Ein neues Kinosterben? politik
Wie die Kölner Kinolandschaft langsam, aber sicher ausfranst
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Ende März 2010 stellte das Kino „Filmpalast“ in Köln, der ehemalige UFA-Palast, seinen Betrieb ein. Damit ging nicht nur eine fast 80-jährige Kino-Geschichte zu Ende; das Aus für das zweitgrößte Kölner Filmtheater ist auch der vorläufige Schlusspunkt in einer langen Kette von Kinoschließungen in der Innenstadt, die den Stadtvätern, die Köln gern als führende deutsche Medienstadt anpreisen, Sorgen bereiten sollte. Denn der Wegfall von 13 Leinwänden und 2.226 Sitzplätzen ist ein gravierender Rückschlag für die Film- und Kinokultur der Domstadt und wirft die Frage auf: Lässt sich eine weitere Auszehrung der lokalen Kinolandschaft verhindern?
Nicht jeder Besucher in Köln wird dem „Filmpalast“ am Hohenzollernring eine Träne nachweinen, dazu war das dringend renovierungsbedürftige Gebäude zu vernachlässigt. Doch das 1931 eröffnete Kino, das die Cinestar-Kette 2003 aus dem Bestand der insolventen UFA übernommen hatte, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Und: Das Kino, das mit ehemals rund 3.000 Sitzen lange das größte Kino Westdeutschlands war, hätte saniert werden können. Der Betreiber war bereit, im Falle einer Mietminderung in die überfällige Modernisierung zu investieren, konnte sich aber im Vorjahr mit dem Eigentümer nicht auf einen Zukunftsplan einigen. Es ist eine lange Verlustliste, seit vor einem Jahrzehnt das legendäre Kölner Programmkino „Broadway“ in der Ehrenstraße die Tore schließen und einem Textilgeschäft Platz machen musste. Seitdem fielen in weiteren Kölner Kinos mit klangvollen Namen wie „Residenz“, „Scala“, „Capitol“, „Apollo“ und „Theater am Rudolfplatz“ die letzten Vorhänge. Der Verlust solcher Innenstadtkinos minderte die Auswahlmöglichkeiten der Filmfreunde und schwächte die Attraktivität der Innenstadt. Um so mehr wächst nicht nur bei Cineasten die Befürchtung, dass das Kino als Vermittlungsort wichtiger kultureller Erfahrungen in Köln zur bedrohten Art wird.
Nach der „Filmpalast“-Schließung verfügt die Beinahe-Millionenstadt Köln nur noch über ein Multiplex-Kino, den „Cinedom“ im Mediapark, mit 14 Sälen und 3.748 Sitzen das fünftgrößte Kino in Deutschland. Der „Cinedom“ gehörte schon bisher zur Spitzengruppe der umsatzstärksten Kinos der Republik und kann sich nun auf weiteren Zulauf einstellen. Lässt man das 14-Säle-Multiplex in der benachbarten Stadt Hürth, das im Oktober 1990 als erstes deutsches Multiplex überhaupt an den Start ging, außen vor, dann ist Köln mit Großkinos unterversorgt – deutlich kleinere Großstädte wie Düsseldorf oder Frankfurt am Main verfügen längst über je zwei Multiplexe. Kulturinteressierte Kölner geben zu bedenken, dass mit dem Aus für den „Filmpalast“ auch ein Stück Stadtkultur gestorben sei. Christian Schmalz, Leiter der Kölner Kinos „Off Broadway“ und „Weißhaus“: „Der Kölner Ring war einmal eine Flaniermeile und Zentrum des urbanen Lebens. Wenn dort das größte Kino wegfällt, dann ist das ein Einschnitt in die großstädtische Lebensqualität.