Das ist gefährlich
Der DAX ist gestern an seinem Allzeithoch erst einmal abgeprallt. Ich hatte dazu schon geschrieben, dass die fehlenden fünf Punkte zu vernachlässigen seien. Charttechnisch hat der DAX damit genau sein Allzeithoch getestet. Anschließend ist es zu fallenden Kursen gekommen. Und dieser Umstand macht mir aktuell Sorgen. Aus folgendem Grund:
Das ist der langfristige DAX-Chart (log). Sie erkennen hier einen nachhaltigen Aufwärtstrend, der ungefähr 20 Jahre angehalten hat, nämlich von 1980 bis 2000. Im Jahre 2000 bildete sich bei 8136 Punkten ein markantes Hoch. Nach einem scharfen Einbruch bis runter auf die 2100 Punkte Marke hat der DAX es in den letzten Jahren eben wieder auf diese 8136 Punkte Marke geschafft.
Ein großes Doppeltop?
Es kann also sein, dass der DAX an dieser Marke eine Art Doppeltop ausbildet. Wenn er dieses nicht bald nach oben auflöst, dann wird er anschließend in eine Seitwärtsbewegung übergehen (dazu gleich noch etwas mehr). Die Spanne dieser Seitwärtsbewegung ist noch sehr schwer abzuschätzen, die Begrenzungen dürften zwischen 4000/5000 Punkten und 8000 Punkten liegen. Wie gesagt, zurzeit rechnet wirklich keiner damit, dass der DAX noch einmal unter die 5000 Punkte-Marke fallen wird – auch das ist gefährlich.
Kriterien für ein Doppeltop fast erfüllt
Auch wenn die Umsätze 2000 hier nicht eingezeichnet sind, so gab es im Jahr 2000 ebenfalls eine Umsatzspitze, wenn auch nicht so stark, wie aktuell. Damit haben wir aber trotzdem das erste Kriterium eines Doppeltops erfüllt – nämlich Umsatzspitzen in beiden Hochs. Es müsste sich jetzt aber am Allzeithoch eine kleine Topformation bilden, vielleicht in Form einer Schulter-Kopf-Schulterformation. Das muss natürlich abgewartet werden! Bevor sich nicht eine solche Formation ausbildet, ist es auch jederzeit denkbar, dass der DAX mit einer hohen Dynamik dieses Hoch einfach nach oben auflöst.
Ein weiteres Kriterium ist, dass die Aufwärtsbewegung ähnlich dynamisch wie die Abwärtsbewegung verläuft. Am besten wäre es, wenn Auf- und Abwärtstrend symmetrisch verlaufen. Das ist nicht der Fall, wobei ich diesen Verlauf so gerade noch als einen Grenzfall einstufen würde, eine klare Aussage ist also zu diesem Kriterium nicht möglich. In diesem Zusammenhang muss aber erwähnt werden, dass der DAX in den letzten Wochen doch extrem steil an diese Marke heran gelaufen ist. Eben dieser nahezu senkrechte Kursverlauf ist in der Nähe einer derart wichtigen charttechnischen Marke sehr häufig ein Zeichen dafür, dass diese Marke (erst einmal) nicht überwunden wird. Und auch das würde für ein mittelfristiges Hoch sprechen.
Fazit
Die Hauptkriterien für ein entscheidendes Hoch bzw. für ein Doppeltop sind fast erfüllt. Die im Vergleich zum Abwärtstrend schwächere Dynamik des Aufwärtstrends spricht dafür, dass sich nicht wirklich ein großes nachhaltiges Top mit anschließenden Kursen unter 2100 Punkten (!) ausbildet, sondern, dass es nach einem scharfen Einbruch zu einer längeren Seitwärtsbewegung unterhalb dieser 8136er Marke kommen würde.
Steigen die institutionellen Anleger aus?
Ich hatte gestern schon kurz geschrieben, dass ich vermute, dass vor der Zinssitzung am 28.6. und dem Halbjahresende die institutionellen Anleger einen Teil ihrer Positionen verkaufen werden, um ihre Gewinne und damit ihrer Halbjahres-Performance zu sichern. Heute habe ich dazu nähere Informationen erhalten, die diese These zumindest im Ansatz bestätigen, offenbar steigen viele Vermögensverwalter u.a. nach und nach aus. Wenn Sie sich die amerikanischen Indices anschauen, dann stellen Sie fest, dass sie eigentlich seit Anfang Mai eher seitwärts laufen. Auch das kann ein Hinweis darauf sein, dass größere Adressen aussteigen, ich hatte das schon einmal vor meinem Urlaub genauer beschrieben.
Es kann also gut sein, dass wir zumindest bis Ende Juni mit fallenden Kursen konfrontiert werden. Aber angesichts des starken Aufwärtstrends, den wir in diesem Jahr erlebt haben, sollten wir die Kraft der Bullen nicht unterschätzen. Die Bullen haben in den letzten Monaten und Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab und aus diesem Grund werden sie nicht so leicht einzuschüchtern sein. Dieser Umstand ist es, der es auf der Short-Seite derart schwierig macht.
Noch ist es viel zu früh
Ich bleibe dabei, es gab wesentlich bessere Zeitpunkte, um in den Markt einzusteigen. Trotzdem ist alles noch auf beiden Seiten möglich. Wirklich kritisch wird es im DAX erst dann, wenn das letzte Tief der letzten Konsolidierung bei 7499 Punkten nachhaltig unterschritten wird. Bis dahin wäre ich mit einer „zu“ bearishen Prognosen noch sehr vorsichtig. Unterschätzen Sie nie die Bullen in einem Aufwärtstrend!
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
Gruß DB