Herrn Öttinger.
Oder gar die Linke unter Lafontaine, diesen modernen Prototypen
eines Marxisten?
Lieber tot als rot, hat mal wer gesagt.
Österreich - das bessere Uganda
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Hätte der Staat die HRE nicht gestützt, wäre im Fall einer Insolvenz der (noch gute) Ruf des Finanzplatz D. stark beeinträchtigt worden. Dann würde auch die Emission neuer Staatsanleihen teurer (höherer Coupon), weil Investoren mehr Rendite für das "Weniger an Sicherheit" sehen wollen. Außerdem hat der Fall Lehman gezeigt, welche Wellen die Pleite einer Großbank schlagen kann. Niemand auf der Welt will ein solches Pleite-Experiment freiwillig noch einmal durchführen, solange es sich irgendwie verhindern lässt.
D.h. Der Staat hatte eh keine Option. Er musste retten - aus übergeordneten Gründen. Das würde ich auch nicht als "dilettanisches Vorgehen" und "blinden Aktionismus" bezeichnen, Supermario. Da wurde sicherlich sorgsam das Pro und Contra gegeneinander abgewogen. Fakt ist: Die Sache ist politisch wie wirtschaftlich diffizil, zumal mit Flowers ein US-Großinvestor mit im Boot sitzt.
Mit den Staatsbürgschaften wurde zumindest schon mal Zeit gewonnen. Außerdem geht es dabei fast ausschließlich um die Refinanzierung der Depfa. Deren Aktiva (Staatsschulden, teils im Ausland) sind größtenteils relativ wetterfest und keinesfalls mit dem Subprime-Müll der Landesbanken und der IKB zu vergleichen. Schuldner der Depfa sind Staaten und Kommunen mit recht hoher Bonität (meist AAA), während die Subprime-Kredite ohne Prüfung an fast mittellose Habenichts vergeben wurden - also an die denkbar kreditunwürdigste Klientel.
Dass die Depfa dennoch Refinanzierungprobleme bekommen hat, liegt an der stark angewachsenen Risikoscheu der Anleger. Denn auch Staats- und Regionalkrediten sind nicht 100 % vor Ausfall sicher - vor allem nicht in USA, wo etwa Kalifornien bereits zahlungsunfähig geworden ist (zumindest temporär). Ich glaube zwar, dass Kalifornien seine Schulden langfristig bedienen wird. Dass in CA jedoch Anfang 2009 Steuererstattungen wegen Ebbe in der Staatskasse nicht ausgezahlt werden konnten, wirft Sorgenfalten auf - zumindest bei Investoren.
Das wirkliche Problem der Depfa sind die extrem hohen Hebel. Weil Staatskredite so sicher sind (in guten Zeiten), hat sie gemäß ihrem Geschäftsbericht von 2007 (der aktuellste, der vorliegt) die Wahnsinnssumme von rund 200 Mrd. ausgeliehen (siehe unten). Dem steht Eigenkapital von nur 2,95 Mrd. gegenüber (unten). Die Depfa arbeitet daher mit einem Hebel von 68. Das bedeutet: Wenn von den Krediten nur knapp 3 Mrd. ausfällt, ist die Depfa bereits pleite (negatives Eigenkapital). Das entspricht ca. 1,5 % des vergebenen Kreditvolumens. Wenn man bedenkt, dass die Depfa auch an US-Kommunen Kredite vergeben hat und z. B. an die New Yorker U-Bahn, bei der ein 1 Mrd.-Loch klafft, kann man sich ausrechnen, dass Anleger in der gravierendstenen Finanzkrise seit der Großen Depression Angst vor Ausfällen haben, die die extrem dünne Eigenkapitaldecke der Depfa im Nu aufzehren können.
Besonders fatal ist, dass einige US-Kommunen die von der Depfa geliehenen Geld in CDOs (Subprime-Müll) angelegt hatten, um Lehrerpensionen zu verbessern - z. B. Whitefish Bay im US-Staat Wisconsin. Dort lieh sich die Schulbehörde 165 Millionen Dollar von der Depfa (Link: Sie U-Bahn, oben).
Die drohenden Zahlungsausfälle bei den Staatskrediten sind die Hauptursache, warum sich die Depfa auf dem freien Markt nicht mehr kurzfristig refinanzieren kann. Die große Sicherheit der Staatsschulden wird stark relativiert durch die hohe Unsicherheit des extremen Hebels, der kaum Raum für Löcher oder "Irrtümer" offenlässt.
Würde der Staat die HRE übernehmen, wird dieser extreme Hebel plötzlich sehr niedrig. Dann steht nämlich Deutschland mit seiner gesamten Staatskasse dahinter. Fielen dann obige 1,5 % aus, wären halt 3 Mrd. aus der Staatskasse futsch, aber das ist für den Staat keine Katastrophe. Für die winzige Depfa hingegen ist es der Ruin. (Dass die vollen 200 Mrd. ausfallen oder - wie Einige im Zusammenhang mit der 102-Mrd.-Bürgschaft schreiben - bereits zum Großteil "verballert" seien, ist dummes Zeug.)
Ich glaube, so kann man das Problem der HRE verständlich umreißen. Eine Verstaatlichung würde für den Staat keine exorbitant hohen Risiken zur Folge haben. Selbst wenn 10 % der Depfa-Kredite ausfielen, läge der Fehlbetrag bei 20 Mrd. (Stand von 2007). Das ist gerade mal so viel, wie der Staat BISLANG in der Commerzbank/Dresdner versenkt hat. Bei dem Duo drohen aber in Zukunft noch mehr Abschreibungen, da es Unmengen von US-Subprime-Schrott in den Büchern hat, von dem erst ein Teil abgeschrieben ist. Bei Subprime-Schrott kann man realistisch davon ausgehen, dass 95 % der verliehenen Gelder verloren sind (die ABS werden teils mit 5 % der Nominale gehandelt). Bei den Depfa-Staatskrediten hingegen ist es eher umgekehrt. Hier wäre 5 % Ausfall schon viel.
Fazit: Trotz der extrem hohen verliehenen Summen ist das Risiko des Staates bei einer Übernahme der HRE eher gering. Für die relativ kleine Depfa/HRE hingegen sind die Summen so gigantisch, dass es sie jetzt den Kopf kostet. Eine Verstaatlichung ist unvermeidlich. Ob Abfindungen gezahlt werden, ist eine Frage der Politik. Ein Rechtsanspruch darauf besteht bei einer verzockten Bank im Prinzip nicht.
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