Kriegsängste lähmen die Märkte

Beiträge: 3
Zugriffe: 1.671 / Heute: 2
Euro Stoxx 50 4.967,84 +0,13% Perf. seit Threadbeginn:   +96,58%
 
Nassie:

Kriegsängste lähmen die Märkte

 
05.12.02 23:45
Kriegsängste beunruhigen Aktienmärkte

Anleger honorieren Zinssenkung nur kurzfristig / Analysten kritisieren EZB-Entscheidung


hbe. FRANKFURT, 5. Dezember. Die europäischen Börsen haben am Donnerstag einen turbulenten Handelstag erlebt: Die meisten Indizes gewannen nach der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 50 Basispunkte zunächst an Wert. Die Kurse drehten allerdings nach der Eröffnung der amerikanischen Börsen ins Minus. Mit Verlusten von mehr als 3 Prozent führte der Dax die Liste der Verlierer in Europa an. Ursache der Kursverluste waren nach Aussagen von Händlern Äußerungen aus dem amerikanischen Präsidialamt, daß man verläßliche Hinweise darauf habe, daß der Irak Massenvernichtungswaffen besitze. An der Börse wurden diese Äußerungen dahin gehend gedeutet, daß ein Krieg unmittelbar bevorsteht. Der Dow-Jones-Index verbuchte im frühen Handel Verluste von 1,2 Prozent auf 8632 Punkte.

Die europäischen Börsen sind derzeit gefangen zwischen Konjunktursorgen und Kriegsängsten. Die Zinssenkung der EZB wurde mit Blick auf die Europas Konjunktur von vielen Analysten begrüßt. Sie warnten aber zugleich davor, sich zuviel von diesem Schritt zu versprechen, und betonten vor allem die psychologische Wirkung dieser Maßnahme. Der Zinsschritt habe vor allem das Vertrauen der Märkte in die EZB bestärkt. "Dieser Schritt zeigt, daß die EZB aktiv die Wirtschaft unterstützen will. Das dürfte dem Markt auch etwas die Deflationsangst nehmen", sagte Gertrud Traud von der Bankgesellschaft Berlin. Aus konjunktureller Perspektive ist die Zinssenkung nach Ansicht vieler Analysten zu rechtfertigen: "Die Zinssenkung paßt in die Landschaft und ist kurzfristig positiv für die Psyche an den Märkten", sagte Ulrich Beckmann, Leiter des Research der Deutschen Bank. Ähnlich äußerte sich auch Michael Hüther, Chefvolkswirt der Dekabank: "Das konjunkturelle Umfeld und die Inflationsperspektiven machen einen solchen Schritt vertretbar, wenngleich eine Senkung um 25 Basispunkte klüger gewesen wäre."

In den Kommentaren der Analysten klingt aber nur verhaltener Optimismus durch, zu unsicher sind die Wirkungszusammenhänge zwischen einer Zinssenkung und den Folgen für die Realwirtschaft. "Die Welt sieht jetzt für die Unternehmen nicht völlig anders aus", sagt Beckmann. Kritischer bewertet Thorsten Polleit von Barclays Capital den Schritt der EZB: "Liquidität ist ausreichend vorhanden." Sollten die Inflationserwartungen, die noch stabil seien, zunehmen, so würden die Zinsen am langen Ende steigen - dann würde der wohlgemeinte Versuch, die Konjunktur kurzfristig mit billigem Geld zu steuern, nach hinten losgehen. Dem widerspricht Beckmann: "Die Kreditexpansion verlangsamt sich, und die Geldmengenentwicklung ist vor allem dadurch geprägt, daß Investoren ihre Mittel ohne Kursrisiken parken wollen, vorzugsweise in Geldmarkttiteln - das erhöht dann die Geldmenge."

Die Folgen für die Aktienmärkte dürften nach Ansicht vieler Analysten eher kurzfristiger Natur sein: "Damit entzündet man allenfalls ein Strohfeuer", sagt Polleit. Ähnlich argumentiert Hüther: "Ich würde an der Börse nicht dauerhaft auf die Wirkung dieser Maßnahme setzen - wenn die Gewinnaussichten der Unternehmen nachhaltig eingetrübt sind, wird das auch nicht helfen."

Damit spricht er einen Kritikpunkt an, den viele Experten teilen: Ein Teil der derzeitigen Probleme sei von der Politik verursacht. In einer Zeit, in der die Haushaltsdefizite wachsen und am Stabilitätspakt gerüttelt werde, könnte es ein verhängnisvolles Signal der Geldpolitik sein, den Politikern monetär unter die Arme zu greifen. "Hier werden unter Umständen Fehlentwicklungen monetär alimentiert, eine Zinssenkung ist einfach die falsche Medizin", sagte Polleit. Ähnlich, wenn nicht ganz so pessimistisch, äußerte sich Hüther: "In einer Zeit, in der die Finanzpolitik Kapriolen schlägt und der Stabilitätspakt gefährdet scheint, sind 50 Basispunkte ein zu starkes Signal."

Dem stehen Befürchtungen der Märkte gegenüber, daß der europäischen Wirtschaft ein deflationäres Szenario droht: Ein allgemein sinkendes Preisniveau könnte einen weiteren Einbruch der Konjunktur und japanische Verhältnisse zur Folge haben, befürchten Marktteilnehmer. Hier könnte eine rechtzeitige Zinssenkung helfen: "Wenn man nichts gemacht hätte, wäre das schlechter gewesen. Aus einer Deflation herauszukommen, ist relativ schwierig. Sollte uns Inflation drohen, so wissen wir, wie wir damit umgehen müssen - eine deflationäre Wirtschaft bekommt eine Zentralbank schlechter in den Griff", sagte Beckmann.

bauwi:

up! Gute Erklärung für heute! o. T.

 
05.12.02 23:53
brudini:

Aufgepasst - ein Wortspiel:

 
05.12.02 23:56

Ob die Märkte das wohl in den Griff kriegen?

Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen

Neueste Beiträge aus dem Euro Stoxx 50 Forum

Wertung Antworten Thema Verfasser letzter Verfasser letzter Beitrag
  17 Euro Stoxx 50 : Jetzt langfristig einsteigen!? Bullenmarkt2019 Nicco FL 13.12.24 12:03
32 452 Telefonica SA Palaimon Highländer49 07.11.24 12:02
2 173 Philips! Alternative mit soliden Wachstum...? Biegel Highländer49 29.10.24 10:23
  7 Core Portfolio /// Nachhaltiges Einkommen jgfreeman jgfreeman 05.04.24 22:16
3 301 Mein Trädingtagebuch Sufdl Sufdl 28.06.23 19:39

--button_text--