Mit Schwung Richtung Norden zieht es den Aktienkurs der FinTech Group. Augenscheinlicher Auslöser ist ein Interview von Vorstandschef Frank Niehage in der Zeitung Die Welt, wo er seine Vision von einer "One-Billion-Dollar-Company" für die FinTech Group vortrug. Solch spektakuläre Kursziele verfehlen natürlich nicht ihre Wirkung. 1 Mrd. Dollar sind umgerechnet zurzeit rund 918,5 Mio. Euro. Bezogen auf die gegenwärtig knapp 15,4 Millionen Anteilscheine würde das auf einen Kurs von immerhin fast 60 Euro für die Aktie der FinTech Group hinauslaufen. Zum Vergleich: Momentan kostet das Papier [aktuell] 13,35 Euro.
Noch brisanter sind aber die Gerüchte um einen größeren Anteilsverkauf mit einem vermutlich zweistelligen Millionen-Euro-Erlös. Gegenwärtig besteht die Gruppe aus den beiden Onlinebrokern Flatex und Aktionärsbank sowie dem CFD-Market-Maker CeFDex. Hinzu kommt der Ende März 2015 vollzogene Mehrheitserwerb von XCOM in Finanzkreisen vor allen Dingen für seine White-Label-Bank biw bekannt. Wie boersengefluester.de hört, ranken sich die Verkaufsgerüchte angeblich um die CeFDex. Potenzielle Kandidaten für ein Unternehmen wie CeFDex sind einerseits Wettbewerber wie die in London sitzende CMC Markets. Theoretisch könnte sich aber auch eine heimische Großbank für die Gesellschaft interessieren. Mit ihrem Einstieg bei der Social-Trading-Plattform eToro zeigte sich zuletzt vor allem die Commerzbank als aktiver Marktbegleiter in dem Segment.
Schwer abzuschätzen, was tatsächlich an den Gerüchten dran ist. Offen ist zudem, ob der bei der CeFDex angesiedelte IT-Spezialanbieter Panthera Capital ebenfalls zur Disposition stehen würde. In der Schwebe ist zurzeit auch noch die Zukunft der Aktionärsbank. Hier werden derzeit "alle Optionen" geprüft, wie es heißt also auch ein Verkauf. Operativ blieb das Institut zwar hinter den Erwartungen zurück. Interessant für potenzielle Erwerber ist jedoch die Vollbanklizenz des Unternehmens.
Keine Frage: FinTech Group-CEO Niehage spielt perfekt die Klaviatur des Kapitalmarkts. Die schwachen Konzernzahlen für 2014 mit einem EBITDA-Verlust von knapp 8 Mio. Euro sind komplett in den Hintergrund gerutscht. Vielmehr konzentriert sich der Markt auf die "FinTech-Story" und das für 2015 in Aussicht gestellte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von bis zu 20 Mio. Euro. Gleichzeitig köchelt noch immer das Thema Kapitalerhöhung für eine vollständige Übernahme der XCOM. Boersengefluester.de bleibt dabei: Noch ist der Investmentcase nicht zu 100 Prozent rund insbesondere fehlt uns eine schlüssige Wachstumsstrategie für den europäischen Raum. Andererseits ist Niehage auch erst seit neun Monaten im Amt. Und in dieser Zeit hat er bereits eine Menge bewegt. Zudem befindet sich genügend Geld im Markt. Risikobereite Investoren setzen also weiter darauf, dass das Tempo bei der FinTech Group derart hoch bleibt. Das von Hauck & Aufhäuser genannte Kursziel 17 Euro rückt schon mal in Reichweite. Bis zur "Billion-Dollar-Company" ist es aber noch ein weiter Weg.