“ Schmalz profitiert zwar von der Ausdünnung der städtischen Kinoinfrastruktur insofern, als ihm Verleiher und andere verbliebene Kinobetreiber nun vermehrt Kopien umsatzträchtiger Filme für seine eigenen Häuser anbieten; er macht sich dennoch Sorgen, dass das Medium Kino generell Schaden nimmt, wenn Kinogänger etwa an Wochenenden ihren Wunschfilm in Köln nicht im Kino erleben und nach Leverkusen, Bonn oder Düsseldorf ausweichen müssen. „Das Schlimmste aber wäre, wenn die Leute zu Hause bleiben und sich Filme auf DVD oder Blu-ray ansehen.“ Ähnlich sieht Dirk Steinkühler vom Programmkino „Filmpalette“ vor allem ein Risiko darin, dass Filmfreunde bestimmte Filme in Köln nur noch in einem Kino anschauen können: „Wenn sie mehrmals die Erfahrung machen, dass die Vorführung ausverkauft ist oder die Schlange an der Kasse zu lang ist oder der Film schon angefangen hat, dann macht das schlechte Stimmung fürs Kino – und das betrifft dann alle Kinos.“ Schon seit Jahren klagen Kölner Cineasten darüber, dass mangels Spielorten manche neuen Filme zum Bundesstart gar nicht mehr in der Domstadt anlaufen – ein Manko, das der Wegfall von 13 Leinwänden noch verschärfen wird. Dass durch die Serie der Kinoschließungen die Vielfalt des Filmangebots grundlegend gelitten hat, mag Steinkühler nicht bestätigen: „Die verbliebenen Kinos, aber auch die Kulturinitiativen und Festivals zeigen insgesamt immer noch eine Menge Filme, die in anderen Städten Nordrhein-Westfalens nicht zu sehen sind.“ Der „Fall Filmpalast“ ist insofern bedenklich, als das Aus nicht aus einem chronischen Besuchermangel resultiert, wie dies bei früheren Wellen des Kinosterbens der Fall war, als Konkurrenzmedien wie Fernsehen oder Video ihren Siegeszug antraten. Entscheidend ist, dass die Kinonutzung einer Immobilie in 1a-Lage nicht so lukrativ ist wie andere kommerzielle Aktivitäten. Der Kommentar eines Lesers zu einem Online-Artikel bringt es auf den Punkt: „Die Kinos in Köln sind ja nicht weg, weil man damit kein Geld verdienen kann, sondern weil man mit anderen Mietern mehr Geld verdienen kann.“ Wenn dann noch Pachtverträge ablaufen und man sich über teure Renovierungen nicht einig wird, ist der letzte Vorhang schnell gefallen.
Wie können Städte dem neuen Kinosterben – das auch in Hamburg, Berlin und München zu beobachten ist – entgegenwirken? Antworten sind schwierig, geben Branchenkenner zu bedenken; keine Stadt kann einem Vermieter vorschreiben, was er mit seiner Immobilie tun soll. „Die Kommunen können auf bestimmte Folgen hinweisen und Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Steinkühler, „das machen sie im Ernstfall auch, aber die letzte Entscheidung ist eine privatwirtschaftliche.“ Doch selbst wenn Kommunen Finanzhilfen für bedrohte Kinostandorte (etwa in Form von Mietzuschüssen) geben wollten, können sich viele Städte mit leeren Kassen dies gar nicht leisten. Freilich wollen viele Kinofreunde die Städte nicht so leicht aus der Verantwortung entlassen – sie sehen durchaus Handlungsspielräume. In diesem Zusammenhang fordert Schmalz, dass „die großen Städte darauf achten, dass kulturelle Träger in ihren Zentren auch weiterhin wirtschaftlich sinnvolle Mieten zahlen“. Zu berücksichtigen sei auch, dass nicht nur Kinos aus den Citys verschwinden. Zum monotonen Einheitslook ganzer Straßenzüge, die in Köln die gleichen Konzernfilialen beherbergen wie in Berlin, Amsterdam, Paris und London, ist es dann nicht weit.
