2. März 2002 Unheimlich spannend hört sie sich an, die Kurzbeschreibung des neuen Buches von Wolfgang Hafner mit dem Titel "Im Schatten der Derivate, das schmutzige Geld der Finanzelite mit der Geldwäsche".
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Weit über 100 Milliarden Euro würden jährlich mit Hilfe von Derivaten - also Optionen, Futures und anderen Termingeschäften - gewaschen. Nicht nur Drogenkartelle, Terroristen und Menschenhändler, auch Regierungen und namhafte Investmentbanken mischten dabei kräftig mit. Jeder Versuch, die Finanzströme transparent zu machen, werde abgeblockt oder sei angesichts der Komplexität der Derivate zum Scheitern verurteilt. Und so weiter und so weiter.
Mit einzelnen Ausnahmen detailliert recherchiert
Das ist die Quintessenz einer in vielen Details und auch im Erkennen der logischen Funktionalität der internationalen Finanzmärkte detailliert und völlig richtig recherchierten Geschichte. Abgesehen von einzelnen eher abenteuerlichen und teilweise leider wohl auch fiktiven Einzelbeispielen werden viele kritische Punkte dabei völlig zu Recht als solche erkannt und deutlich angesprochen.
Zum Beispiel in folgender Passage: „Zur Globalisierung gehört auch das gewinnorientierte Ausnutzen regulatorischer und kultureller Unterschiede. Das tonangebende amerikanische Finanzsystem setzt hier seine Definitionsmacht und seine Standards durch, ungeachtet möglicher negativer Folgen für eine Gesellschaft."
Problematische Rückschlüsse
Das Problem dabei und das eigentlich Enttäuschende sind allerdings die Rückschlüsse, die gezogen werden. Denn die basieren leider auf einem Weltbild, das selbst ein gewisses Maß von der Irrationalität widerspiegelt, die der Autor den Finanzmärkten unterstellt. Nur in anderer, politischer Form. Deutlich wird das an folgenden Passagen - man beachte die Schlüsselworte wie Desinformation, Imperialismus, Klassenkampf und Arbeiterbewegung:
„Derivative Finanzinstrumente dienen der Desinformation. Es war eine Form von Finanzimperialismus, in dessen Rahmen Ideen umgesetzt wurden, die zuerst vom US-Finanzunternehmen Bankers Trust entwickelt worden waren, um später von amerikanisch geprägten Banken wie etwa der Credit Suisse oder der Deutschen Bank übernommen zu werden.
... westliche Investmentgesellschaften aber lieferten mit ihren Derivatkonstruktionen über Jahre hinweg die Instrumente, um die Schwachstellen in den Bilanzen japanischer Banken zu übertünchen."
Bestimmt das Weltbild das Ergebnis der Analyse?
Solche Formulierungen deuten auf ein latent eindimensionales Weltbild hin, bei dem nicht viel anderes herauskommen kann, als dass der „böse Kapitalismus und die Globalisierung" an der ganzen Entwicklung schuld sind. Dabei schildert der Autor das eigentliche Kernproblem selbst recht deutlich:
„Die Voraussetzung für den Erfolg des vorgetäuschten Schuldenmanagements lag in den japanischen Gesellschaftsstrukturen: Die Gesellschaft war geprägt durch den „Klassenkampf von oben", verbunden mit einer starken „staatlichen Klasse". Die Arbeiterbewegung wurde weit gehend unterdrückt und in korporatistische, betriebsgewerkschaftliche Strukturen eingebunden."
Beschränken der Finanzmärkte ist nur ein Kurieren der Symptome - nicht der Ursachen
Das Kernproblem dürfte doch in der Ineffizienz der staatlichen Strukturen der einzelnen Länder liegen. Denn erst das Versagen der Wirtschaftspolitik schafft die entscheidenden Ansatzpunkte, an denen die Finanzmärkte mit ihrer „regulatorischen Arbitrage" ansetzen können. Gefragt ist deswegen nicht die Kontrolle der dazu verwendeten Instrumente wie etwa der derivativen Produkte oder beispielsweise die Dämpfung des globalen Devisenhandels mit einer Tobin-Steuer.
Sondern gefragt sein dürften eher effiziente, offene und vor allem transparente Staaten, die sich dem Wettbewerb stellen. Die nicht zum Wohle einzelner Interessengruppen ständig störend in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen, sich protektionistisch abschotten oder sich gar einen „Scheinwohlstand" auf Pump leisten. Selbst Deutschland tut das. Denn gerade Japan und Argentinien zeigen nur zu deutlich, wo das langfristig hinführt.
