Greenspan weist Krititk an seiner Geldpolitik zurück
US-Notenbankchef Alan Greenspan hat sich gegen seine Kritiker zur Wehr gesetzt. Er bekräftigte, die Geldpolitik in der weltgrößten Volkswirtschaft auch künftig nicht nach dem Vorbild anderer Zentralbanken an festen Vorgaben wie einem definierten Inflationsziel ausrichten zu wollen.
Greenspan bezweifle, dass derartige Instrumente der wirtschaftlichen Entwicklung förderlich seien, sagte Greenspan am Freitag bei der Jahreskonferenz der Kansas City Federal Reserve. Seiner Auffassung nach müssen die Währungshüter vielmehr hinreichend flexibel agieren können, um Konjunkturrisiken rechtzeitig zu bewältigen.
Ob die US-Notenbank (Fed) erfolgreich auf die Folgen der geplatzten Blase am Aktienmarkt aus den neunziger Jahren reagiert habe, könne man erst in einer Weile feststellen. Grundsätzlich zeigte er sich überzeugt, dass die US-Wirtschaft heute besser auf Erschütterungen wie die Anschläge am 11. September 2001 als früher reagieren kann - dank deregulativer Maßnahmen, größerer technischer Neuerungen wie einem besseren Inventur-Management und einem flexibleren Arbeitsmarkt.
Er ziehe es weiterhin vor, die geldpolitischen Entscheidungen an den möglichen Risiken zu orientieren, die vor der US-Wirtschaft liegen, sagte Greenspan. "Einige Kritiker haben argumentiert, eine derartige Politik sei zu undiszipliniert - subjektiv, scheinbar dem persönlichen Ermessen anheim gestellt und schwierig zu erklären."
Kritiker fordern klare Vorgaben
Kritiker, darunter der Fed-Gouverneur Ben Bernanke, hatten gefordert, dass die US-Notenbank (Fed) sich an verlässlichen, klar definierten Maßgaben orientiert und beispielsweise ein Inflationsziel formuliert, das festlegt, bei welchen Teuerungsraten die Währungshüter stabile Preise als gegeben ansehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) etwa sieht die Preisstabilität gewährleistet, wenn die Inflation mittelfristig nahe unter zwei Prozent liegt. Die EZB spricht dabei allerdings nicht von einem Inflationsziel, sondern von einer Toleranzgrenze.
Greenspan äußerte sich dagegen skeptisch zu den Vorteilen eng umrissener Zielvorgaben. "Dass ein derartiger Ansatz zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung führt, ist jedenfalls höchst zweifelhaft", sagte er. In diesem Zusammenhang verwies der seit 1987 amtierende Fed-Chef auf die von der Notenbank angestoßene Debatte über etwaige Deflationsrisiken in den USA. Die Strategie der rechtzeitigen Vorbeugung habe die Fed zu einer Politik veranlasst, die das Risiko einer Deflation begrenzt habe, obwohl nach den meisten geläufigen Prognose-Modellen ein derartiges Ereignis zum damaligen Zeitpunkt nicht abzusehen gewesen sei.
Zweifel an der Reaktionsfähigkeit
Im Frühjahr hatten Fed-Vertreter angesichts der bereits niedrigen Leitzinsen auf mögliche Alternativen zur Bekämpfung einer konjunkturschädlichen Abwärtsspirale aus nachhaltig sinkenden Preisen, rückläufiger Nachfrage und schrumpfender Wirtschaftsleistung verwiesen. An den Finanzmärkten war daraufhin spekuliert worden, die Notenbank erwäge etwa den Rückkauf von Staatsanleihen. Deren Kurse hatten in der Folge kräftig angezogen, was die Renditen entsprechend in den Keller drückte.
Als die Fed dann aber klarstellte, dass solche ungewöhnlichen Maßnahmen unwahrscheinlich seien, legten die Renditen wieder deutlich zu und die Finanzierungskosten beispielsweise für Immobilien-Hypotheken wurden in die Höhe getrieben. Dies belastete wiederum die US-Aktienmärkte und löste Vorwürfe an die Kommunikationspolitik der Fed aus.
Auch kritische Überlegungen zur Reaktionsfähigkeit der US-Wirtschaft ließ Greenspan nicht gelten: Die US-Wirtschaft sei nicht wie behauptet geringeren Erschütterungen als früher ausgesetzt, sondern besser im Stande, sie aufzufangen. "Es ist eine deutliche Zunahme der Flexibilität der US-Wirtschaft festzustellen, Erschütterungen zu verarbeiten", sagte er.