Unter Druck stehen die Arthouse-Kinos und Erstaufführungshäuser, die keiner kapitalstarken Kinokette angehören, noch aus einem anderen Grund: Sie stehen vor der heiklen Frage, wie sie die anstehende Digitalisierung ihrer Projektionsanlagen finanzieren sollen. Hier sehen viele Kinobetreiber Bund und Länder in der Pflicht, Investitionshilfen zu geben. „Bund und Länder müssen darauf achten, dass die Digitalisierung nicht dazu führt, dass die großen Ketten, die bereits umrüsten, die kleinen und mittleren Kinos an die Wand drücken, weil die sich die Umstellung auf digitale Technik nicht leisten können“, sagt Schmalz. „Ich habe von einer Investition in die Digitalisierung keinen wirtschaftlichen Nutzen, denn allein deswegen kommt kein Besucher mehr. Es ist also keine Umsatzsteigerung zu erwarten.“
Was kann und will die Stadt Köln tun, um weitere Kinoschließungen zu verhindern? Im Fall „Filmpalast“ gibt Andreas Füser von der Kölner Stabsstelle Medien zu bedenken: „Der bisherige Kinobetreiber und der Hauseigentümer verhandeln noch über eine Verlängerung des ausgelaufenen Mietvertrags, das Kino ist also noch nicht endgültig geschlossen. Ich bin optimistisch, dass der Filmpalast nach dem angestrebten Umbau, den alle Beteiligten wollen, über kurz oder lang wieder aufmachen wird.“ Bei den Kinostilllegungen der vergangenen Jahre, die aus unterschiedlichen Gründen erfolgten, habe die Stadt keine Eingriffsmöglichkeiten gehabt. Füser: „Wo wir das Filmabspiel positiv unterstützen können, tun wir das auch.“ So habe die Stadt den Umbau der Kinos „Metropolis“, „Filmpalette“ und „Weißhaus“ unterstützt, die Verbesserung der technischen Infrastruktur des Filmforum NRW sogar mit einem hohen Geldbetrag. Laut Füser denkt die Stadt Köln auch über Möglichkeiten nach, die künftige Entwicklung der Kinostruktur zu fördern. So gebe es Gespräche über alternative Kinostandorte, etwa die Nutzung des Gebäudes des Rautenstrauch-Joest-Museums durch das „luxet“-Kinoprojekt sowie eine Musikschule. Eine weitere Alternative wäre ein Kinoneubau, der angesichts der sinkenden Kinodichte wieder zum Thema werden könnte. Schließlich wurde vor Jahren der Bau eines rechtsrheinischen Multiplex intensiv diskutiert. „Wir sind für solche Überlegungen offen, haben aber keine konkrete Anfrage“, sagt Füser.
Seit Jahren schon schlägt sich die Kölner Lokalpolitik nun mit dem Problem des Kinosterbens herum, ohne zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Mit Blick auf das einstige Pracht-Kino „Residenz“ (in dem heute Oliver Pocher seine Fernsehshow aufzeichnet) erklärte der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Ulrich Wackerhagen, bereits im Februar 2006: „In den vergangenen Jahren hat sich die Kinosituation insbesondere der Programmkinos durch Schließungen und Umnutzungen verschiedenster Kinos dramatisch verschlechtert. Deshalb sind weitere Schließungen in diesem Bereich für die Kunst- und Medienstadt Köln nicht tragbar.“
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Ende März 2010 stellte das Kino „Filmpalast“ in Köln, der ehemalige UFA-Palast, seinen Betrieb ein. Damit ging nicht nur eine fast 80-jährige Kino-Geschichte zu Ende; das Aus für das zweitgrößte Kölner Filmtheater ist auch der vorläufige Schlusspunkt in einer langen Kette von Kinoschließungen in der Innenstadt, die den Stadtvätern, die Köln gern als führende deutsche Medienstadt anpreisen, Sorgen bereiten sollte. Denn der Wegfall von 13 Leinwänden und 2.226 Sitzplätzen ist ein gravierender Rückschlag für die Film- und Kinokultur der Domstadt und wirft die Frage auf: Lässt sich eine weitere Auszehrung der lokalen Kinolandschaft verhindern?
Nicht jeder Besucher in Köln wird dem „Filmpalast“ am Hohenzollernring eine Träne nachweinen, dazu war das dringend renovierungsbedürftige Gebäude zu vernachlässigt. Doch das 1931 eröffnete Kino, das die Cinestar-Kette 2003 aus dem Bestand der insolventen UFA übernommen hatte, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Und: Das Kino, das mit ehemals rund 3.000 Sitzen lange das größte Kino Westdeutschlands war, hätte saniert werden können. Der Betreiber war bereit, im Falle einer Mietminderung in die überfällige Modernisierung zu investieren, konnte sich aber im Vorjahr mit dem Eigentümer nicht auf einen Zukunftsplan einigen. Es ist eine lange Verlustliste, seit vor einem Jahrzehnt das legendäre Kölner Programmkino „Broadway“ in der Ehrenstraße die Tore schließen und einem Textilgeschäft Platz machen musste. Seitdem fielen in weiteren Kölner Kinos mit klangvollen Namen wie „Residenz“, „Scala“, „Capitol“, „Apollo“ und „Theater am Rudolfplatz“ die letzten Vorhänge. Der Verlust solcher Innenstadtkinos minderte die Auswahlmöglichkeiten der Filmfreunde und schwächte die Attraktivität der Innenstadt. Um so mehr wächst nicht nur bei Cineasten die Befürchtung, dass das Kino als Vermittlungsort wichtiger kultureller Erfahrungen in Köln zur bedrohten Art wird.
