Massaker der Nordallianz in Afghanistan
UNO beklagt Morde und Vergewaltigungen. Bundesregierung stellt 160 Millionen Mark für Wiederaufbau bereit. Afghanistan-Konferenz beginnt erst am Dienstag
Kämpfer der Nordallianz nehmen einen Taliban bei Kundus fest
Foto: dpa
Kabul/Bonn/Nantes - Internationale Organisationen werfen den neuen Machthabern in Afghanistan schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Die Vereinten Nationen haben deutliche Hinweise darauf, dass es bei der Vertreibung der Taliban in mehreren Städten zu Massakern und Vergewaltigungen durch die Nordallianz gekommen ist. Das sagte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte vor einem drohenden Blutbad in der umkämpften Stadt Kundus. Kurz vor Beginn der Bonner Afghanistan-Konferenz hat die Nordallianz ihre Offensive auf Tausende eingekesselte Taliban-Kämpfer in Kundus verstärkt. Ihr General Raschid Dostum drohte: "Wenn die Taliban nicht bis Sonntag aufgeben, werden sie eliminiert." In Kundus sind seit einer Woche Tausende von Taliban sowie ausländische Mitkämpfer aus arabischen Staaten, aus Pakistan und Tschetschenien eingeschlossen.
Der britische Außenminister Straw rief die Nordallianz nach politischen Gesprächen in Pakistan zur Zurückhaltung in Kundus auf. Ähnlich äußerten sich Bundeskanzler Schröder und Staatspräsident Chirac beim deutsch-französischen Gipfel in Nantes. Beide unterstrichen die Bedeutung einer politischen Lösung für Afghanistan. Sie verknüpften Zusagen über die Höhe ihrer Wiederaufbauhilfen mit der Überwindung der inneren Konflikte des Landes. Paris und Berlin seien bereit, den Aufbau des "Afghanistans von morgen" zu unterstützen, heißt es in der offiziellen Gipfelerklärung. Zugleich wurde eine "Übergangsverwaltung" gefordert. Es müsse eine Regierung eingesetzt werden, die rechtmäßig, weit gehend repräsentativ, multiethnisch und entschlossen sei, die Menschenrechte durchzusetzen.
Zur Finanzierung des Wiederaufbaus stehen Bundesmittel in Höhe von 160 Millionen Mark bereit. Das geht aus einem zwischen Außenministerium und Kanzleramt abgestimmten internen Papier hervor. Ob und wann das Geld ausgezahlt wird, hängt unter anderem vom Erfolg der Afghanistan-Konferenz ab, die Dienstag in Bonn stattfindet.
Die Afghanistan-Konferenz wird einen Tag später als geplant offiziell eröffnet. Ein Sprecher des UNO-Beauftragten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, sagte in New York, der offizielle Beginn sei vor allem aus logistischen Gründen verschoben worden. Die Teilnehmer der Konferenz sollten ausreichend Zeit für die Anreise haben. Die 20 bis 30 Delegierten sollten zudem vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz untereinander beraten. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Verschiebung um einen Tag.
DW
UNO beklagt Morde und Vergewaltigungen. Bundesregierung stellt 160 Millionen Mark für Wiederaufbau bereit. Afghanistan-Konferenz beginnt erst am Dienstag
Kämpfer der Nordallianz nehmen einen Taliban bei Kundus fest
Foto: dpa
Kabul/Bonn/Nantes - Internationale Organisationen werfen den neuen Machthabern in Afghanistan schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Die Vereinten Nationen haben deutliche Hinweise darauf, dass es bei der Vertreibung der Taliban in mehreren Städten zu Massakern und Vergewaltigungen durch die Nordallianz gekommen ist. Das sagte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte vor einem drohenden Blutbad in der umkämpften Stadt Kundus. Kurz vor Beginn der Bonner Afghanistan-Konferenz hat die Nordallianz ihre Offensive auf Tausende eingekesselte Taliban-Kämpfer in Kundus verstärkt. Ihr General Raschid Dostum drohte: "Wenn die Taliban nicht bis Sonntag aufgeben, werden sie eliminiert." In Kundus sind seit einer Woche Tausende von Taliban sowie ausländische Mitkämpfer aus arabischen Staaten, aus Pakistan und Tschetschenien eingeschlossen.
Der britische Außenminister Straw rief die Nordallianz nach politischen Gesprächen in Pakistan zur Zurückhaltung in Kundus auf. Ähnlich äußerten sich Bundeskanzler Schröder und Staatspräsident Chirac beim deutsch-französischen Gipfel in Nantes. Beide unterstrichen die Bedeutung einer politischen Lösung für Afghanistan. Sie verknüpften Zusagen über die Höhe ihrer Wiederaufbauhilfen mit der Überwindung der inneren Konflikte des Landes. Paris und Berlin seien bereit, den Aufbau des "Afghanistans von morgen" zu unterstützen, heißt es in der offiziellen Gipfelerklärung. Zugleich wurde eine "Übergangsverwaltung" gefordert. Es müsse eine Regierung eingesetzt werden, die rechtmäßig, weit gehend repräsentativ, multiethnisch und entschlossen sei, die Menschenrechte durchzusetzen.
Zur Finanzierung des Wiederaufbaus stehen Bundesmittel in Höhe von 160 Millionen Mark bereit. Das geht aus einem zwischen Außenministerium und Kanzleramt abgestimmten internen Papier hervor. Ob und wann das Geld ausgezahlt wird, hängt unter anderem vom Erfolg der Afghanistan-Konferenz ab, die Dienstag in Bonn stattfindet.
Die Afghanistan-Konferenz wird einen Tag später als geplant offiziell eröffnet. Ein Sprecher des UNO-Beauftragten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, sagte in New York, der offizielle Beginn sei vor allem aus logistischen Gründen verschoben worden. Die Teilnehmer der Konferenz sollten ausreichend Zeit für die Anreise haben. Die 20 bis 30 Delegierten sollten zudem vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz untereinander beraten. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Verschiebung um einen Tag.
DW