Madoff-Skandal trifft Profis hart
von Wolf Brandes
Es trifft vor allem Spezialfonds: Der deutsche Fondsverband BVI hat erstmals den Schaden beziffert, der den deutschen Profianlegern durch das Betrugssystem des US-Investors Bernard Madoff entstanden ist.
Demnach haben insgesamt 60 Fonds von BVI-Gesellschaften 221 Mio. Euro in Madoff-infizierte Zielfonds investiert. Dabei sind Spezialfonds, die von institutionellen Kunden genutzt werden, mit 116 Mio. Euro betroffen und Publikumsfonds mit 105 Mio. Euro.
Der Schaden verteilt sich somit fast zu gleichen Teilen auf Profis und Privatanleger. Bislang standen die von Privatanlegern genutzten Dachfonds, die bis zu 40 Prozent ihrer Gelder dem Madoff-System anvertraut hatten, im Fokus. Die absoluten Summen der 50 betroffenen Publikumsfonds waren aber niedriger als die der zehn Spezialfonds.
Der Schaden für die deutsche Fondsbranche ist nach Ansicht des BVI relativ gering. Zum Vergleich: In Luxemburg und Irland waren in vier Fonds unter den Namen Thema US Equity und Herald US Absolute Return - jeweils in einer Euro- und einer Dollar-Tranche - insgesamt 1,6 Mrd. Euro investiert. In den USA liegt die Summe mit rund 50 Mrd. $ um ein Vielfaches höher.
Die in Spezial- und Publikumsfonds enthaltenden Anteile an den Thema- und Herald-Fonds machen nach Berechnungen der Branche 0,02 Prozent des Fondsvermögens der BVI-Gesellschaften aus. Nicht berücksichtigt sind dabei die Gelder, die Anleger direkt und nicht über Dachfonds in den Madoff-infizierten Investmentfonds investiert haben. Damit dürfte der Schaden für deutsche Fondskunden insgesamt deutlich höher liegen.
Für den BVI stellen sich nun zwei Fragen: "Erstens: Ist das Anlegergeld wieder einholbar, und zweitens: Offenbaren sich hier systemische Schwächen und zwar bei Fonds nach EU-Recht, die ja nicht nur nach unserer Auffassung nach die weltweit bestregulierten Produkte sind?" Für den Verband ist klar, dass nach EU-Investmentrecht die Depotbank die Verantwortung dafür trägt, dass die Vermögenswerte eines Fonds geschützt sind - auch bei Betrug durch einen Unterverwahrer. Eine Neuregelung des Fondsrechts fordert der BVI indes nicht. Allerdings sollten die Depotbankpflichten in der EU klargestellt werden.
Wolf Brandes ist Redakteur des Anlegermagazins "Börse Online
Aus der FTD vom 16.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland,
von Wolf Brandes
Es trifft vor allem Spezialfonds: Der deutsche Fondsverband BVI hat erstmals den Schaden beziffert, der den deutschen Profianlegern durch das Betrugssystem des US-Investors Bernard Madoff entstanden ist.
Demnach haben insgesamt 60 Fonds von BVI-Gesellschaften 221 Mio. Euro in Madoff-infizierte Zielfonds investiert. Dabei sind Spezialfonds, die von institutionellen Kunden genutzt werden, mit 116 Mio. Euro betroffen und Publikumsfonds mit 105 Mio. Euro.
Der Schaden verteilt sich somit fast zu gleichen Teilen auf Profis und Privatanleger. Bislang standen die von Privatanlegern genutzten Dachfonds, die bis zu 40 Prozent ihrer Gelder dem Madoff-System anvertraut hatten, im Fokus. Die absoluten Summen der 50 betroffenen Publikumsfonds waren aber niedriger als die der zehn Spezialfonds.
Der Schaden für die deutsche Fondsbranche ist nach Ansicht des BVI relativ gering. Zum Vergleich: In Luxemburg und Irland waren in vier Fonds unter den Namen Thema US Equity und Herald US Absolute Return - jeweils in einer Euro- und einer Dollar-Tranche - insgesamt 1,6 Mrd. Euro investiert. In den USA liegt die Summe mit rund 50 Mrd. $ um ein Vielfaches höher.
Die in Spezial- und Publikumsfonds enthaltenden Anteile an den Thema- und Herald-Fonds machen nach Berechnungen der Branche 0,02 Prozent des Fondsvermögens der BVI-Gesellschaften aus. Nicht berücksichtigt sind dabei die Gelder, die Anleger direkt und nicht über Dachfonds in den Madoff-infizierten Investmentfonds investiert haben. Damit dürfte der Schaden für deutsche Fondskunden insgesamt deutlich höher liegen.
Für den BVI stellen sich nun zwei Fragen: "Erstens: Ist das Anlegergeld wieder einholbar, und zweitens: Offenbaren sich hier systemische Schwächen und zwar bei Fonds nach EU-Recht, die ja nicht nur nach unserer Auffassung nach die weltweit bestregulierten Produkte sind?" Für den Verband ist klar, dass nach EU-Investmentrecht die Depotbank die Verantwortung dafür trägt, dass die Vermögenswerte eines Fonds geschützt sind - auch bei Betrug durch einen Unterverwahrer. Eine Neuregelung des Fondsrechts fordert der BVI indes nicht. Allerdings sollten die Depotbankpflichten in der EU klargestellt werden.
Wolf Brandes ist Redakteur des Anlegermagazins "Börse Online
Aus der FTD vom 16.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland,
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. Konrad Adenauer