Wofgang Hafner: Im Schatten der Derivate. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, Euro 24,90, ISBN 3821816929
Text: @cri
Bildmaterial: Eichborn Verlag
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Weit über 100 Milliarden Euro würden jährlich mit Hilfe von Derivaten - also Optionen, Futures und anderen Termingeschäften - gewaschen. Nicht nur Drogenkartelle, Terroristen und Menschenhändler, auch Regierungen und namhafte Investmentbanken mischten dabei kräftig mit. Jeder Versuch, die Finanzströme transparent zu machen, werde abgeblockt oder sei angesichts der Komplexität der Derivate zum Scheitern verurteilt. Und so weiter und so weiter.
Mit einzelnen Ausnahmen detailliert recherchiert
Das ist die Quintessenz einer in vielen Details und auch im Erkennen der logischen Funktionalität der internationalen Finanzmärkte detailliert und völlig richtig recherchierten Geschichte. Abgesehen von einzelnen eher abenteuerlichen und teilweise leider wohl auch fiktiven Einzelbeispielen werden viele kritische Punkte dabei völlig zu Recht als solche erkannt und deutlich angesprochen.
Zum Beispiel in folgender Passage: „Zur Globalisierung gehört auch das gewinnorientierte Ausnutzen regulatorischer und kultureller Unterschiede. Das tonangebende amerikanische Finanzsystem setzt hier seine Definitionsmacht und seine Standards durch, ungeachtet möglicher negativer Folgen für eine Gesellschaft."
Problematische Rückschlüsse
Das Problem dabei und das eigentlich Enttäuschende sind allerdings die Rückschlüsse, die gezogen werden. Denn die basieren leider auf einem Weltbild, das selbst ein gewisses Maß von der Irrationalität widerspiegelt, die der Autor den Finanzmärkten unterstellt. Nur in anderer, politischer Form. Deutlich wird das an folgenden Passagen - man beachte die Schlüsselworte wie Desinformation, Imperialismus, Klassenkampf und Arbeiterbewegung:
„Derivative Finanzinstrumente dienen der Desinformation. Es war eine Form von Finanzimperialismus, in dessen Rahmen Ideen umgesetzt wurden, die zuerst vom US-Finanzunternehmen Bankers Trust entwickelt worden waren, um später von amerikanisch geprägten Banken wie etwa der Credit Suisse oder der Deutschen Bank übernommen zu werden.
... westliche Investmentgesellschaften aber lieferten mit ihren Derivatkonstruktionen über Jahre hinweg die Instrumente, um die Schwachstellen in den Bilanzen japanischer Banken zu übertünchen."
Bestimmt das Weltbild das Ergebnis der Analyse?
Solche Formulierungen deuten auf ein latent eindimensionales Weltbild hin, bei dem nicht viel anderes herauskommen kann, als dass der „böse Kapitalismus und die Globalisierung" an der ganzen Entwicklung schuld sind. Dabei schildert der Autor das eigentliche Kernproblem selbst recht deutlich:
„Die Voraussetzung für den Erfolg des vorgetäuschten Schuldenmanagements lag in den japanischen Gesellschaftsstrukturen: Die Gesellschaft war geprägt durch den „Klassenkampf von oben", verbunden mit einer starken „staatlichen Klasse". Die Arbeiterbewegung wurde weit gehend unterdrückt und in korporatistische, betriebsgewerkschaftliche Strukturen eingebunden."
Beschränken der Finanzmärkte ist nur ein Kurieren der Symptome - nicht der Ursachen
Das Kernproblem dürfte doch in der Ineffizienz der staatlichen Strukturen der einzelnen Länder liegen. Denn erst das Versagen der Wirtschaftspolitik schafft die entscheidenden Ansatzpunkte, an denen die Finanzmärkte mit ihrer „regulatorischen Arbitrage" ansetzen können. Gefragt ist deswegen nicht die Kontrolle der dazu verwendeten Instrumente wie etwa der derivativen Produkte oder beispielsweise die Dämpfung des globalen Devisenhandels mit einer Tobin-Steuer.
Sondern gefragt sein dürften eher effiziente, offene und vor allem transparente Staaten, die sich dem Wettbewerb stellen. Die nicht zum Wohle einzelner Interessengruppen ständig störend in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen, sich protektionistisch abschotten oder sich gar einen „Scheinwohlstand" auf Pump leisten. Selbst Deutschland tut das. Denn gerade Japan und Argentinien zeigen nur zu deutlich, wo das langfristig hinführt.
Wofgang Hafner: Im Schatten der Derivate. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, Euro 24,90, ISBN 3821816929
Text: @cri
Bildmaterial: Eichborn Verlag