Nach der „Filmpalast“-Schließung verfügt die Beinahe-Millionenstadt Köln nur noch über ein Multiplex-Kino, den „Cinedom“ im Mediapark, mit 14 Sälen und 3.748 Sitzen das fünftgrößte Kino in Deutschland. Der „Cinedom“ gehörte schon bisher zur Spitzengruppe der umsatzstärksten Kinos der Republik und kann sich nun auf weiteren Zulauf einstellen. Lässt man das 14-Säle-Multiplex in der benachbarten Stadt Hürth, das im Oktober 1990 als erstes deutsches Multiplex überhaupt an den Start ging, außen vor, dann ist Köln mit Großkinos unterversorgt – deutlich kleinere Großstädte wie Düsseldorf oder Frankfurt am Main verfügen längst über je zwei Multiplexe. Kulturinteressierte Kölner geben zu bedenken, dass mit dem Aus für den „Filmpalast“ auch ein Stück Stadtkultur gestorben sei. Christian Schmalz, Leiter der Kölner Kinos „Off Broadway“ und „Weißhaus“: „Der Kölner Ring war einmal eine Flaniermeile und Zentrum des urbanen Lebens. Wenn dort das größte Kino wegfällt, dann ist das ein Einschnitt in die großstädtische Lebensqualität.“ Schmalz profitiert zwar von der Ausdünnung der städtischen Kinoinfrastruktur insofern, als ihm Verleiher und andere verbliebene Kinobetreiber nun vermehrt Kopien umsatzträchtiger Filme für seine eigenen Häuser anbieten; er macht sich dennoch Sorgen, dass das Medium Kino generell Schaden nimmt, wenn Kinogänger etwa an Wochenenden ihren Wunschfilm in Köln nicht im Kino erleben und nach Leverkusen, Bonn oder Düsseldorf ausweichen müssen. „Das Schlimmste aber wäre, wenn die Leute zu Hause bleiben und sich Filme auf DVD oder Blu-ray ansehen.“ Ähnlich sieht Dirk Steinkühler vom Programmkino „Filmpalette“ vor allem ein Risiko darin, dass Filmfreunde bestimmte Filme in Köln nur noch in einem Kino anschauen können: „Wenn sie mehrmals die Erfahrung machen, dass die Vorführung ausverkauft ist oder die Schlange an der Kasse zu lang ist oder der Film schon angefangen hat, dann macht das schlechte Stimmung fürs Kino – und das betrifft dann alle Kinos.“ Schon seit Jahren klagen Kölner Cineasten darüber, dass mangels Spielorten manche neuen Filme zum Bundesstart gar nicht mehr in der Domstadt anlaufen – ein Manko, das der Wegfall von 13 Leinwänden noch verschärfen wird. Dass durch die Serie der Kinoschließungen die Vielfalt des Filmangebots grundlegend gelitten hat, mag Steinkühler nicht bestätigen: „Die verbliebenen Kinos, aber auch die Kulturinitiativen und Festivals zeigen insgesamt immer noch eine Menge Filme, die in anderen Städten Nordrhein-Westfalens nicht zu sehen sind.“ Der „Fall Filmpalast“ ist insofern bedenklich, als das Aus nicht aus einem chronischen Besuchermangel resultiert, wie dies bei früheren Wellen des Kinosterbens der Fall war, als Konkurrenzmedien wie Fernsehen oder Video ihren Siegeszug antraten. Entscheidend ist, dass die Kinonutzung einer Immobilie in 1a-Lage nicht so lukrativ ist wie andere kommerzielle Aktivitäten. Der Kommentar eines Lesers zu einem Online-Artikel bringt es auf den Punkt: „Die Kinos in Köln sind ja nicht weg, weil man damit kein Geld verdienen kann, sondern weil man mit anderen Mietern mehr Geld verdienen kann.“ Wenn dann noch Pachtverträge ablaufen und man sich über teure Renovierungen nicht einig wird, ist der letzte Vorhang schnell gefallen.
