Ich bin seit 20 Jahren im Maschinenbau tätig. Der aktuelle Auftragsboom hält seit 2004 an. Der Export läuft hervorragend. Die Globalisierung hat in diesem Fall einen positiven Effekt. Wenn z.B. General Motors in China ein Werk baut, kommen die Maschinen- und Anlagenteile z.B. auch aus Deutschland, weil vor Ort die Kapazitäten offenbar nicht vorhanden sind. Das Wachstum im Maschinenbau ist allerdings begrenzt. Man jammert nun über Fachkräftemangel, weil in den letzten 18 Jahren zu wenige Lehrlinge ausgebildet wurden, weil immer noch genug qualifizierte "Ossis" zur Verfügung standen. Dann wurde auch ständig behauptet, dass in DE die Fertigung viel zu teuer wäre und die Produktion in Billiglohnländer verlagert werden sollte. In Polen ist das Lohnniveau aber in den letzten 18 Jahren um über 1000% Prozent gestiegen und inzwischen höher als in Ostdeutschland, allerdings sind in Ostdeutschland inzwischen die Kapazitäten und auch die Fachkräfte gar nicht mehr vorhanden. Dass Niedriglöhne Arbeitsplätze sichern, ist also eine Lüge der Arbeitgeberverbände.
Eine Ausweitung der Kapazitäten ist nicht immer schnell machbar. Wenn man z.Z. ein Bearbeitungszentrum kaufen will, muss man z.B. mit 6 Monaten Lieferzeit rechnen, und dann müssen die Leute u.U. erst geschult werden und spezielle Werkzeuge und Spannvorrichtungen beschafft, angepasst und eingerichtet werden, u.U. auch noch Anpassungen bei der Software.
Mir ist aufgefallen, dass für Konstrukteure der Fertigungs- und Materialaufwand oft keine Rolle spielt. Wir hatten z.B. Edelstahlteile gefertigt, die aus 40kg Rohmaterial gedreht und gefräst wurden, das Fertigteil brachte dann nur 4kg auf die Waage. Früher hätte man so etwas geschweißt oder zusammengeschraubt, aber jetzt wird das aus dem Vollen gefertigt. Die Späne holt der Schrotthändler ab, die werden dann im Stahlwerk wieder eingeschmolzen ... Weil das ein fast geschlossener Kreislauf ist, spielen die Rohstoffpreise kaum eine Rolle.
Lasst die Volkwirte und Wirtschaftsexperten ruhig von Rezession und Krisen reden, dann reduzieren die Analysten ihre oft völlig überzogenen Erwartungen und die Ergebnisse der Stahlbranche können wieder positiv überraschen.