Analysten lagen mit Prognosen daneben
ifo-Geschäftsklimaindex überraschend gestiegen
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich entgegen den Erwartungen von Analysten im Juli erstmals seit Januar verbessert. Von einem Ende der Konjunkturabkühlung kann aber noch keine Rede sein.
Reuters MÜNCHEN. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei auf 89,8 von 89,5 Punkten im Juni gestiegen, teilte das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch mit. Im Juni war das Konjunkturbarometer noch im sechsten Monat in Folge auf den niedrigsten Stand seit August 1996 gefallen. Analysten hatten im Schnitt auch für Juli mit einem Rückgang, und zwar auf 88,6 Punkte gerechnet. Der Euro stieg in wenigen Minuten um mehr als einen halben US-Cent auf über 0,92 $.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland sank den Angaben zufolge im Juli auf 84,8 von revidiert 85,4 (85,5) Punkten im Juni. Der Index Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer stieg auf 95,0 von revidiert 93,5 (93,6) Punkten im Vormonat. Für Ostdeutschland blieb der Geschäftsklimaindex unverändert auf 102,1 Punkten.
Konjunkturabkühlung dauert an
Die Konjunkturabkühlung in Deutschland setzt sich nach Ansicht von Ifo-Volkswirt Gernot Nerb trotz allen Index-Anstiegs aber weiter fort. "Der Anstieg des Ifo-Erwartungsindexes ist ein positives Signal, aber es ist noch zu früh, um zu sagen, dass es sich um eine Wende handelt", sagte Nerb in einem Reuters-Interview. Erst ein Anstieg des Indexes drei bis vier Monate in Folge sei ein deutlicher Beleg für eine konjunkturelle Wende. Die Wirtschaftslage sei derzeit noch von Unsicherheit geprägt und erfordere Unterstützung durch die Wirtschafts- und Geldpolitik.
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München gab im einzelnen folgende Index-Werte für West- und Ostdeutschland bekannt:
Westdeutschland: Geschäftsklima 89,8 (Juni 2001: 89,5), Geschäftsbeurteilung 84,8 (Juni 2001: 85,4), Geschäftserwartung 95,0 (Juni 2001: 93,5).
Ostdeutschland: Geschäftsklima 102,1 (Juni 2001: 102,1), Geschäftsbeurteilung 122,4 (Juni 2001: 121,2), Geschäftserwartung 83,1 (Juni 2001: 84,1).
Volkswirte zum Ifo-Geschäftsklima-Index
Volker Nitsch, Bankgesellschaft Berlin:
"Die Zahlen sind eine positive Überraschung, aber es ist zu früh, um zu sagen, ob dies der Beginn eines Aufwärtstrends ist. Wir müssen abwarten, ob sich sich diese Stabilisierung in den kommenden Monaten fortsetzt. Aber ich glaube, die Zeiten, in denen sich der Ifo-Index im freien Fall befand, sind vorbei: Das zeigt der Anstieg des Wertes der Geschäftserwartungen, der normalerweise einen Umschwung bedeutet. Außerdem ist das Niveau des Index schon niedrig, womit das weitere Abschwungpotenzial begrenzt ist. Ich erwarte, dass sich der Index um das momentane Niveau in den nächsten Monaten stabilisieren wird und dass wir eine starke Verbesserung des Index im vierten Quartal sehen werden."
Hans Jäckel, DG Bank, Frankfurt:
"Diese Zahl passt eigentlich nicht zu den anderen deutschen Indikatoren wie den Auftragseingängen und der Industrieproduktion. Wir müssen abwarten, ob das nicht wieder wie im Januar ein einmaliger Ausreißer nach oben ist. Eine durchgfreifende Konjunkturerholung in Deutschland ist wenig wahrscheinlich, solange die Wende in den USA nicht geschafft wird. Auch die EZB wird die Ifo-Daten in Ruhe analysieren und nicht isoliert betrachten."
Uwe Anegenendt, BHF Bank:
"Das sieht nach einer Bodenbildung beim Ifo-Index aus, zumal der Erwartungsindex deutlich angezogen hat. Das weist auf eine konjunkturelle Erholung hin. Man kann davon ausgehen, dass wir die erwartete konjunkturelle Besserung im zweiten Halbjahr, insbesondere im vierten Quartal, sehen werden. Sie wird aber verhalten ausfallen. Bei den Verbraucherpreis-Daten rechnen wir mit einer weiteren Besserung, so dass sich Spielraum für die EZB ergibt, die Zinsen zu senken.
www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/.../0/depot/0/index.html
ifo-Geschäftsklimaindex überraschend gestiegen
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich entgegen den Erwartungen von Analysten im Juli erstmals seit Januar verbessert. Von einem Ende der Konjunkturabkühlung kann aber noch keine Rede sein.