© 2003 Reuters Limited
US-Notenbankchef Alan Greenspan hat sich gegen seine Kritiker zur Wehr gesetzt. Er bekräftigte, die Geldpolitik in der weltgrößten Volkswirtschaft auch künftig nicht nach dem Vorbild anderer Zentralbanken an festen Vorgaben wie einem definierten Inflationsziel ausrichten zu wollen.
Greenspan bezweifle, dass derartige Instrumente der wirtschaftlichen Entwicklung förderlich seien, sagte Greenspan am Freitag bei der Jahreskonferenz der Kansas City Federal Reserve. Seiner Auffassung nach müssen die Währungshüter vielmehr hinreichend flexibel agieren können, um Konjunkturrisiken rechtzeitig zu bewältigen.
Ob die US-Notenbank (Fed) erfolgreich auf die Folgen der geplatzten Blase am Aktienmarkt aus den neunziger Jahren reagiert habe, könne man erst in einer Weile feststellen. Grundsätzlich zeigte er sich überzeugt, dass die US-Wirtschaft heute besser auf Erschütterungen wie die Anschläge am 11. September 2001 als früher reagieren kann - dank deregulativer Maßnahmen, größerer technischer Neuerungen wie einem besseren Inventur-Management und einem flexibleren Arbeitsmarkt.
Er ziehe es weiterhin vor, die geldpolitischen Entscheidungen an den möglichen Risiken zu orientieren, die vor der US-Wirtschaft liegen, sagte Greenspan. "Einige Kritiker haben argumentiert, eine derartige Politik sei zu undiszipliniert - subjektiv, scheinbar dem persönlichen Ermessen anheim gestellt und schwierig zu erklären."
Kritiker fordern klare Vorgaben
Kritiker, darunter der Fed-Gouverneur Ben Bernanke, hatten gefordert, dass die US-Notenbank (Fed) sich an verlässlichen, klar definierten Maßgaben orientiert und beispielsweise ein Inflationsziel formuliert, das festlegt, bei welchen Teuerungsraten die Währungshüter stabile Preise als gegeben ansehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) etwa sieht die Preisstabilität gewährleistet, wenn die Inflation mittelfristig nahe unter zwei Prozent liegt. Die EZB spricht dabei allerdings nicht von einem Inflationsziel, sondern von einer Toleranzgrenze.
Greenspan äußerte sich dagegen skeptisch zu den Vorteilen eng umrissener Zielvorgaben. "Dass ein derartiger Ansatz zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung führt, ist jedenfalls höchst zweifelhaft", sagte er. In diesem Zusammenhang verwies der seit 1987 amtierende Fed-Chef auf die von der Notenbank angestoßene Debatte über etwaige Deflationsrisiken in den USA. Die Strategie der rechtzeitigen Vorbeugung habe die Fed zu einer Politik veranlasst, die das Risiko einer Deflation begrenzt habe, obwohl nach den meisten geläufigen Prognose-Modellen ein derartiges Ereignis zum damaligen Zeitpunkt nicht abzusehen gewesen sei.
Zweifel an der Reaktionsfähigkeit
Im Frühjahr hatten Fed-Vertreter angesichts der bereits niedrigen Leitzinsen auf mögliche Alternativen zur Bekämpfung einer konjunkturschädlichen Abwärtsspirale aus nachhaltig sinkenden Preisen, rückläufiger Nachfrage und schrumpfender Wirtschaftsleistung verwiesen. An den Finanzmärkten war daraufhin spekuliert worden, die Notenbank erwäge etwa den Rückkauf von Staatsanleihen. Deren Kurse hatten in der Folge kräftig angezogen, was die Renditen entsprechend in den Keller drückte.
Als die Fed dann aber klarstellte, dass solche ungewöhnlichen Maßnahmen unwahrscheinlich seien, legten die Renditen wieder deutlich zu und die Finanzierungskosten beispielsweise für Immobilien-Hypotheken wurden in die Höhe getrieben. Dies belastete wiederum die US-Aktienmärkte und löste Vorwürfe an die Kommunikationspolitik der Fed aus.
Auch kritische Überlegungen zur Reaktionsfähigkeit der US-Wirtschaft ließ Greenspan nicht gelten: Die US-Wirtschaft sei nicht wie behauptet geringeren Erschütterungen als früher ausgesetzt, sondern besser im Stande, sie aufzufangen. "Es ist eine deutliche Zunahme der Flexibilität der US-Wirtschaft festzustellen, Erschütterungen zu verarbeiten", sagte er.
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