HomeToGo – Wachstum durch Zukäufe. Abrundung des Angebots oder Verzetteln?
HomeToGo bestätigte mit den Q3-Ergebnissen nur teilweise die hohen Erwartungen, die man durch die Prognose 2023 geweckt hatte. Während der Break-Even aufgrund ausgeprägter Kostendisziplin beim „bereinigtem EBITDA“ weiterhin erreicht werden soll, wurden die Umsatzerwartungen aufgrund einer Nachfrageflaute für Reiseantritte noch in 2023 reduziert (IFRS-Umsatzerlöse in einer Spanne zwischen 158 Mio und 162 Mio EUR, zuvor 165 Mio bis 175 Mio EUR, Buchungserlöse in einer Spanne zwischen 180 Mio und 190 Mio EUR, zuvor 185 Mio bis 205 Mio EUR.) Trotzdem hält man an einer Entscheidung fest, die für das Entwicklungsstadium des Unternehmens ungewöhnlich früh scheint.
Nichtsdestotrotz kann man der Argumentation des Managements etwas abgewinnen. Worum ging’s? Ein Aktienrückkaufprogramm über 10 Mio EUR mit anfänglicher 3,16 EUR Preisobergrenze je HomeToGo Aktie. Neben den Mitteln für den Aktienrückkauf sei genug für Geld für interessante Zukäufe vorhanden – konkreter wurde man auf dem EKF2023 nicht. Dafür gibt es jetzt Klarheit: Zwei Zukäufe, die die Angebotspalette bei HomeToGo ergänzen sollen – dafür nimmt man 31 Mio EUR in die Hand:
2 Anbieter von „Themenreisen und Hotels für Kurzreisen im DACH-Markt“ werden Teil der HomeToGo-Gruppe.
Eine HomeToGo-Tochtergesellschaft hat die Mehrheitsbeteiligung an der KMW Reisen GmbH und der Super Urlaub GmbH erworben. Als Ergebnis dieser Transaktion wird HomeToGo eine 51-prozentige Mehrheitsbeteiligung an dem kombinierten Unternehmen halten. Das kombinierte Unternehmen wird Marken wie kurz-mal-weg.de, kurzurlaub.de und kurzurlaub.at umfassen, welche Themenreisen und Hotels für Kurzreisen mit Fokus auf Urlaubszielen in Deutschland sowie dem benachbarten Ausland anbieten und damit das bestehende Angebot von HomeToGo ab dem 1. Januar 2024 ergänzen (Vollkonsoliiderung).
Kaufpreis 25 Mio EUR Cash, 6 Mio EUR in Aktien. Dafür gibt es 30 Mio Umsatz und ein positives EBITDA von mehr als 7,5 Mio EUR.
Dazu komme ein „marktüblicher Anpassungsmechanismus“ – wäre schön zu wissen in welchem Volumen, bei welchen Milestones. Für das Kalenderjahr 2023 wird erwartet, dass die erworbenen Unternehmen einen untestierten Pro-forma-Umsatz von rund 30 Mio EUR nach HGB und eine untestierte Pro-forma-bereinigte EBITDA-Marge (definiert als Pro-forma-Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Adjustierungen dividiert durch den Pro-forma-Umsatz) von mehr als 25% erzielen.
Dr. Patrick Andrae, Mitgründer & CEO von HomeToGo: „Wir freuen uns sehr, heute die Mehrheitsübernahme bekannt zu geben und zukünftig unsere Kräfte mit den Top-Marken Kurz Mal Weg und Kurzurlaub zu bündeln. Beide Unternehmen stehen an der Spitze in dem äußerst attraktiven Markt für Themenreisen und Hotelangebote für Kurzreisen. Der sich überschneidende geografische Fokus in Kombination mit einer vielversprechenden Kund*innengruppe von Reisenden, die an kurzen Städtetrips und Nebensaison-Reisen interessiert sind, ergänzt in hohem Maße unser Ziel, unseren Marktplatz konsequent weiter auszubauen. Unsere gemeinsamen Reisenden werden wir in Zukunft mit einer noch größeren Angebotsvielfalt ansprechen können. Dies wird eine höhere Kund*innenbindung schaffen und das profitable Geschäft mit HomeToGos Bestandskund*innen weiter stärken.“
Neue HomeToGo-Enkel bleiben selbstständig – Abrundung des Angebots, Crossselling, Wachstum.
