PERSPEKTIVEN 2003 - Wow! Wow?

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Happy End:

PERSPEKTIVEN 2003 - Wow! Wow?

 
28.12.02 13:12
Pessimismus? Zweifel? Zurückhaltung? Die Zeiten waren nicht danach. Bloß kein Kleinmut -volle Kraft voraus. Große Visionen, große Versprechen:

3 Prozent Wachstum. Das sei eine "realistische Aussicht für die kommenden Jahre", verhießen Gerhard Schröder und seine Kollegen EU-Regierungschefs.

"Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends", stimmte Wim Duisenberg, der sonst stets besorgte Präsident der Europäischen Zentralbank, ein, markiere "den Beginn einer andauernden Phase der Preisstabilität, des Wachstums und des Beschäftigungsaufbaus".

"Frühlingserwachen", jubilierte Martin Kohlhaussen, damals Chef der Commerzbank. Europa entwickle sich zu "einer der dynamischsten Regionen" der Welt.

Sogar die dauernörgelnde DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer glaubte, bis spätestens 2010 könne in Deutschland Vollbeschäftigung einkehren.

So war die Stimmung im Frühjahr 2000 - optimistisch, ausgelassen, unsinkbar. Politiker und Manager, Konjunkturforscher und Notenbanker waren sich einig: Endlich seien sie da, die fetten Jahre.

Wow! Wow?

Knapp drei Jahre später hat sich der Ausblick verdüstert. Der wichtigsten Volkswirtschaft (USA) droht die zweite Rezession binnen zwei Jahren; die Nummer zwei (Japan) steckt in einer langen, quälenden Krise; Deutschland, der Nummer drei der Weltwirtschaft, dräut ein ähnliches Schicksal.

Nicht viel besser steht es um die Schwellenländer, vormals die Hoffnungsträger. Große Teile Lateinamerikas sind in den Sog des argentinischen Staatsbankrotts geraten. Osteuropa präsentiert sich zwar robust, leidet aber unter der Schwäche der Euro-Ökonomie.

Allenfalls die ex-sowjetischen GUS-Staaten, die aktuell vom hohen Ölpreis profitieren, und die asiatischen Länder, vor allem China und Korea, sind in vergleichsweise guter Verfassung. Doch auch in Asien drückt die Terrorgefahr seit dem Attentat von Bali auf die Stimmung.

Börsenbaisse und Bankenkrach, Pleitewelle und Polit-Blockade, Terrorangst und Kriegsgefahr: Ein giftiger Cocktail hat sich da zusammengebraut. Jahrelang wird er die Weltwirtschaft belasten.

Neue Herausforderungen

Auf den Boom der 90er Jahre - der an der reformresistenten Bundesrepublik leider größtenteils vorbeiging - und auf die kurze, flache Rezession von 2001 folgt nun eine Phase gedämpften Wachstums: "Die Erholung fällt mäßig aus", prognostizieren die deutschen Konjunkturforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten.

Bestenfalls. Schlimmstenfalls stürzen große Teile der Weltwirtschaft in Depression und Deflation.

Fette Jahre? Eher sieht es nach vielen dürren Jahren aus.

Manager, die ihre Konzerne jahrelang auf schnelles Wachstum getrimmt haben, sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Sie müssen durch eine lange Schlechtwetterphase steuern. "Die Vorstände sollten ihre Unternehmen jetzt einem systematischen Krisencheck unterziehen", mahnt Dieter Heuskel, Deutschland-Chef der Boston Consulting Group (BCG). Sein Rat: "Spielt doch mal das Japan-Szenario durch: Was müsst ihr tun, um fünf oder sechs Jahre Deflation und Depression überleben zu können?" Seine Beobachtung: "Bisher macht das niemand."

Ein gefährliches Versäumnis. Noch sind viele Firmenführer der Gedankenwelt der 90er Jahre verhaftet, als schnelle globale Ausdehnung oberste Priorität hatte, als Unternehmensteile ruck, zuck gekauft und verkauft wurden, als der Börsenboom billiges Spielgeld in die Kassen spülte.

Jetzt müssen die Konzernstrategen erkennen, dass die großen Treiber der vergangenen Jahre ihre Schubkraft verloren haben: die Globalisierung, die Finanzmärkte und die Beseitigung staatlicher Regulierungen. Alle drei waren miteinander verbunden, schoben sich wechselseitig an. Jetzt bremsen sie sich gegenseitig.

