Hessens Regierungschef will deutschere Kinder
Roland Kochs Ziel, die "nationale Identität" zum Wahlkampfthema zu machen, bleibt umstritten. Der hessische Ministerpräsident hat jetzt selbst nachgelegt: Er will deutschen Schulkindern mehr Respekt vor Flagge und Deutschlandlied einflößen.
REUTERS
Roland Koch
Berlin - In der Union erhielt Koch Unterstützung vom Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, und der Bundesvorsitzenden Angela Merkel. Koch hatte Anfang September den Begriff der "nationalen Identität" als zentralen Wahlkampfinhalt der Union vorgeschlagen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sei "völlig ungeeignet", das Thema "nationale Identität" zu besetzen. Das sei die Chance für die Union.
In der "Bild am Sonntag" forderte Koch nun, das Nationalbewusstsein deutscher Kinder in den Schulen stärken. Es sei "wünschenswert, dass die Schülerinnen und Schüler Respekt vor unserer Fahne haben". Außerdem sollten die Kinder "das Deutschlandlied können". Dem Nachrichtensender n-tv sagte Koch am Samstag: "Der Begriff der nationalen Identität hat etwas mit Interessenwahrung zu tun. Das heißt, im gemeinsamen Europa geht es nicht darum, in Beliebigkeit unterzugehen, sondern präzise eigene Interessen zu haben."
Merkel: "Kein rechtes Thema"
Merkel sagte dem Radiosender NDR 4 info, sie habe nichts dagegen, die nationale Identität zum Wahlkampfthema zu machen. Das sei "kein rechtes Thema, sondern ein Thema, das die Menschen einfach interessiere".
Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) sagte der "Saarbrücker Zeitung", die Forderung, über das nationale Selbstverständnis der Deutschen zu sprechen, sei berechtigt.
Spiegel: Thema Nationalstolz für den Wahlkampf ungeeignet
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, kritisierte, er könne die Forderung Kochs nicht nachvollziehen. Es gebe andere Themen für den Wahlkampf. "Dieses Thema des Nationalstolzes und der nationalen Identität kann gerade im Wahlkampf in eine Ecke abdriften, wo Emotionen geweckt werden sollen." Er fürchte, dies seien auch die Absichten derjenigen, die das Thema in den Wahlkampf bringen wollten, sagte Spiegel dem DeutschlandRadio Berlin.
Der Vorsitzende der PDS-Bundestagsfraktion, Roland Claus, sagte der "Leipziger Volkszeitung", auch für die Linke dürfe das Verhältnis zur Nation kein Tabu-Thema sein. Die PDS dürfe "keine Angst" vor "einer Schlacht der Populisten" um dieses Thema haben. Zudem kritisierte er Koch: "Wenn Koch die nationale Identität herausstellt, dann ist es auch ein Aufruf gegen Weltoffenheit, gegen Toleranz."
© SPIEGEL ONLINE 2001
Roland Kochs Ziel, die "nationale Identität" zum Wahlkampfthema zu machen, bleibt umstritten. Der hessische Ministerpräsident hat jetzt selbst nachgelegt: Er will deutschen Schulkindern mehr Respekt vor Flagge und Deutschlandlied einflößen.
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Roland Koch
Berlin - In der Union erhielt Koch Unterstützung vom Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, und der Bundesvorsitzenden Angela Merkel. Koch hatte Anfang September den Begriff der "nationalen Identität" als zentralen Wahlkampfinhalt der Union vorgeschlagen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sei "völlig ungeeignet", das Thema "nationale Identität" zu besetzen. Das sei die Chance für die Union.
In der "Bild am Sonntag" forderte Koch nun, das Nationalbewusstsein deutscher Kinder in den Schulen stärken. Es sei "wünschenswert, dass die Schülerinnen und Schüler Respekt vor unserer Fahne haben". Außerdem sollten die Kinder "das Deutschlandlied können". Dem Nachrichtensender n-tv sagte Koch am Samstag: "Der Begriff der nationalen Identität hat etwas mit Interessenwahrung zu tun. Das heißt, im gemeinsamen Europa geht es nicht darum, in Beliebigkeit unterzugehen, sondern präzise eigene Interessen zu haben."
Merkel: "Kein rechtes Thema"
Merkel sagte dem Radiosender NDR 4 info, sie habe nichts dagegen, die nationale Identität zum Wahlkampfthema zu machen. Das sei "kein rechtes Thema, sondern ein Thema, das die Menschen einfach interessiere".
Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) sagte der "Saarbrücker Zeitung", die Forderung, über das nationale Selbstverständnis der Deutschen zu sprechen, sei berechtigt.
Spiegel: Thema Nationalstolz für den Wahlkampf ungeeignet
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, kritisierte, er könne die Forderung Kochs nicht nachvollziehen. Es gebe andere Themen für den Wahlkampf. "Dieses Thema des Nationalstolzes und der nationalen Identität kann gerade im Wahlkampf in eine Ecke abdriften, wo Emotionen geweckt werden sollen." Er fürchte, dies seien auch die Absichten derjenigen, die das Thema in den Wahlkampf bringen wollten, sagte Spiegel dem DeutschlandRadio Berlin.
Der Vorsitzende der PDS-Bundestagsfraktion, Roland Claus, sagte der "Leipziger Volkszeitung", auch für die Linke dürfe das Verhältnis zur Nation kein Tabu-Thema sein. Die PDS dürfe "keine Angst" vor "einer Schlacht der Populisten" um dieses Thema haben. Zudem kritisierte er Koch: "Wenn Koch die nationale Identität herausstellt, dann ist es auch ein Aufruf gegen Weltoffenheit, gegen Toleranz."
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