Wer noch ein bisschen Bettlektüre braucht, sollte sich das durchlesen.
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Erfolgreiche Mantelneuausrichtungen bringen fast immer spektakuläre Ergebnisse hervor, sei es nun das neue Geschäftsmodell betreffend oder auch die Aktienkursentwicklung. Es gab in den letzten Jahren einige gelungene Manteldeals, aber kaum eine Neuausrichtung verlief Aufsehen erregender wie die des ehemaligen Kurbadbetreibers AG Bad Salzschlirf (AGBS).
Die bereits im Jahre 1900 gegründete Gesellschaft bekam die ständigen Änderungen und Kürzungen im Gesundheitsbereich als privatrechtliches Unternehmen besonders stark zu spüren. Als letzter Rettungsversuch wurde im August 2000 das gesamte operative Geschäft in eine Tochter-GmbH ausgegliedert. Großaktionäre waren zu dieser Zeit der Landkreis Fulda und die Landesbank Hessen-Thüringen, die zusammen etwas über 70 % des Grundkapitals der AGBS hielten. Doch auch dieser Schritt konnte nicht verhindern, dass im Jahr 2001 schließlich Insolvenz angemeldet werden musste. Am 1. Februar 2001 wurde dann das Insolvenzplanverfahren eröffnet.
Am 24. Juni 2002 wurden schließlich die Weichen für den Weg aus der Insolvenz und für eine Wiederbelebung des Börsenmantels der AGBS gelegt: In der außerordentlichen Hauptversammlung in München wurde die Fortsetzung der AG beschlossen und das Aktienkapital von 3,2 Mio. DM (eingeteilt in nur 32.000 Aktien!) auf 1,6 Mio. Euro (eingeteilt in 1,6 Mio. Aktien) umgestellt.
Das Aktienkapital wurde somit per Aktiensplit umgestellt – aus einer 100 DM-Aktie wurden also 50 neue Aktien.
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Der Mantel-Aktien-Report 2007
Eine Investorengruppe um die Buchanan Holding Ltd. mit Sitz auf der Isle of Man hatte die Aktienmehrheit vom Insolvenzverwalter erworben und sich so den damals vermögenslosen Mantel der AGBS gesichert. Die Gesellschaft wurde in Arques AG umbenannt („Arques“ kommt aus dem Spanischen und bedeutet „Bögen“), mit dem Zweck sich als mittelständische Industrie-Holding zu etablieren. Zu diesem Zeitpunkt war der Aktienkurs bereits von 0,20 Euro auf über 3 Euro gestiegen und niemand konnte sich so recht vorstellen was aus der „neuen“ AG werden sollte, die zudem über kein nennenswertes Vermögen verfügte.
Das neue Management um den damaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Dr. Peter Löw und seinen Kollegen Dr. Dirk Markus legte jedoch einen fulminanten Start hin und überraschte die Öffentlichkeit mit guten Meldungen beinahe im Monatstakt. So wurde z. B. am 27. August 2002 das Insolvenzplanverfahren durch den Insolvenzverwalter aufgehoben, am 16. September 2002 wurde das Grundkapital umgestellt, am 03. Oktober wurde der Aufhebungsbeschluss rechtskräftig und im Januar 2003 erfolgte schließlich die Sitzverlegung ins neue Domizil nach Starnberg .
Somit waren erst mal alle administrativen Hürden genommen und die Konzentration auf das operative Geschäft konnte in Angriff genommen werden. Arques konzentriert sich dabei auf den Erwerb, die Sanierung und den anschließenden Weiterverkauf von Unternehmen in Umbruchssituationen, wie z. B. Abspaltung von Konzernteilen, unklare Nachfolgeregelungen oder klassische Turn-Around-Kandidaten. Die so genannte „Arques-Philosophie“ sieht dabei folgendermaßen aus: Ziel ist es, in der Regel einen Kauf der Beteiligung unterhalb des Substanzwertes zu realisieren. Nach jedem Unternehmenserwerb erfordern die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS eine Neubewertung des Unternehmens. Ein Erwerb unterhalb des Substanzwertes führt bei ARQUES nach Abzug der Kosten und Verluste während der Restrukturierung des Unternehmens zu einem so genannten „Bargain Purchase“ (Akquisitionsgewinn). Die gekauften Beteiligungen werden während Ihrer Zugehörigkeit zum Arques-Konzern durch aktives und direktes Management einer „Arques-Task-Force“ unterstützt.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag, was nur einmal anhand einiger weniger Beispiele aus dem Jahr 2003 verdeutlicht werden soll: Am 14. August wurde mit dem Kauf der ersten Beteiligung (Schierholz-Translift, Bremen) offiziell das eigentliche Geschäftsmodell gestartet. Am 22. Oktober wurde bekannt gegeben, dass 29,9 % an der börsennotierten Schaltbau Holding übernommen wurden.
