Seit Wochen steht Deutschlands bekanntester Börsenguru vor Gericht. Markus Frick soll Kurse manipuliert und Tausende Anleger getäuscht haben. Doch beim Nachweis tut sich die Justiz schwer. Am Donnerstag fällt das Urteil. von Renate Daum Berlin
Markus Frick trägt sein Traumschwiegersohn-Lächeln, hält sich kerzengerade, sein Anzug sitzt. Mit festem Schritt steuert er Saal 618 in der Turmstraße 91 in Berlin an. Davor erwarten ihn einige Zuschauer. Mal hält er ein kurzes Schwätzchen, mal klatscht er die Hand eines anderen ab. Seit Wochen wiederholt sich dieses Ritual jeden Donnerstagmorgen. Hinter der schweren Holztür aber warten nicht Fans auf ein Seminar des einst einflussreichsten Börsengurus Deutschlands - sondern Richter und Staatsanwälte des Kriminalgerichts Moabit
Es sind zwei Welten, die da aufeinander prallen. Der Fall Frick ist der bislang größte deutsche Strafprozess wegen Marktmanipulation. Ein Fall mit Signalwirkung, wie Staatsanwalt Tarvo Hovi sagt. Hovi zählte in seiner Anklage Anfang März 49 Fälle aus den Jahren 2005 bis 2007 auf. Frick habe damals Aktienkurse durch seine Tipps nach oben getrieben und die Kurssprünge zum eigenen Vorteil genutzt, ohne darauf hinzuweisen. Einige der Aktien, die er seinen Anhängern zum Kauf empfohlen hatte, seien zudem praktisch wertlos gewesen.
Mehr als 20.000 Anleger sollen über Jahre seinen Tipps gefolgt sein und für mehr als 760 Mio. Euro Aktien gekauft haben. Insgesamt 80 Mio. Euro auf Konten und Depots diverser Beteiligter hat die Staatsanwaltschaft im Zuge der Ermittlungen einfrieren lassen. Knapp 45 Mio. Euro aus der Beute sollen nach dem Willen der Ankläger an den Staat fallen. Am Donnerstag wird in Moabit das Urteil gesprochen.
Dabei stehen die Chancen des Angeklagten nicht schlecht, den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen. Zwar hat Staatsanwalt Hovi eine dreijährige Haftstrafe gefordert, bis zu fünf Jahren sieht das Gesetz vor. Doch den zentralen Vorwurf, dass Frick in seinen Anlagetipps vorsätzlich Informationen verschwiegen und davon profitiert habe, mussten die Ankläger in der vergangenen Woche mangels Beweisen fallen lassen. Der Börsenguru könnte am Ende mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. Der Fall Frick zeigt eben auch die Grenzen der deutschen Gesetze und Strafverfolgung.
Kaum jemand hat es so geschickt verstanden wie Frick, Anleger zu manipulieren. Eine so große und folgsame Jüngerschar konnte kein anderer für sich einnehmen. Selbst einer der Hintermänner aus dem Ausland habe über Fricks Einfluss gestaunt, berichtet ein Ermittler im Prozess.
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