Soweit bis jetzt kommuniziert, besteht die Klemme nur bei Depfa, nicht bei HRE
selbst.
Depfa hat gegen das Gebot der Fristenkonformität verstoßen. Nach diesem Gebot
sind langfrsitig ausgereichte Darlehen auch langfristig zu refinanzieren. Ein kleiner
Teil darf allerdings mit kurzfristigen Mitteln aus dem Geldmarkt/Interbankenmarkt
finanziert werden. Bei Depfa war dieser Teil offenbar zu groß, bzw. sie haben
ALLES kurzfristig finanziert. Der Verstoß hat in Zeiten des lockeren Geldes keine
Folgen gehabt. Jetzt, wo in der Folge der Kreditkrise alle Banken die Hand auf ihr
Geld halten und nichts mehr verleihen, ist die Tür plötzlich zugeschlagen.
Inwieweit das Gebot der Fristenkonformität zwingende VORSCHRIFT ist- weiß ich
nicht. Wäre es Vorschrift, hätte Depfa strafbar gehandelt. Das wäre zu klären.
Die weitere Frage ist: hat Funke, hat die HRE das gewusst? Falls nicht: hätte er/
sie es wissen müssen?
Mindestens die zweite Frage kann, muss man mit einem klaren JA beantworten.
Bleibt noch die Möglichkeit, dass man getäuscht wurde. In diesem Fall wäre zu
prüfen, ob nicht eine RÜCKABWICKLUNG (sog. Wandelung) des Depfa-Kaufs in
Betracht käme. Rechtsgrundlage: Anfechtung wegen Irrtum.
Bleibt zum Schluss noch die Frage: haben auch die anderen Banken ihre Liquidi-
tätsengpässe einem Verstoß gegen die Fristenkonformität bei der Refinanzierung
von Langfristdarlehen zu verdanken?
Antwort: ich weiß es nicht. Darüber ist bis jetzt nichts bekannt geworden. Ich
vermute aber stark, dass es der Fall ist. Ganz einfach deswegen, weil die Sub-
primekrise gezeigt hat, dass den Banken nichts zu mies und zu fies war, ihre
Bilanzen aufzupeppen und in der Öffentlichkeit zu glänzen.
Ganz nebenbei: diese Krise, die in letzter Konsequenz der Gewinnsucht der Ban-
ken zu verdanken ist, ist nichts anderes als eine der hässlichen Fratzen der
Shareholder-Value-Kultur. Ohne sie wäre es einer Bank eher möglich, das zu tun,
was richtig ist - und nicht das, was Eindruck schindet.