Wie können Städte dem neuen Kinosterben – das auch in Hamburg, Berlin und München zu beobachten ist – entgegenwirken? Antworten sind schwierig, geben Branchenkenner zu bedenken; keine Stadt kann einem Vermieter vorschreiben, was er mit seiner Immobilie tun soll. „Die Kommunen können auf bestimmte Folgen hinweisen und Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Steinkühler, „das machen sie im Ernstfall auch, aber die letzte Entscheidung ist eine privatwirtschaftliche.“ Doch selbst wenn Kommunen Finanzhilfen für bedrohte Kinostandorte (etwa in Form von Mietzuschüssen) geben wollten, können sich viele Städte mit leeren Kassen dies gar nicht leisten. Freilich wollen viele Kinofreunde die Städte nicht so leicht aus der Verantwortung entlassen – sie sehen durchaus Handlungsspielräume. In diesem Zusammenhang fordert Schmalz, dass „die großen Städte darauf achten, dass kulturelle Träger in ihren Zentren auch weiterhin wirtschaftlich sinnvolle Mieten zahlen“. Zu berücksichtigen sei auch, dass nicht nur Kinos aus den Citys verschwinden. Zum monotonen Einheitslook ganzer Straßenzüge, die in Köln die gleichen Konzernfilialen beherbergen wie in Berlin, Amsterdam, Paris und London, ist es dann nicht weit.
Unter Druck stehen die Arthouse-Kinos und Erstaufführungshäuser, die keiner kapitalstarken Kinokette angehören, noch aus einem anderen Grund: Sie stehen vor der heiklen Frage, wie sie die anstehende Digitalisierung ihrer Projektionsanlagen finanzieren sollen. Hier sehen viele Kinobetreiber Bund und Länder in der Pflicht, Investitionshilfen zu geben. „Bund und Länder müssen darauf achten, dass die Digitalisierung nicht dazu führt, dass die großen Ketten, die bereits umrüsten, die kleinen und mittleren Kinos an die Wand drücken, weil die sich die Umstellung auf digitale Technik nicht leisten können“, sagt Schmalz. „Ich habe von einer Investition in die Digitalisierung keinen wirtschaftlichen Nutzen, denn allein deswegen kommt kein Besucher mehr. Es ist also keine Umsatzsteigerung zu erwarten.“
Was kann und will die Stadt Köln tun, um weitere Kinoschließungen zu verhindern? Im Fall „Filmpalast“ gibt Andreas Füser von der Kölner Stabsstelle Medien zu bedenken: „Der bisherige Kinobetreiber und der Hauseigentümer verhandeln noch über eine Verlängerung des ausgelaufenen Mietvertrags, das Kino ist also noch nicht endgültig geschlossen. Ich bin optimistisch, dass der Filmpalast nach dem angestrebten Umbau, den alle Beteiligten wollen, über kurz oder lang wieder aufmachen wird.“ Bei den Kinostilllegungen der vergangenen Jahre, die aus unterschiedlichen Gründen erfolgten, habe die Stadt keine Eingriffsmöglichkeiten gehabt. Füser: „Wo wir das Filmabspiel positiv unterstützen können, tun wir das auch.“ So habe die Stadt den Umbau der Kinos „Metropolis“, „Filmpalette“ und „Weißhaus“ unterstützt, die Verbesserung der technischen Infrastruktur des Filmforum NRW sogar mit einem hohen Geldbetrag. Laut Füser denkt die Stadt Köln auch über Möglichkeiten nach, die künftige Entwicklung der Kinostruktur zu fördern. So gebe es Gespräche über alternative Kinostandorte, etwa die Nutzung des Gebäudes des Rautenstrauch-Joest-Museums durch das „luxet“-Kinoprojekt sowie eine Musikschule. Eine weitere Alternative wäre ein Kinoneubau, der angesichts der sinkenden Kinodichte wieder zum Thema werden könnte. Schließlich wurde vor Jahren der Bau eines rechtsrheinischen Multiplex intensiv diskutiert. „Wir sind für solche Überlegungen offen, haben aber keine konkrete Anfrage“, sagt Füser.
Seit Jahren schon schlägt sich die Kölner Lokalpolitik nun mit dem Problem des Kinosterbens herum, ohne zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Mit Blick auf das einstige Pracht-Kino „Residenz“ (in dem heute Oliver Pocher seine Fernsehshow aufzeichnet) erklärte der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Ulrich Wackerhagen, bereits im Februar 2006: „In den vergangenen Jahren hat sich die Kinosituation insbesondere der Programmkinos durch Schließungen und Umnutzungen verschiedenster Kinos dramatisch verschlechtert. Deshalb sind weitere Schließungen in diesem Bereich für die Kunst- und Medienstadt Köln nicht tragbar.“
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