Gagfah schummelt bei Mieterhöhung
Von Tobias Winzer
Thomas Pohl sollte wegen neuer Sicherheitstüren mehr zahlen. Diese wurden aber nie eingebaut. Er hat Widerspruch eingelegt
Als Thomas Pohl Ende April ein Schreiben seines Vermieters Gagfah las, wurde er stutzig. Das Unternehmen kündigte darin eine Mieterhöhung zum 1. Juli an. Die Begründung: Das Wohnhaus am Lommatzscher Platz6 in Mickten sei mit „einbruchshemmenden Wohnungs- und Hauseingangstüren“ ausgestattet worden. Außerdem verfüge das Gebäude über eine „gestaltete Außenanlage“.
Sieben Euro mehr Miete
Thomas Pohl wunderte sich darüber. Seit 2001 wohnt der 31-Jährige am Lommatzscher Platz. Seit 2009 ist die Gagfah sein Vermieter. Einbruchshemmende Wohnungstüren wurden in all den Jahren nicht eingebaut. „Das ist ein ganz normales Türblatt“, sagt Thomas Pohl und zeigt auf seine Wohnungstür. Vor seinem Wohnhaus an der Lommatzscher Straße stehen drei Bäume. Eine gestaltete Außenanlage sieht für Thomas Pohl anders aus. Gegen die Mieterhöhung um rund sieben Euro von 366,08 Euro auf 373,79Euro für seine Zwei-Zimmer-Wohnung legte er am 7. Mai Widerspruch ein. „Mir ging es ums Prinzip“, sagt Thomas Pohl.
Danach passierte lange Zeit nichts. Erst am 23. Juni bekam der Dresdner erneut Post von der Gagfah. Doch anstatt auf den Widerspruch einzugehen, erinnerte das Unternehmen seinen Mieter daran, der Mieterhöhung doch bitte zuzustimmen. Anfang Juli änderte die Gagfah dann plötzlich ihre Meinung. Das Immobilienunternehmen teilte in einem Schreiben mit, dass tatsächlich keine einbruchhemmenden Wohnungs- und Haustüren vorhanden seien. Das sei bei einem Ortstermin festgestellt worden.
Die Gagfah hatte offensichtlich falsche Informationen über ihre eigene Immobilie gesammelt. „Wir bedauern, dass es aufgrund einer abweichenden Datenpflege in unserem Haus zu einer falschen Berechnung des Mieterhöhungsverlangens gekommen ist“, sagt Gagfah-Sprecherin Bettina Benner auf SZ-Nachfrage.
An der Mieterhöhung hält die Gagfah aber trotzdem fest. Statt rund sieben Euro soll Thomas Pohl jetzt rund fünf Euro mehr zahlen. Der Grund ist die angeblich gestaltete Grünfläche vor der Haustür. „Das ist erstunken und erlogen“, sagt Thomas Pohl deutlich. Es gebe keine gestaltete Grünfläche vor seinem Haus. Der Dresdner legte erneut Widerspruch bei der Gagfah ein. Jetzt wartet er auf eine Antwort seines Vermieters.
Kein Ansprechpartner
Thomas Pohl vermutet, dass es die Gagfah nicht nur bei ihm mit einer unberechtigten Mieterhöhung versucht hat. „Weil die Erhöhung so gering ist, zahlen viele einfach“, sagt Thomas Pohl. Er ärgert sich vor allem darüber, dass er als Mieter keinen festen Ansprechpartner bei der Gagfah hat. „Es ist sinnlos, da anzurufen“, sagt er.
Trotz mehrmaliger Versuche sei niemand erreichbar. Bitten um Rückrufe – auf den Anrufbeantworter gesprochen – würden ignoriert. Thomas Pohl denkt nun über einen Auszug nach. „Wenn sich etwas Bezahlbares findet, würde ich das machen.“
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Gagfah: Studie belegt Einhaltung der Sozialcharta
Dresden will gegen die Immobilienfirma eine Vertragsstrafe von einer Milliarde Euro durchsetzen
Dresden (dapd-lsc). Im Rechtsstreit mit der Stadt Dresden geht der Immobilienkonzern Gagfah erneut in die Offensive: Eine Studie habe bereits im Mai 2010 bestätigt, dass das Unternehmen beim Weiterverkauf ehemals städtischer Wohnungen die Auflagen eingehalten hat, erklärte der Gagfah-Vorstandsvorsitzende William Brennan am Freitag. Die Studie belege, dass die Sozialcharta "freiwillig sogar übererfüllt" worden sei. Die Stadt habe die Studie in Auftrag gegeben, aber bis heute weder veröffentlicht noch dem Stadtrat zugänglich gemacht.
Das Unternehmen reagierte mit seiner Erklärung auf einen Bericht des "Handelsblatt" (Freitagausgabe) über die Studie, demzufolge die Stadt deren Existenz bestätigt hat.
Dresden will gegen die Immobilienfirma eine Vertragsstrafe von einer Milliarde Euro durchsetzen, weil sich die Gagfah nach dem Weiterverkauf von 48.000 Wohnungen nicht an vereinbarte Regeln zum Mieterschutz gehalten haben soll. Die Gagfah hat die Klage vor einigen Wochen erwidert und ihrerseits Klage eingereicht.
dapd
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