Preisgünstige Notebooks verschafften der unbekannten Firma Gericom die Spitzenposition im Laptop-Markt. Nun schlägt die Konkurrenz hart zurück.
Der Mann mit dem knarrenden österreichischen Akzent platzte fast vor Stolz. Zum ersten Mal, tönte Hermann Oberlehner, sei es gelungen, einen Design-Computer zu bauen, der "sowohl im Büro als auch am Himalaja eingesetzt werden kann". Selbst für James Bond sei das neue Notebook "bestens geeignet".
Sein Freiluft-PC mit der Typenbezeichnung X5, getestet von dem Schnellskifahrer Harry Egger bei einem Weltrekordversuch am Arlberg, werde eine "neue Ära einläuten". Denn der Markt, glaubt Oberlehner, "hat sich total gedreht". Früher wollten die Kunden möglichst leistungsstarke Notebooks, "jetzt geht es hin zu mehr Mobilität".
Flotte Sprüche wie am vergangenen Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Computers sind von Oberlehner, 47, selten zu hören. Meist hält sich der Gründer der Firma Gericom diskret zurück. Seine Spezialität sind preisgünstige Laptops, die als Sonderangebote von Elektronikketten wie Media Markt, aber auch vom Lebensmitteldiscounter Lidl zwischen Nudeln und Nutella in großen Mengen verhökert werden.
Damit hat es der Österreicher weit gebracht. Vergangenes Jahr übernahm die nahezu unbekannte Firma aus Linz die Spitzenposition auf dem Laptop-Markt in Deutschland und Österreich. Ähnlich wie der US-Unternehmer Michael Dell im Bereich der Bürocomputer an die Spitze stürmte, verdrängte Gericom fast im Handstreich die als unschlagbar geltenden Platzhirsche Toshiba, Compaq und Fujitsu Siemens, die bei Laptops eine Art Preiskartell gebildet hatten.
Vergangene Woche wurde Gericom noch auf besondere Weise geadelt: An Stelle der wegen betrügerischer Manipulationen verbannten Comroad AG rutschte das Unternehmen in den Neuer-Markt-Index Nemax 50.
Dennoch hielten sich die Linzer mit Jubelarien und Selbstlob immer zurück. Oberlehners Devise heißt: "Den Ball flach halten!" Für den Mann, der auf einem Bauernhof aufwuchs und sein Arbeitsleben als Automechaniker begann, ist es ohnehin schon "manchmal unheimlich, wie weit ich es gebracht habe".
Weil ihn sein Job als Mechaniker schon bald nicht mehr ausfüllte, besuchte Oberlehner nebenher die Abendschule, machte 1983 sein Abitur nach, studierte Betriebswirtschaft und bekam schließlich eine Stelle als Vorstandsassistent beim österreichischen Stahlkonzern Voest-Alpine.
"Der Intrigenstau bei Voest" schreckte den Aufsteiger schnell wieder ab. Anfang der neunziger Jahre, als Firmengründer wie Theo Lieven bei Vobis, Manfred Schmitt bei Escom oder Jochen Tschunke bei Computer 2000 in Deutschland Furore machten, gründete Oberlehner in Linz eine Firma mit dem kryptischen Namen S plus S GmbH und begann mit der Endmontage von Computern.
Trotz guter Ideen wie dem umweltfreundlichen "Green PC" blieb die Firma ein Winzling. Erst mit der Umbenennung in Gericom AG und dem Börsengang Ende 2000 kam der Durchbruch.
Dabei war der neue Firmenname nicht mal erste Wahl: 17 andere Ideen wurden von den Juristen abgeschmettert. Am Ende blieb die Kurzform von "German Industry Computers" - eine Referenz an die Deutschen, deren Mentalität Oberlehner "näher liegt als der Fatalismus der Österreicher".
