Korruptionsskandal
Siemens setzt KPMG vor die Tür
Jahrelang hat KPMG die Bücher kontrolliert, doch von den schwarzen Kassen wollen die
Wirtschaftsprüfer nichts mitgekriegt haben. Das hat Folgen: Siemens wechselt seine
Abschlussprüfer aus - ein Signal vor allem in Richtung der amerikanischen Börsenaufsicht
SEC.
München - Es ist ein Schritt, der den Neuanfang symbolisiert: Künftig soll nach dem Willen des
Aufsichtsrats Ernst & Young die Bilanzen prüfen, teilte Siemens am Freitag mit. "Bei der
Entscheidung für Ernst & Young als neuen Abschlussprüfer habe letztlich den Ausschlag gegeben,
dass Siemens mit einem Wechsel des Abschlussprüfers ein Signal im Sinne einer bestmöglichen
Corporate Governance setzen möchte", hieß es zur Begründung. Letztlich darüber entscheiden
muss die Hauptversammlung Anfang kommenden Jahres.
Die KPMG war im Zuge des größten Korruptionsskandals in der deutschen Nachkriegsgeschichte
unter Beschuss geraten. Kritiker warfen den Wirtschaftsprüfern vor, bei der verbreiteten Praxis
der schwarzen Kassen weggeschaut zu haben. KPMG bestreitet die Vorwürfe.
Mit dem Schritt signalisiert Siemens vor allem der US-Börsenaufsicht SEC einen Neuanfang. Eine
endgültige Entscheidung der SEC über die Strafe für Siemens steht noch aus. Der Konzern hat für
die erwarteten Geldbußen der amerikanischen und deutschen Behörden eine Milliarde Euro
zurückgestellt. Insgesamt sind in den Jahren 1999 bis 2006 bei Siemens 1,3 Milliarden Euro in
dunkle Kanäle geflossen. Die Schmiergeldaffäre hat Siemens nach eigenen Angaben mit fast drei
Milliarden belastet.
sam/Reuters
URL:
www.spiegel.de/wirtschaft/...zt-kpmg-vordie-tuer-a-593406.html Text zur Anzeige gekürzt. Gesamten Beitrag anzeigen »