluste durch die Aufwertung des Dollar beliefen sich auf 140 Mrd. Rubel. Die Schwäche des Rubel wirkte sich auf die Nettoschulden des Konzerns aus, die um 17 Prozent anstiegen und per Ende März 1191 Mrd. Rubel betrugen.
Unterdessen weihte Gazprom gestern eine neue Pipeline von Russland nach Südossetien ein. Die 75 Kilometer lange Leitung umgeht Georgien und soll so das Risiko von Gasengpässen verringern. Im vergangenen Jahr wurde die Versorgung über eine Gaspipeline, die durch Georgien führt, unterbrochen. Auslöser waren kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Nachbarland. Die Kosten der neuen Pipeline
schätzt Gazprom auf 15 Mrd. Rubel.
REUTERS, BLOOMBERG, FTD
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