Richtig rund ging es dann im Dezember 2003:
12. Dezember: Übernahme der Infosystems GmbH, Wuppertal
16. Dezember: Verkauf der Schaltbau-Beteiligung und Umbenennung
der Arques AG in Arques Industries AG
23. Dezember: Kauf der LEONI Flex S.A., Burnhaupt/Frankreich.
Diese Liste lässt sich seitdem immer weiter fortsetzen, Interessenten seien an dieser Stelle auf die Arques-Homepage hingewiesen, auf der die Unternehmenshistorie detailliert dargestellt wird.
Auf jeden Fall legte die neu ausgerichtete Arques einen sensationellen Start in ihr zweites Börsenleben hin, alleine im Jahr 2003 konnte die Aktie mit einer Performance von ca. 1.100 % sämtliche Indizes übertreffen und war die deutsche Aktie mit der besten Kursentwicklung. Bereits im September 2005 wurde die Gesellschaft in den SDAX aufgenommen.
Aber auch die Zahlen für das erste Geschäftsjahr konnten sich sehen lassen: Bei einem Umsatz von 28,7 Mio. Euro konnte ein Jahresüberschuss von über 5 Mio. Euro erwirtschaftet werden, der sich daraus ergebende Bilanzgewinn von 3,26 Mio. Euro erlaubte die Ausschüttung einer Dividende von 1 Euro pro Aktie und das Eigenkapital betrug bereits schon ca. 7,6 Mio. Euro - alles wohlgemerkt nach gerade einmal fünf Monaten operativer Tätigkeit! Aktionäre die zum tiefsten Kurs um die 20 Cent
Es gab nur wenige Investoren, die auf einen Erfolg der ehemaligen AG Bad Salzschlirf gesetzt hatten.
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Der Mantel-Aktien-Report 2007
eingestiegen waren, konnten also schon das Fünffache an Dividendenertrag pro Aktie einstreichen im Vergleich zum Kaufkurs!
Inzwischen erwirtschaften die Gesellschaften im Arques-Konzern einen kumulierten Umsatz von über 760 Mio. Euro (2006) woraus sich ein Jahresüberschuss von über 110 Mio. Euro ergab, was einer Steigerung von 131 % zum Vorjahr bedeutet. Die Aktionäre profitieren von einer Dividendensteigerung um 150 % auf 0,51 Euro. Das Eigenkapital beträgt per 30.09.2007 inzwischen stolze 372 Mio. Euro!
Innerhalb weniger Jahre wurde hier aus einer insolventen Gesellschaft, die nur noch mit wenigen hunderttausend Euro bewertet wurde und auf die so gut wie niemand auch nur einen Pfifferling gab, ein Industriekonzern mit einem Börsenwert von fast einer Milliarde Euro gezimmert! Im letzten Jahr konnte mit der SKW Stahl-Metallurgie AG dann auch der erste erfolgreiche Börsengang einer Arques-Beteiligung realisiert werden, der das Geschäftsmodell letztlich bestätigte. Auch für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Arques-Management deutliche Zuwächse bei allen wichtigen Zahlen.
Interessantes Detail am Rande: Arques ist selbst im Bereich der Börsenmäntel unterwegs. So wurden im Jahre 2006 80 % der Anteile der börsennotierten Vorratsgesellschaft Xerius AG von der Carthago-Gruppe übernommen, mit dem Ziel, einer Arques-Beteiligung zu Börsenehren zu verhelfen. Bis dato hat sich bei Xerius aber noch nichts getan, so dass weiter Geduld gefragt ist.
Außerdem wurde auch die Neuausrichtung der ehemaligen Niedermayr Papierwarenfabrik AG vorangetrieben, die bereits schon seit vielen Jahren über kein operatives Geschäft mehr verfügte und nur noch ihr eigenes Vermögen verwaltete. Zwischenzeitlich wurde die AG in Circel Grundbesitz- und Beteiligungs- AG umbenannt. Im August übernahm Arques eine 95%-Mehrheit an dieser Gesellschaft und benannte sie in Arquana International Print & Media AG um. Seitdem werden sämtliche Beteiligungen aus dem Druckbereich unter dem Arquana-Dach gebündelt und die Arquana entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem der führenden Druckspezialisten im Rollenoffsetbereich in Deutschland. Inzwischen hat sich Arques aber bereits schon wieder komplett von seiner Arquana-Beteiligung getrennt.