Ich sehe die Wahrscheinlichkeit eines Dollaranstiegs keineswegs höher, wenn man ihn auch -zumindest temporär- nicht ausschließen kann. Dazu weiter unten mehr.
Wenn die von Stephan angenommene Korrelation so einfach greifen würde, hätte
der Dollar vor Jahren, als es genau umgekehrt wie in Stephans Beitrag eingangs skizziertem Szenario war, steigen müssen. Er ist aber gefallen. Er ist übrigens
auch nicht gestiegen, als sich die USA in der Phase der Zinserhöhungen befanden.
Der Wert der Währung eines Landes wird in erster Linie durch das Vertrauen
bestimmt, das diese Währung als Instrument zur Wertaufbewahrung und Einlösung von Versprechen genießt. Versprechen insoweit, als dass jeder Geldschein einen Wechsel darstellt, der einzulösen versprochen wird.
Nimmt die Menge kursierenden Geldes zu, während Waren und Leistungen stagnieren
oder abnehmen, decken ihr Wert den des Geldes nicht mehr. Die Währung wertet
ab. Letztlich ist die Geldmenge M3 das unmittelbare Korrelat zum Wert einer Wäh-
rung, weil die Geldmenge die Inflation bestimmt und die Inflation den Wert der Währung.
Insoweit ist auch die Abwertung des Dollars zum EURO logisch und zwangsläufig,
wenn man die M3-Entwicklung der beiden Währungen verfolgt. Nicht umsonst ver-
öffentlichen die USA ihre Geldmengen seit Jahren nicht mehr. Inoffiziell werden
aber weiterhin Statistiken geführt, aus denen sich das ergibt.
Die Zinsen spielen in diesem Zusammenhang eine höchstens mittelbare Rolle, da sie die Geldmenge nicht beeinflussen, sondern die Umlaufgeschwindigkeit.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die EZB das M3-Wachstum im Juni ver-
ringert hat (von 10% auf 9,5%), während es in den USA nach meiner Information unverändert hoch ist, und die Bail-Outs der Banken Hunderte von Milliarden ver-
schlingen, die den Markt fluten (gestern wurde zudem ein 850 Milliardenloch bei den Renten gemeldet), ist eine weitere Abwertung des Dollars absolut unausweichlich.
Wie sich allerdings die allgegenwärtige politisch Einflussnahme auf beiden Seiten
des Atlantiks auf diese Gemengelage auswirken wird, das wissen nur die, die an den
Hebeln sitzen. Dass bereits fleißig gedreht wird, hat ja bei den regelmäßigen
Pullbacks des Dollars an der 1,60er-Schallmauer der Argloseste gemerkt.
All das ist bekannt. Und dennoch wagt kaum einer eine Prognose, vor allem aus den
zuletzt genannten Gründen. Ich neige am ehesten der These eines von mir sehr geschätzen Experten zu, der meint: auf Dauer lässt sich der Verfall einer Währung
durch keine Protegierung verhindern. Dem kann kaum widersprochen werden, denn der Beweis dafür ist längst erbracht: keine einzige Währung, egal von welcher
Macht, von welchem Weltreich geschaffen, hat die Zeiten überdauert.
Das einzige, das seit 3000 Jahren seinen Wert behielt, das an KEIN Versprechen
gebunden ist, dessen Wert intrinsisch ist, ist Gold.