Nach dem Börsengang legte seine Firma ein beeindruckendes Wachstumstempo vor. Der Nettogewinn verdoppelte sich sogar, denn auch beim Personal hält Oberlehner den Ball flach. Er beschäftigt nur 300 Mitarbeiter - davon etwa 80 in der Produktion. Sie legen in einem hochmodernen Werk in Linz letzte Hand an die Laptops, die zu 95 Prozent vormontiert aus Taiwan und China geliefert werden.
Nach Oberlehners Blitzsieg im vergangenen Jahr ist auch die Konkurrenz aufgewacht. Vor allem der japanische Toshiba-Konzern, weltweit die Nummer eins im Laptop-Geschäft, schlägt hart zurück und konnte Ende März die Spitzenposition in Deutschland vorerst zurückerobern. Oberlehner dagegen verbuchte im ersten Quartal ein Minus und setzt alle Hoffnungen auf das zweite.
Angesichts eines drohenden Preiskriegs, bei dem der Aufsteiger langfristig keine Chance hätte, ändert er nun seine Strategie. "Wir müssen unsere Zukunft in der Nische sichern", lautet die neue Parole.
Zunächst will Oberlehner die Marke Gericom stärker profilieren. Sein Vorbild ist der österreichische Getränkehersteller Red Bull, der sogar in den USA zu einer Kultmarke wurde. Die erste Chance, dem Vorbild nachzueifern, sieht Oberlehner im unkonventionellen X5 und in einem gerade unterzeichneten Vertrag mit dem österreichischen Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger.
Arnie wird demnächst für das Notebook werben. Außerdem soll es im neuen Schwarzenegger-Film "Terminator 3" prominent ins Bild gerückt werden.
Oberlehner ist begeistert von der Verbindung aus Kino und Computer und träumt schon in anderen Dimensionen: "Als James Bond den Z8 fuhr, bekam BMW riesigen Auftrieb in den USA", erinnert sich der Gericom-Chef. "Warum sollte das mit dem X5 nicht genauso klappen?"
Doch dann rudert er gleich wieder zurück: "So berühmt wie BMW werden wir nie."
spiegel.de
Der Mann mit dem knarrenden österreichischen Akzent platzte fast vor Stolz. Zum ersten Mal, tönte Hermann Oberlehner, sei es gelungen, einen Design-Computer zu bauen, der "sowohl im Büro als auch am Himalaja eingesetzt werden kann". Selbst für James Bond sei das neue Notebook "bestens geeignet".
Sein Freiluft-PC mit der Typenbezeichnung X5, getestet von dem Schnellskifahrer Harry Egger bei einem Weltrekordversuch am Arlberg, werde eine "neue Ära einläuten". Denn der Markt, glaubt Oberlehner, "hat sich total gedreht". Früher wollten die Kunden möglichst leistungsstarke Notebooks, "jetzt geht es hin zu mehr Mobilität".
Flotte Sprüche wie am vergangenen Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Computers sind von Oberlehner, 47, selten zu hören. Meist hält sich der Gründer der Firma Gericom diskret zurück. Seine Spezialität sind preisgünstige Laptops, die als Sonderangebote von Elektronikketten wie Media Markt, aber auch vom Lebensmitteldiscounter Lidl zwischen Nudeln und Nutella in großen Mengen verhökert werden.
Damit hat es der Österreicher weit gebracht. Vergangenes Jahr übernahm die nahezu unbekannte Firma aus Linz die Spitzenposition auf dem Laptop-Markt in Deutschland und Österreich. Ähnlich wie der US-Unternehmer Michael Dell im Bereich der Bürocomputer an die Spitze stürmte, verdrängte Gericom fast im Handstreich die als unschlagbar geltenden Platzhirsche Toshiba, Compaq und Fujitsu Siemens, die bei Laptops eine Art Preiskartell gebildet hatten.
Vergangene Woche wurde Gericom noch auf besondere Weise geadelt: An Stelle der wegen betrügerischer Manipulationen verbannten Comroad AG rutschte das Unternehmen in den Neuer-Markt-Index Nemax 50.