Unter dem Schlagwort „Deal rational“ sieht HomeTogo klare Vorteile bei dem Erwerb dieser kleineren Player, die immerhin den grössten Zukauf der Firmengeschichte darstellen: Erweiterung des Angebots an Ferienwohnungen, neue Upsellingeffekte, Crossselling, Erweiterung der Angebotsseite für Nebensaison-Reisen um eine breite Palette an attraktiven Wellness-, Sport-, Gastronomie- und Geschenkgutschein-Angeboten sowie weiteren Services – letztendlich bestätigt man die Leitworte des CFO auf dem EKF23: „driving the profitability are the second or third time customers“.
David Wagner, CEO, Kurzurlaub: „Wir sind begeistert, diesen Meilenstein bei Kurzurlaub erreicht zu haben und uns mit Marken zusammenzuschließen, die ein gemeinsames Verständnis von der Erfüllung von Kundenwünschen haben. Gemeinsam mit Kurz Mal Weg und HomeToGo werden wir es bestehenden und zusätzlichen Anbietern von Unterkünften, Hotels und Aktivitäten ermöglichen, ein noch größeres Publikum an Reisenden anzusprechen und unser starkes Wachstum weiter fortzusetzen.”
Jan Seifried, CEO, Kurz Mal Weg: „HomeToGo und Kurzurlaub teilen unsere Vision, einzigartige Reiseerlebnisse für alle zugänglich zu machen. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Zusammenarbeit unseren Kund*innen ein unvergleichliches Angebot sowie Buchungs- und Reiseerlebnis bieten wird, das die gesamte Branche in Europa bereichert. Dank unserer Expertise können wir bereits jetzt maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die sich auf die Bedürfnisse unserer Reisenden sowie unsere Partner in den Bereichen der Hotellerie und Aktivitäten konzentrieren. Wir freuen uns darauf, dies in Zukunft noch weiter zu verstärken.”
CFO Steffen Schneider „driving the profitability are the second or third time customers“ – Werbekosten entscheiden.
HomeToGo setzt in 2024 auf verstärktes Wachstum – seit Q1-2017 ist das Buchungsvolumen um Faktor 160 bis Q1-2023 gewachsen. Und in 2023 legte man dann mehr wert auf Kostendisziplin, Erreichen des ber. EBITDA-Break-Even, als auf Wachstum um jeden Preis. In 2024 will man gestärkt wieder auf mehr Wachstum setzen. Dabei setzt man auf AI, um die Flut an Angeboten auf den Seiten/Apps der HomeToGo zu sichten. Fotos sollten mit den Beschreibungen der Angebote übereinstimmen – händisch nicht wirtschaftlich realisierbar. Nur ein Beispiel vom digitalen Ansatz der HomeToGo, um mehr vom Markt abzubekommen als der Wettbewerb. Denn der Wettbewerb ist hart, die Zahlen sprechen für HomeToGo – wichtigster Buchungszeitraum ist das Q1, die Hauptumsätze werden im Q3 „gefahren“. Dieses sollte bei Betrachtung der Quartalsberichte des Unternehmens beachtet werden, wie der CFO nachvollziehbar ausführte.
EBITDA – „bereinigt“ – wesentlich sind Q3-Zahlen für das Jahresergebnis bei HomeToGo.
In 2023 musste man nach starken Buchungen im Q1 beim Last-Minute-Geschäft Abstriche hinnehmen – Ergebnis war die reduzierte Umsatzguidance vom 8.11.2023. Bestätigt wurde die Ankündigung den bereinigten EBITDA-Break-Even in 2023 zu erreichen. Dazu bemerkte der CFO, dass hauptsächlich Aktienoptionsprogramme/Aktien-„vergütungen“ den Unterschied zum unbereinigten EBITDA ausmachen würden. Erinnert an die Erklärungen bei SFC Energy vor einigen Jahren.
Ein Aktienrückkaufprogramm, wenn noch kein Breakeven erreicht ist, macht nur dann Sinn, wenn man mehr „Cash“ hält, als man für die operative Fortentwicklung benötigt. Davon scheint beim Management offensichtlich überzeugt. Und eine Nettoliquidität von 139 Mio EUR angesichts der Bilanzrelationen scheint wirklich üppig. Schön, das man jetzt nicht irgendwelche Experimente startet. Sondern dem „Eigentümer“, sprich Aktionär, etwas von seinem Vertrauensvorschuss „zurückgibt“. Also: Positives Signal für den Kapitalmarkt, definitiv. Und der jetzt erfolgte Zukauf scheint ebenfalls „zu passen“. Kein Ausflug in neue Sphären, sondern ergänzendes Angebot zur Abrundung der Angebotspalette – mit dem schönen Nebeneffekt Wachstum und EBITDA-positives Geschäft zu einem nicht überzogen scheinenden Preis zu erwerben (Kaufpreis ca. zum erwarteten Umsatz 2023)
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