KPMG droht neuer Ärger - Britische Behörde erwägt Untersuchung
Mittwoch, 10. April 2013, 17:33 Uhr Diesen Artikel drucken [-] Text [+]
London (Reuters) - Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG rückt zunehmend ins Visier der Behörden.
Nach Bekanntwerden eines mutmaßlichen Insiderhandel-Skandals mit Verwicklung eines KPMG-Beraters in den USA muss sich das Unternehmen auch in Großbritannien auf neuen Ärger einstellen. Hintergrund ist dort der Zusammenbruch der Hypothekenbank HBOS im Jahr 2008, deren Bilanzen KPMG prüfte. Die für Wirtschaftsprüfer zuständige britische Aufsicht (FRC) erwägt, die Rolle von KMPG in der Angelegenheit unter die Lupe zu nehmen, wie eine Behördensprecherin am Mittwoch mitteilte. Die FRC will aber zunächst einen Bericht der neuen Behörde zur Überwachung des Finanzgebarens (FCA) zum HBOS-Kollaps abwarten, der im Herbst vorgelegt werden soll. Erst dann werde eine Entscheidung über ein Untersuchungsverfahren fallen, sagte die FRC-Sprecherin.
HBOS war einst die viertgrößte Bank Großbritanniens. Sie geriet auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in Schieflage und wurde auf Geheiß der Regierung vom Rivalen Lloyds übernommen, der dadurch selbst ins Straucheln kam und auf staatliche Milliardenhilfen angewiesen war. Ein Parlamentsausschuss warf dem HBOS-Management in einem jüngst vorgelegten Untersuchungsbericht "kolossales Versagen" vor. Der langjährige Bankchef James Crosby kündigte daraufhin an, die Ehrung des Ritterschlags zurückzugeben und zeitlebens auf knapp ein Drittel seiner Rentenbezüge zu verzichten.
Erst am Dienstag war bekanntgeworden, dass ein hochrangiger KPMG-Partner in einen Fall von Insiderhandel verwickelt ist. Nach Angaben der Gesellschaft hat der Beschuldigte offenbar Informationen an eine dritte Person weitergegeben, die diese dann zu Aktiengeschäften genutzt habe. KPMG habe sich inzwischen vom dem Partner getrennt. Als weitere Konsequenz gab das Unternehmen die Mandate von zwei Firmen zurück. Dabei handelt es sich um den Schuhhersteller Skechers und den Diätmittel-Anbieter Herbalife. Nach Auskunft einer mit der Angelegenheit vertrauten Person geht die Bundespolizei FBI den Insidervorwürfen nach.
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