Madoffs 50-Milliarden-Abzocke

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tom68:

Madoff-Skandal trifft Profis hart

 
16.02.09 14:40
Madoff-Skandal trifft Profis hart
von Wolf Brandes

Es trifft vor allem Spezialfonds: Der deutsche Fondsverband BVI hat erstmals den Schaden beziffert, der den deutschen Profianlegern durch das Betrugssystem des US-Investors Bernard Madoff entstanden ist.

Demnach haben insgesamt 60 Fonds von BVI-Gesellschaften 221 Mio. Euro in Madoff-infizierte Zielfonds investiert. Dabei sind Spezialfonds, die von institutionellen Kunden genutzt werden, mit 116 Mio. Euro betroffen und Publikumsfonds mit 105 Mio. Euro.

Der Schaden verteilt sich somit fast zu gleichen Teilen auf Profis und Privatanleger. Bislang standen die von Privatanlegern genutzten Dachfonds, die bis zu 40 Prozent ihrer Gelder dem Madoff-System anvertraut hatten, im Fokus. Die absoluten Summen der 50 betroffenen Publikumsfonds waren aber niedriger als die der zehn Spezialfonds.

Der Schaden für die deutsche Fondsbranche ist nach Ansicht des BVI relativ gering. Zum Vergleich: In Luxemburg und Irland waren in vier Fonds unter den Namen Thema US Equity und Herald US Absolute Return - jeweils in einer Euro- und einer Dollar-Tranche - insgesamt 1,6 Mrd. Euro investiert. In den USA liegt die Summe mit rund 50 Mrd. $ um ein Vielfaches höher.

Die in Spezial- und Publikumsfonds enthaltenden Anteile an den Thema- und Herald-Fonds machen nach Berechnungen der Branche 0,02 Prozent des Fondsvermögens der BVI-Gesellschaften aus. Nicht berücksichtigt sind dabei die Gelder, die Anleger direkt und nicht über Dachfonds in den Madoff-infizierten Investmentfonds investiert haben. Damit dürfte der Schaden für deutsche Fondskunden insgesamt deutlich höher liegen.

Für den BVI stellen sich nun zwei Fragen: "Erstens: Ist das Anlegergeld wieder einholbar, und zweitens: Offenbaren sich hier systemische Schwächen und zwar bei Fonds nach EU-Recht, die ja nicht nur nach unserer Auffassung nach die weltweit bestregulierten Produkte sind?" Für den Verband ist klar, dass nach EU-Investmentrecht die Depotbank die Verantwortung dafür trägt, dass die Vermögenswerte eines Fonds geschützt sind - auch bei Betrug durch einen Unterverwahrer. Eine Neuregelung des Fondsrechts fordert der BVI indes nicht. Allerdings sollten die Depotbankpflichten in der EU klargestellt werden.

Wolf Brandes ist Redakteur des Anlegermagazins "Börse Online

Aus der FTD vom 16.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland,
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
tom68:

Dossier Kein Halten bei Finanzbetrug

 
01.03.09 14:49
Agenda
Dossier Kein Halten bei Finanzbetrug
von Sebastian Bräuer (New York)

Erst Madoff, jetzt Stanford - fast jede Woche fliegt in den USA ein neues Schneeballsystem auf. Den Betrügern gelingt es nicht mehr, an frisches Kapital zu kommen, um ihre Tricks zu vertuschen. In ihrer Panik tauchen viele einfach ab - und hinterlassen ein Trümmerfeld.

Seit am vergangenen Donnerstag in Virginia ein 58-jähriger Schnauzbartträger angeklagt wurde, ist die Welt aus den Fugen geraten: Im Karibikstaat Antigua und Barbuda werden hastig Neuwahlen vorbereitet, um politische Unruhen zu vermeiden. Der britische Kricketverband gerät in Erklärungsnot. Regierungsvertreter in Venezuela bekennen, Millionen verzockt zu haben. In Mexiko und Ecuador bilden sich lange Schlangen vor den Banken. Und US-Präsident Barack Obama zahlt eine Wahlkampfspende zurück.

Derjenige, der das alles losgetreten hat, heißt Sir Richard Allen Stanford, Vermögensverwalter von Rang und Namen, der erste US-Bürger, der in Antigua zum Ritter geschlagen wurde, Sportimpresario und Sponsor amerikanischer Politiker. Einer, der den großen Auftritt mit Privatjet und Helikopter liebt und der jetzt ganz unspektakulär gestellt wurdewurde, als er mit seiner Freundin Verwandte besuchte.

Dem Investor wird vorgeworfen, ein Schneeballsystem von gigantischen Ausmaßen aufgebaut zu haben, übertroffen nur von Bernard Madoff, dem ungekrönten König der Finanzbetrüger. Mit hohen Renditeversprechungen lockte Stanford Anleger in aller Welt, Zertifikate seiner Stanford Investment Group zu kaufen. Und die Anleger kauften: für insgesamt 8 Mrd. $. Militärs in Venezuela, Kleinanleger in der Karibik und Vermögende in den USA gingen ihm auf den Leim.

Laut Börsenaufsicht SEC investierte Stanford das Geld nicht wie versprochen in liquide Zertifikate, sondern beispielsweise in Private-Equity-Unternehmen und Immobilien. Das ging so lange gut, wie die Finanzkrise noch in weiter Ferne war und es in nahezu jedem Anlagesegment Geld zu verdienen gab.

Bilderserie: Auf der Flucht

Jetzt ist das Stanford-Konstrukt am Ende. Aufgeflogen wie Dutzende anderer Schneeballsysteme, die in diesen Wochen in sich zusammenbrechen. Reihenweise fliegen Schwindler auf, weil ihre wackligen Geschäftsmodelle nur in guten Zeiten funktionieren. "Nur bei Ebbe lässt sich feststellen, wer nackt schwimmt", witzelte Investorenlegende Warren Buffett kürzlich. Die Zahl der Finanzjongleure ohne Badehose alarmiert auch die Behörden. "Es herrscht absolute Ebbe an der Wall Street", sagt John Coffee von der Columbia University in New York, "und die SEC fängt an, genauer als früher nach den Nackten zu suchen."

Die Fälle, die dabei aufgedeckt werden, zeugen von einer Dreistigkeit, die selbst die Ermittler erstaunt: Das Unternehmen Billion Coupons aus Hawaii etwa wurde vergangenen Donnerstag angeklagt, seit September 2007 mit falschen Versprechungen insgesamt rund 4,4 Mio. $ eingesammelt zu haben. Statt wirkliche Erträge auszuschütten, gab es laut Anklage lediglich die Einzahlungen neuer Kunden an bestehende Kunden weiter - ein klassisches Schneeballsystem. Dass Billion Coupons ausgerechnet auf Seminaren für Taube Werbung für seine Anlagen machte, nennt SEC-Regionaldirektorin Rosalind Tyson "besonders verwerflich".

Teil 2: Wie ein 82-jähriger Anleger betrog >>
www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/.../478536.html?p=2
Teil 3: Wie Nadel seinen Freitod vortäuscht >>
www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/.../478536.html?p=3

Aus der FTD vom 24.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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