USA nutzen, wenn deutsche Anleger eine Verbindung haben, dass sie dort handeln können.
Insbesondere auch wegen den 27% an Credittrade, einem der beiden großen Interdealer-Broker bei Kreditderivaten.
Lest Euch zum Markt für Kreditderviaten einmal in Ruhe den nachstehenden Artikel aus der FAZ durch. Spätestens dann kommt Ihr zu der Ansicht, dass meine oben in einem Posting genannten Zahlen durchaus nicht der Fabelwelt eines Spinners entspringen.
Kreditderivate erhöhen die Lust am Risiko
Unruhen zum Trotz: Anleihen aus Ecuador sind begehrt
11. Mai 2006
Risiko ist Trumpf an den Anleihemärkten. Nachdem die jahrelange, allgemeine Hausse an den Rentenmärkten im Herbst des vergangenen Jahres ihr Ende fand, habe sich die Kursgewinne in ausgewählte Sektoren verlagert, namentlich überall dorthin, wo noch ein bißchen mehr Rendite winkt.
Dabei scheint den Investoren mittlerweile jedes Gefühl für Risiko abhanden gekommen zu sein. So wird im Bereich der Unternehmensanleihen vorwiegend zu Anleihen mit niedrigem Rating und damit höherer Kreditausfallwahrscheinlichkeit gegriffen. Während die Kurse von Investment-Grade-Anleihen seit Jahresbeginn fallen, sind die von Junk-Bonds im Durchschnitt gestiegen.
No risk, no yield
Nicht wesentlich anders sieht es bei Staatsanleihen aus. Der Bund-Future eilt von Tief zu Tief und auch britische und amerikanische Staatsanleihen zeigen in der Tendenz kontinuierlich steigende Renditen.
Auch vor Schwellenländer-Anleihen machen die Kursverluste nicht halt. So haben ägyptische Papiere in diesem Jahr fast zehn Prozent verloren, türkische Papiere über sieben und brasilianische Bonds über vier Prozent. Gut schlugen sich dagegen Anleihen aus Ecuador und Argentinien. Hier legten die Rentenindizes 3,8 bzw. fast zehn Prozent zu.
Auch das folgt offenbar der unerbittlichen Logik: no risk, no yield - keine Rendite ohne Risiko. Denn vergleicht man die Rangfolge der Rentenindizes der Schwellenländer mit den jeweiligen Länder-Ratings, so liest sich die Rangfolge fast wie die Rating-Tabelle - von hinten. Argentinien hat bei Standard & Poor's kein wirklich eindeutiges Länderrating aufgrund hoher Risiken und Ecuador wird von beiden Agenturen mit der drittschlechtesten Note bewertet.
Dagegen gehören die Länder der BBB-Gruppe wie Bulgarien oder Südafrika zu den schlechtesten Performern. Einige Abweichungen gibt es, etwa Ägypten oder die Ukraine, wofür sich aber auch Sonderfaktoren finden lassen.
Ratings verlieren an Bedeutung
Betrachtet man ein solches Verhalten, möchte man bisweilen am Verstand der Investoren zweifeln. Verständlich wird die Entwicklung indes dann, wenn man auf die Veränderungen blickt, denen der Rentenmarkt in seiner Funktionsweise in den vergangenen Jahren unterworfen war.
Dazu gehört, daß Ratings als Risikoindikatoren an Bedeutung verloren haben. Immer mehr setzten die Anleger bei Beurteilung von Risiken statt auf die vergleichsweise langsamen, subjektiven Einschätzungen eines Experten auf schnell reagierende Marktmechanismen. Das liegt vor allem am Siegeszug eines Derivats, des Credit Default Swaps, kurz CDS.
Ein CDS ist eine Art Kreditversicherung - allerdings standardisiert und dadurch handelbar. Gläubiger kaufen sich über einen CDS gegen Zahlung einer Prämie „Versicherungsschutz“ für den Fall, daß ein Schuldner zahlungsunfähig wird. Kommt es so, muß der „Versicherer“ dem Versicherten den Forderungsausfall aus eigener Tasche ersetzen. Als „Versicherer“ treten Banken auf, aber auch institutionelle Anleger und Hedge Fonds, die die Versicherungsprämien kassieren wollen.
CDS-Markt ist größer als Anleihenmarkt
Inzwischen werden solche Swaps auf die Verbindlichkeiten aller größeren Unternehmen schwunghaft gehandelt. Die CDS-Märkte sind bereits größer als die Märkte für Unternehmensanleihen. Nach Zahlen der International Swaps an Derivatives Association (ISDA) wurde im ersten Halbjahr 2001 ein Nominalvolumen von 631,5 Milliarden Dollar gehandelt. Im zweiten Halbjahr des vergangenen Volumens bezifferte die ISDA das Volumen bereits auf 17,1 Billionen Dollar - das entspricht einem Wachstum um den Faktor 27.
Auch wenn das Nominalvolumen nicht unbedingt ein Indikator für die Nettoengagements ist, bezeichnet die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) den CDS-Markt als eines der am schnellsten wachsenden Segmente des globalen Finanzsystems, dessen Umsätze die der zugrundeliegenden Anleihemärkte mittlerweile übersteigt.