Schubumkehr.

Was ist passiert?
Happy End:

Bremse 1: Das Ende der Liberalisierung

 
28.12.02 13:14
Mehr Markt - das war gestern. Heute setzen weltweit viele Regierungen wieder auf ein altes Rezept: den Interventionismus.

Weltweit vollführen die Regierungen eine Kehrtwende hin zum Staatsinterventionismus.

In den USA, wo noch im vorigen Jahr der orthodoxe Marktliberale George W. Bush in Aussicht stellte, die Staatsschulden gänzlich abzutragen, nimmt der Fiskus wieder fröhlich Kredite auf. Statt eines annähernd ausgeglichenen Haushalts dürfte das Defizit dieses Jahr bei 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen - der größte finanzpolitische Umschwung aller Industrieländer. Bis ans Ende dieser Dekade, so die Prognosen, werde Amerika in den roten Zahlen bleiben. Mindestens.

Kurzfristig mögen schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme die Konjunktur stützen. Langfristig dämpfen sie die Wirtschaft, weil die aufgelaufenen Schulden mit höheren Steuern bedient werden müssen - was heute niemanden interessiert. Derzeit bekommen die amerikanischen Farmer Milliardengeschenke. Die marode Stahlindustrie wird mit Zöllen geschützt. Die Finanzmärkte werden mit einem Gesetz nach dem anderen rereguliert.

Mehr Markt - das war gestern.

Ähnlich das Bild in Großbritannien. Als erste Regierung Europas kündigte im Frühjahr Tony Blairs Administration an, die Steuern zu erhöhen, um höhere Staatsausgaben finanzieren zu können.

Wenn schon die USA und Großbritannien, die Mutterländer des Wirtschaftsliberalismus, auf interventionistischen Kurs umschwenken, dann steht der staatsfixierte europäische Kontinent natürlich nicht nach.

Die rot-grüne Bundesregierung hat sich vom Sparkurs verabschiedet. Mutige Strukturreformen passen nicht in das Weltbild von Gerhard Schröder. Also steigen die Steuern, die Beiträge zu den Pflichtversicherungen. Staatliche Leistungen für ausgewählte Gruppen - insbesondere die Familien - werden ausgebaut. Der Arbeitsmarkt bleibt überreguliert.

"Solange Deutschland nicht Ernst macht mit der Liberalisierung", sagt David Walton, Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs, "wird sich auch der Rest des Kontinents nicht bewegen."

Weitere Konsolidierung der Staatsfinanzen, mehr ökonomische Freiheiten - diese Ziele haben Finanzminister Hans Eichel und seine europäischen Kollegen noch im Sommer vereinbart. So steht es in den "Grundzügen der Wirtschaftspolitik", dem jährlichen Programm der EU-Regierungen. Nur: Die größten Mitgliedstaaten halten sich nicht an ihre Versprechen.

Gemeinsam mit den Kollegen in Paris und Rom hebelt die Bundesregierung den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt aus. Weitere Strukturreformen? Frankreich verhindert die Öffnung der Energiemärkte. Italien vereitelt mit Subventionen die rasche Sanierung des Fiat-Konzerns. Und die Bundesregierung teilt den Energie- und Transportsektor neu auf - Ruhrgas an Eon, Stinnes an die Deutsche Bahn.

Es ist offensichtlich: Der Börsencrash und die Pleitewelle lassen das Vertrauen in die Marktkräfte schwinden. Verunsicherte Bürger wenden sich an die Regierungen, die bereitwillig Beistand versprechen. Der Preis allerdings ist hoch: Mehr Regulierung, höhere Steuern und Abgaben kosten wirtschaftliche Dynamik.

Dabei waren die Entwicklungen in den 90er Jahren so viel versprechend: Die Sanierung der Staatshaushalte vor dem Euro-Start schaffte Raum für Steuersenkungen und wurde mit niedrigen Zinsen belohnt. Europas Regierungen öffneten den EU-Binnenmarkt, die Staaten zogen sich schrittweise aus den Märkten für Telekommunikation, Transport und Energie zurück. Das Ergebnis war ein Wachstumsschub.

So könnte es weitergehen. Doch der Zeitgeist ist nicht danach.

Schade.  
TK-ONE:

3 % Wachstum sind ok

 
28.12.02 13:16
fragt sich nur, wieviele Jahre dazu nötig sind....


...TK
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