Reuters MÜNCHEN. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland sei auf 89,8 von 89,5 Punkten im Juni gestiegen, teilte das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch mit. Im Juni war das Konjunkturbarometer noch im sechsten Monat in Folge auf den niedrigsten Stand seit August 1996 gefallen. Analysten hatten im Schnitt auch für Juli mit einem Rückgang, und zwar auf 88,6 Punkte gerechnet. Der Euro stieg in wenigen Minuten um mehr als einen halben US-Cent auf über 0,92 $.
Der Index der Geschäftsbeurteilungen in Westdeutschland sank den Angaben zufolge im Juli auf 84,8 von revidiert 85,4 (85,5) Punkten im Juni. Der Index Geschäftserwartungen für die alten Bundesländer stieg auf 95,0 von revidiert 93,5 (93,6) Punkten im Vormonat. Für Ostdeutschland blieb der Geschäftsklimaindex unverändert auf 102,1 Punkten.
Konjunkturabkühlung dauert an
Die Konjunkturabkühlung in Deutschland setzt sich nach Ansicht von Ifo-Volkswirt Gernot Nerb trotz allen Index-Anstiegs aber weiter fort. "Der Anstieg des Ifo-Erwartungsindexes ist ein positives Signal, aber es ist noch zu früh, um zu sagen, dass es sich um eine Wende handelt", sagte Nerb in einem Reuters-Interview. Erst ein Anstieg des Indexes drei bis vier Monate in Folge sei ein deutlicher Beleg für eine konjunkturelle Wende. Die Wirtschaftslage sei derzeit noch von Unsicherheit geprägt und erfordere Unterstützung durch die Wirtschafts- und Geldpolitik.
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München gab im einzelnen folgende Index-Werte für West- und Ostdeutschland bekannt:
Westdeutschland: Geschäftsklima 89,8 (Juni 2001: 89,5), Geschäftsbeurteilung 84,8 (Juni 2001: 85,4), Geschäftserwartung 95,0 (Juni 2001: 93,5).
Ostdeutschland: Geschäftsklima 102,1 (Juni 2001: 102,1), Geschäftsbeurteilung 122,4 (Juni 2001: 121,2), Geschäftserwartung 83,1 (Juni 2001: 84,1).
Volkswirte zum Ifo-Geschäftsklima-Index
Volker Nitsch, Bankgesellschaft Berlin:
"Die Zahlen sind eine positive Überraschung, aber es ist zu früh, um zu sagen, ob dies der Beginn eines Aufwärtstrends ist. Wir müssen abwarten, ob sich sich diese Stabilisierung in den kommenden Monaten fortsetzt. Aber ich glaube, die Zeiten, in denen sich der Ifo-Index im freien Fall befand, sind vorbei: Das zeigt der Anstieg des Wertes der Geschäftserwartungen, der normalerweise einen Umschwung bedeutet. Außerdem ist das Niveau des Index schon niedrig, womit das weitere Abschwungpotenzial begrenzt ist. Ich erwarte, dass sich der Index um das momentane Niveau in den nächsten Monaten stabilisieren wird und dass wir eine starke Verbesserung des Index im vierten Quartal sehen werden."
Hans Jäckel, DG Bank, Frankfurt:
"Diese Zahl passt eigentlich nicht zu den anderen deutschen Indikatoren wie den Auftragseingängen und der Industrieproduktion. Wir müssen abwarten, ob das nicht wieder wie im Januar ein einmaliger Ausreißer nach oben ist. Eine durchgfreifende Konjunkturerholung in Deutschland ist wenig wahrscheinlich, solange die Wende in den USA nicht geschafft wird. Auch die EZB wird die Ifo-Daten in Ruhe analysieren und nicht isoliert betrachten."
Uwe Anegenendt, BHF Bank:
"Das sieht nach einer Bodenbildung beim Ifo-Index aus, zumal der Erwartungsindex deutlich angezogen hat. Das weist auf eine konjunkturelle Erholung hin. Man kann davon ausgehen, dass wir die erwartete konjunkturelle Besserung im zweiten Halbjahr, insbesondere im vierten Quartal, sehen werden. Sie wird aber verhalten ausfallen. Bei den Verbraucherpreis-Daten rechnen wir mit einer weiteren Besserung, so dass sich Spielraum für die EZB ergibt, die Zinsen zu senken.
www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/.../0/depot/0/index.html