Dennoch hielten sich die Linzer mit Jubelarien und Selbstlob immer zurück. Oberlehners Devise heißt: "Den Ball flach halten!" Für den Mann, der auf einem Bauernhof aufwuchs und sein Arbeitsleben als Automechaniker begann, ist es ohnehin schon "manchmal unheimlich, wie weit ich es gebracht habe".
Weil ihn sein Job als Mechaniker schon bald nicht mehr ausfüllte, besuchte Oberlehner nebenher die Abendschule, machte 1983 sein Abitur nach, studierte Betriebswirtschaft und bekam schließlich eine Stelle als Vorstandsassistent beim österreichischen Stahlkonzern Voest-Alpine.
"Der Intrigenstau bei Voest" schreckte den Aufsteiger schnell wieder ab. Anfang der neunziger Jahre, als Firmengründer wie Theo Lieven bei Vobis, Manfred Schmitt bei Escom oder Jochen Tschunke bei Computer 2000 in Deutschland Furore machten, gründete Oberlehner in Linz eine Firma mit dem kryptischen Namen S plus S GmbH und begann mit der Endmontage von Computern.
Trotz guter Ideen wie dem umweltfreundlichen "Green PC" blieb die Firma ein Winzling. Erst mit der Umbenennung in Gericom AG und dem Börsengang Ende 2000 kam der Durchbruch.
Dabei war der neue Firmenname nicht mal erste Wahl: 17 andere Ideen wurden von den Juristen abgeschmettert. Am Ende blieb die Kurzform von "German Industry Computers" - eine Referenz an die Deutschen, deren Mentalität Oberlehner "näher liegt als der Fatalismus der Österreicher".
Nach dem Börsengang legte seine Firma ein beeindruckendes Wachstumstempo vor. Der Nettogewinn verdoppelte sich sogar, denn auch beim Personal hält Oberlehner den Ball flach. Er beschäftigt nur 300 Mitarbeiter - davon etwa 80 in der Produktion. Sie legen in einem hochmodernen Werk in Linz letzte Hand an die Laptops, die zu 95 Prozent vormontiert aus Taiwan und China geliefert werden.
Nach Oberlehners Blitzsieg im vergangenen Jahr ist auch die Konkurrenz aufgewacht. Vor allem der japanische Toshiba-Konzern, weltweit die Nummer eins im Laptop-Geschäft, schlägt hart zurück und konnte Ende März die Spitzenposition in Deutschland vorerst zurückerobern. Oberlehner dagegen verbuchte im ersten Quartal ein Minus und setzt alle Hoffnungen auf das zweite.
Angesichts eines drohenden Preiskriegs, bei dem der Aufsteiger langfristig keine Chance hätte, ändert er nun seine Strategie. "Wir müssen unsere Zukunft in der Nische sichern", lautet die neue Parole.
Zunächst will Oberlehner die Marke Gericom stärker profilieren. Sein Vorbild ist der österreichische Getränkehersteller Red Bull, der sogar in den USA zu einer Kultmarke wurde. Die erste Chance, dem Vorbild nachzueifern, sieht Oberlehner im unkonventionellen X5 und in einem gerade unterzeichneten Vertrag mit dem österreichischen Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger.
Arnie wird demnächst für das Notebook werben. Außerdem soll es im neuen Schwarzenegger-Film "Terminator 3" prominent ins Bild gerückt werden.
Oberlehner ist begeistert von der Verbindung aus Kino und Computer und träumt schon in anderen Dimensionen: "Als James Bond den Z8 fuhr, bekam BMW riesigen Auftrieb in den USA", erinnert sich der Gericom-Chef. "Warum sollte das mit dem X5 nicht genauso klappen?"
Doch dann rudert er gleich wieder zurück: "So berühmt wie BMW werden wir nie."
spiegel.de