Nach einer Studie der Boston Consulting Group hängen im Geschäftsfeld „Global Fixed Income“ der amerikanischen Investmentbanken inzwischen nur noch etwa 25 Prozent der Erträge direkt von den amerikanischen Anleihemärkten ab. Der Rest entfällt auf den Handel mit Währungen, Rohstoffen sowie Kredit- und Zinsderivaten. Und während sich dabei das Volumen der ausstehenden Rohstoffkontrakte von 2001 bis 2004 mehr als verdoppelt hat, stieg das der Kreditderivate im gleichen Zeitraum sogar um mehr als das Vierfache.
Risiko wird separat handelbar
CDS sind recht nützliche Werkzeuge, da sie, so die Bundesbank in einer Studie, die Loslösung des Kreditrisikos von der zugrundeliegenden Kreditbeziehung ermöglichen. Ausfallrisiken werden dadurch separat handelbar und Risiko und Ertrag können systematisch gesteuert werden, was insbesondere für Banken von Bedeutung ist. Zudem wird eine breitere Risikoverteilung auch auf jene Sektoren ermöglicht, die selbst nicht als unmittelbare Gläubiger in Kreditbeziehungen in Erscheinung treten.
Und natürlich lassen sich die Risiken von Anleihenengagements absichern. Da nun die Kosten der Swaps mit zunehmender Verbreitung des Instruments deutlich gefallen sind, kostet die Risikoabsicherung weniger, bzw. lassen sich zu gleichen Kosten des Hedging höhere Risiken versichern.
Dennoch verfolgen die Zentralbanken und Bankaufseher, die für die Stabilität des Finanzsystems verantwortlich sind, die Entwicklungen mit einiger Sorge. Denn nicht nur, daß auf Basis der neuen Instrumente weitere Derivate, die sich immer stärker von den Basiswerten wegentwickeln und nur noch lose Beziehungen dazu haben.
Nervosität bei den Finanzaufsehern
In einer Studie aus dem Dezember stellte die BIZ, daß sowohl die CDS-Risikoprämien als auch die daraus abgeleitete Risikoaversion sehr volatile Größen waren, da sich die Risikoaversion der Anleger häufig ändere. Starke Ausschläge in den Schätzreihen habe es beispielsweise nach dem Zusammenbruch von Worldcom im Jahr 2002 und den Turbulenzen im Automobilsektor im April/Mai 2005 gegeben.
Eine darauf spekulierende Anlagestrategie, die selbst nicht mit ausreichend Liquidität unterlegt ist, kann daher rasch zur Katastrophe werden. Da es über die Wechselwirkungen eines solchen Falles im jungen Marktsegment keine Erfahrungen gibt, macht dies die Finanzaufsicht mit Recht nervös.
Obacht müssen auch Privatanleger geben. Da die Anleiherisiken zunehmen separat gehandelt werden, geben die Anleihenkurse selbst die Risiken nicht unbedingt mehr zutreffend zurück. Da aber der Privatanleger nur selten sein Risiko mit einem CDS absichert, trifft er Anlageentscheidungen möglicherweise auf Basis verzerrter Informationen.
Steigende CDS-Preise für lateinamerikanische Anleihen erwartet
Während beispielsweise lateinamerikanische Anleihen noch eine vergleichsweise positive Entwicklung aufweisen, rechnet der größte brasilianische Broker Agora CTVM bereits mit steigenden Kosten für die Absicherung. Spekulationen, daß die in diesem Jahr in der Region anstehenden Wahlen Staatschefs an die Macht bringen, die gegen den freien Markt eingestellt sind, trieben die Preise der Kreditausfallswaps in die Höhe.
Als im Dezember Evo Morales zum bolivianischen Präsidenten gewählt wurde, „hat das einigen Investoren Schauer über den Rücken gejagt, weil sie darin ein neues Phänomen in Lateinamerika sahen“, sagte Alan Gandelman, Partner bei Agora in einem Interview mit Bloomberg News. „Da die Wahlen, insbesondere in Mexiko und Brasilien, näher rücken, ist es nur natürlich, daß die Preise klettern werden.“
Im April erreichte der Preis für Kreditausfallswaps auf peruanische Anleihen den höchsten Stand seit einem Jahr, bei mexikanischen Papieren sind die Preise auf ein Sechsmonatshoch geklettert. Seit dem 1. März sind die Kosten, um einen Zahlungsausfall bei brasilianischen Papieren im Volumen von 10 Millionen Dollar für die nächsten fünf Jahre abzusichern, um 19.500 Dollar auf 129.500 Dollar gestiegen.
Anleihenkurse können Risiken verzerrt widerspiegeln
Dagegen haben sich die Kurse peruanischer Anleihen nach ihrem Kurssturz im März im April von ihren Tiefständen wieder erholt. Der Zusammenhang zwischen Anleihenkurs und Risiko wird durch die CDS nicht aufgelöst. Denn mit steigenden Absicherungskosten sinkt natürlich auch die Gesamtrendite des Investment-Pakets und somit der Anreiz, die entsprechende Anleihe zu kaufen.
Die separate Handelbarkeit hat allerdings den Zusammenhang insofern gelockert, als Anleihen nunmehr vergleichsweise weniger stark auf Risikosignale reagieren können. Wer sich daher für Schwellenländer-Anleihen entscheidet, sollte sich vor Augen führen, daß Kursstabilität nicht unbedingt für Vertrauen in die Papiere spricht, sondern vielleicht nur für gut abgesicherte Risiken.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho
Bildmaterial: Associated Press, AP, Bloomberg, FAZ.NET