MARKTUMFRAGE/DAX kurzfristig freundlich, dann Korrektur
Von vwd Börsenkorrespondent Simon Steiner
Frankfurt (vwd) - Kurzfristig erwarten die von vwd befragten technischen Analysten weiter freundliche Kurse beim DAX. Auf einem Niveau zwischen 5.100 und 5.350 Punkten werde diese jedoch auslaufen. Eine Korrektur sei dann die Folge. Diese führt den DAX nach Meinung der Charttechniker bis auf eine Zone zwischen 4.500 und 4.872 Zähler zurück. Auf Grund der niedrigen Dynamik nach oben und der Widerstände, die einen deutlichen Anstieg verhindern dürften, sollten Anleger derzeit vorsichtig agieren. Da sind sich Uwe Wagner von der Deutschen Bank, Dirk von Daacke von TripleTop Research und Stephen Schneider von der WGZ Bank einig.
"Im Kursverlauf des DAX lässt sich derzeit ein vergleichsweise klar begrenzter Konsolidierungsbereich definieren, dessen untere Begrenzung aktuell in etwa im Bereich um 4.872 Punkte zu erwarten ist und dessen obere Begrenzung im Bereich um 5.200/5.217 Zähler verläuft", sagt Uwe Wagner, technischer Analyst bei der Deutschen Bank. Die grundsätzliche Frage, welche sich zumindest für die folgenden Tage stelle, damit aber entscheidenden Einfluss auf die weiterführende strategische Entwicklung des Marktes habe, sei die nach dem Bestand der Schiebezone. Hierbei gehe es um die Bewertung, ob es sich bei der aktuell laufenden Aufwärtsbewegung nur um einen kurzen Impuls handele oder ob für die kommenden Tage mit der Ausbildung eines neuen, tertiären Aufwärtstrends gerechnet werden könne.
Diese Frage entscheide sich am aktuellen Entwicklungsgrad der zu Grunde liegenden Bewegungsdynamik. Bleibe die tatsächliche Dynamik weiterhin so niedrig, wie sie über die technischen Indikatoren ausgewiesen werde, so dürfte sich die neutrale Bewegungstendenz, mit sich im Wechsel ausbildenden Tertiärtrends fortsetzen. In diesem Falle behalte der Konsolidierungsbereich seine Gültigkeit. "Die Schwierigkeit, welche sich hier eröffnet, ist die Tatsache, dass ein technischer Indikator in der Regel ein zeitlich verzögertes Bild des Dynamikverhaltens gibt, da er sich aus historischen Kursen heraus errechnet und somit hinterherhinkt", sagt Wagner weiter. Somit berechneten sich die Korrekturpotenziale im DAX: bei 5.045 / 5.067 (Minimumkorrektur), 5.120 (Normalkorrektur) und 5.173/ 5.195 Punkten (Maximumkorrektur).
Könnten sich die Indizes im Allgemeinen und der DAX im Besonderen nur bis auf das minimale Korrekturpotenzial erholen und setze dann eine erneute Impulswende ein, drohe ein Bruch der unteren Begrenzung der jeweiligen Konsolidierungszone und eine Fortsetzung des vorangegangenen tertiären Abwärtstrends. Begründen ließe sich dieser Sachverhalt damit, dass im Zusammenhang mit dem vorangegangenen tertiären Abschwung die Schwungkraft zugenommen hätte. Somit sei der Reaktion nur ein minimales Korrekturpotenzial ermöglicht worden, was zumindest im DAX bisher mit einer Trefferquote von um die 67 Prozent zu einer Fortsetzung des vorangegangenen Bewegungsimpulses führte.
Daher werde sich den weiteren Angaben zufolge nun bald zeigen, was strategisch im DAX zu erwarten sei. Per Montag habe der DAX in der Spitze zwar etwas mehr als als bis auf das minimale Potenzial korrigiert, per Schlusskurs habe er dieses dennoch nicht übersteigen können. Somit bliebe statistisch gesehen noch immer ein Risiko von über 67 Prozent im DAX, das der Index nach unten hin wegrutschen könne. Erst wenn es dem Index gelingen sollte, auch sein normales bzw maximales Korrekturpotenzial zu erreichen, sinke das Risiko deutlich.
Insgesamt bleibt Uwe Wagner vorerst kurzfristig optimistisch für den DAX. Das Erreichen der oberen Begrenzung der aktuell gültigen Konsolidierungszone bei 5.200 Punkten sei aktuell das am wahrscheinlichsten erscheinende Szenario. Scheitere der DAX jedoch an seinem minimalen Korrekturpotenzial, würden die Börsenampeln sofort auf Gelb umspringen. Im Zusammenhang mit der extrem niedrigen Dynamik, sollten konservative Anleger weiterhin eher Zurückhaltung üben. Positionierungen innerhalb der Konsolidierungszone seien lediglich als Trading-Positionen zu sehen.
Dirk von Daacke hält im DAX eine leichte Erholung bis 5.050/5.100 Punkte noch für möglich. Allerdings sei der Schwung der vergangenen Wochen vorbei. Mit der nächsten Abwärtsbewegung werde daher ein Verkaufsignal und damit eine etwas kräftigere Korrektur erwartet. Kursziel sei hierbei die Zone um 4.500 Punkte. Eine Entwarnung könne erst dann gegeben werden, wenn die Widerstände bei 5.200 Zählern durchbrochen würden.
Stephen Schneider rechnet in den kommenden Tagen damit, dass der DAX vermutlich nochmals freundlicher tendieren und bis leicht über 5.350 Zähler ansteigen werde. Dann erfolge jedoch eine erneute Korrektur, bevor der Index seinen mittelfristigen Aufwärtstrend fortsetzen und sein Ziel von rund 6.400 Punkten etwa Ende Februar erreichen dürfte. Zur Begründung führt Schneider in erster Linie die Elliott-Wellen-Theorie an, die eine so genannte "running correction" zeige.
Dennoch wäre nach einigen erwarteten freundlichen Sitzungen eine erneute kurzfristige Korrektur die idealtypische Folge. Mit Hilfe der Fibonacci- Relationen lasse sich hier eine Marke von etwa 4.670 Punkten errechnen, meint der Analyst. Auch die aktuelle charttechnische Konstellation unterstütze dieses Szenario, da der langfristige Abwärtstrend zur Zeit bei 5.370 Zählern tendiere und ein schnelles Überwinden unwahrscheinlich sei.
vwd/18.12.2001/sst/gmh/mc
18. Dezember 2001, 15:14