Ansätze um einen Grund für die KE zu finden, vor allem weil sie so schnell durchgezogen wurde, gibt es sicher einige. Wobei ich die sehr schnelle Durchführung der KE befürworte. Hätte man die Nordex-Aktionäre Bezugsrechte zu gestanden, dann hätte sich die KE über 4 Wochen wegen des ganzen Prozedere hingezogen und das hätte dem Kurs ganz sicher nicht gut getan. Ich wäre jedenfalls dann raus, weil in dem Zeitraum bis die KE durch ist, der Kurs normalerweise eher nach unten als nach oben geht. Da ist mir der sehr schnelle Nordex-Weg dann schon weit aus lieber gewesen. Zumal ja die neuen Nordex-Aktien gerade mal zu einem Abschlag von 3% an den Mann gebracht wurden. Bei Bezugsrechten hätte Nordex einen weitaus höheren Abschlag (15 bis 25%) den Aktionäre zustehen müssen.
Keine Frage, der Cash Flow bei Nordex war in diesem Jahr bis jetzt recht bescheiden. Die Commerzbank hat das ja in ihrem neusten Ranting vor der KE thematisiert mit "der verhaltene Free Cashflow aus dem Betrieb heraus verhindere aber eine Hochstufung". Ich hab ja daruf geschrieben, dass ich dieses Commerzbank-Statement einigermaßen nachvollziehen kann, denn der operative Cash Flow lag in den ersten 9 Monaten nun mal deutlich im Minus mit 58 Mio. €. Dazu kamen dann noch Investitionen von rd. 30 Mio. € und das ergibt dann in etwa einen negativen Free Cash Flow von um die 90 Mio. € in den ersten 9 Monaten des Jahres.
Man wird sehen ob Nordex in Q4 wie bei der Q3-Conference Call versprochen ein hohe Cash Flow-Generierung aufweisen wird.
Eines ist ja nur logisch, dass bei großen Umsatzsteigerungen bzw. bei einem hohen Wachstum (Nordex erste 9 Monate: Umsatz + 47% und Auftragseingang + 85% gg. Vorjahreszeitraum) die Cah Flow-Generierung fast immer ein Problem ist, denn letztendlich will halt mal Wachstum bezahlt werden und das müssen dann meist zunächst mal die Unternehmen bezahlen, weil schlicht und einfach das Working Capital erhöht werden muss z.B. durch höhere Lagerbestände. Bei Nordex ist das Working Capital in diesem Jahr von 93,5 auf 158,2 Mio. € bzw. um 64,7 Mio. € deutlich gestiegen und so ist der sehr schwache operative Cash Flow 58,5 Mio. € bis Ende September schon nachzuvollziehen. Offenbar sind Auftragsanzahlungen von über 12% nicht durchsetzbar am Markt.
Bin jetzt etwas abgesteift zu Andis Posting, aber man muss schon auch klar feststellen, dass Nordex durch das Wachstum zwangsläufig ein Cash Flow Problem hat, nur darf dieses Problem nicht chronisch werden.
Mein Ansatz für die schnelle und etwas überraschende KE ist der, dass Nordex davon ausgeht, dass es im kommenden Jahr in Deutschland bei Onshore zu einem Boom kommen wird bevor die Einspeisevergütungen deutlich gekürzt werden. Jeder wird versuchen seine Projekte deutlich zu beschleunigen um in den Genuss der alten Einspeisevergütungen noch zu kommen. Um an diesem Boom antizipieren zu können braucht man Cash, denn sonst wird man an dem Boom kaum profitieren können. Dabei darf man nicht vergessen, dass bei Nordex im April für die Anleihe knapp 10 Mio. € an Zinsen bezahlt werden müssen und die gehen dann selbstredend auf den Cash Flow.
Lange Rede kurzer Sinn, der zu erwartende Booom in Deutschland könnte Nordex wohl kaum richtig (vor)finanzieren, weil Nordex eh schon über eine sehr gut gefüllte Pipeline verfügt für 2014 und weil Nordex auch große Turn Key-Projekte bearbeitet, die ja gerade im Vorfeld einiges an Cash bindet. Das alles geht zwangsläufig erstmal auf die Liquidität und die braucht man, denn sonst hat man kaum eine Chance an größere Projekte ran zu kommen, weil die finanziernden Banken, die großteils die Windparks mitfinanzieren, sonst nicht mitspielen und dann könnte halt Nordex bei dem zu erwartendem Boom in Deutschland fast nur zuschauen.
Obs so ist ich weiß es nicht, ist halt nur so ein Ansatz von mir, der mir aber sehr logisch erscheint.
Was den weiteren Kursverlauf betrifft, bin ich nicht so pessimistisch wie Andi. Man muss aber jetzt erstmal diese Woche abwarten bis die KE verdaut ist. Ab der nächsten Woche kann man wohl das besser einschätzen.
Etwa 5 Mio. neue Nordex-Aktien zu 10 € pro Aktie gingen an Institutionelle und das sehe ich dann schon als Vertrauensbeweis an. Auch dass die Großaktionäre voll mitgespielt haben bei der KE und wegen Nordex nochmal so rd. 23 Mio. € in die Hand genommen haben, werte ich mal als sehr positiv. Genau deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Nordex-Aktie auch kurzfristig wieder gut anziehen könnte und wer weiß schon ob wir Anfang nächster Woche Stimmrechtsmitteilungen sehen werden. An den generell guten Aussichten hat sich eh nichts verändert und die Verwääserung mit 10% ist ja nun wirklich nicht so hoch. Bei Jinko war die Verwässerung bei 20% und der Kurs hat sich seit dem fast verdoppelt und bei Sky war die Verwässerung bei 13% und der Kurs hat seit dem um 60% zugelegt. Ich sehe die KE bzw. die Auswirkungen der KE nach wie vor recht gelassen und erst wenn Nordex unter 9 € geht, werde ich ich mir überlegen wie ich mit meinem Nordex-Invest weiter fahre.