Porsche sieht sich als Dax-Kandidat
Von Guido Reinking, Hamburg
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sieht für sein Unternehmen noch immer eine realistische Chance, im Aktienindex MDax bleiben zu können.
"Wir stehen mit der deutschen Börse weiter in Gesprächen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung", sagte Wiedeking am Rande der Präsentation des neuen Porsche 911. Die Deutsche Börse AG droht, Porsche aus dem Nebenwerte-Index MDax zu verbannen, weil sich der Sportwagenhersteller beharrlich weigert, Quartalszahlen zu veröffentlichen. Dies ist seit diesem Jahr für alle MDax-Werte Pflicht.
"Ein Kompromiss könnte so aussehen, dass die Unternehmen verpflichtet sind, die Anleger regelmäßig über die Geschäftsentwicklung zu informieren. Genau das tun wir bereits", sagte Wiedeking. Porsche veröffentlicht neben den Jahres- auch Halbjahreszahlen. Wiedeking: "Wir wollen für uns keine Ausnahme von der Regel. Ich wünsche mir, dass die Börse noch einmal über diese Regel nachdenkt."
Porsche will keine Drei-Monats-Zahlen über Umsatz und Ertrag veröffentlichen, weil das Geschäft nach Wiedekings Ansicht einem Jahreszyklus unterliegt: "Im August haben wir Werksferien. In diesem Quartal hätten wir also regelmäßig einen Einbruch."
Sympathie für Porsche
Wiedekings Sturheit wird in der deutschen Wirtschaft zunehmend mit Sympathie beobachtet: So erklärte Hermann Scholl, Geschäftsführer von Bosch, unlängst gegenüber der FTD: "Ich finde es großartig, wie Herr Wiedeking sich verhält. Auch Bosch könnte keine vernünftige Geschäftspolitik betreiben, müssten wir Quartalszahlen veröffentlichen." Der Autozulieferkonzern, Nummer zwei weltweit, muss nach Scholls Angaben schon mal "große Teile des Ergebnisses opfern, um langfristiges Wachstum zu sichern". Scholl bezweifelt, dass dies von einem kurzfristig orientierten Kapitalmarkt gewürdigt werde. Bosch ist nicht börsennotiert.
Auch Hans Peter Stihl, Unternehmer und ehemaliger Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, hat sich offen hinter Wiedeking gestellt. Wiedeking: "Ich habe einen ganzen Stapel Fanpost bekommen."
7,4 Mrd. Euro schwer
Die Unterstützung macht den ohnehin streitbaren Automanager noch kämpferischer: "Nach der Börsenkapitalisierung wäre Porsche sogar ein Kandidat für den Dax 30. Jetzt sollen wir aus dem MDax heraus. Wo ist denn da die Logik?", fragte Wiedeking. Tatsächlich beträgt der Wert der an der Börse gehandelten Porsche-Vorzugsaktien 3,675 Mrd. Euro. Zusammen mit den Stammaktien, die sich der Hand der Familien Porsche und Piëch befinden, ist die Porsche AG damit 7,4 Mrd. Euro Wert, mehr als die Dax-Werte Adidas oder MAN.
Ob sich die Börse von diesen Argumenten überzeugen lässt, ist eher zweifelhaft: "Wir rücken grundsätzlich nicht von Quartalsberichten als Voraussetzung für den MDax ab", so ein Börsensprecher.
Auch bei Analysten stößt Wiedeking auf wenig Zustimmung: "Wenn die Porsche-Quartalszahlen erklärungsbedürftig wären, könnte Wiedeking sie ja ausführlich erläutern", sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Die gesamte Autobranche habe mit hoher Nachfrage im Frühjahr und Flaute im Herbst zu kämpfen. Allerdings sei Porsche derzeit ein Börsenliebling und könne sich dieses Verhalten deshalb leisten.
Erfolgsgeschichte
Wiedeking machte bei der Porsche-911-Präsentation klar, dass diese Erfolgsgeschichte anhalten werde: Porsche peilt 2000/2001 (31. Juli) eine Umsatzsteigerung von über zehn Prozent auf acht Mrd. DM an und will zum ersten Mal mehr als 50.000 Fahrzeuge absetzen. "Mit einem satten Plus beim Umsatz wollen wir auch beim Ergebnis noch mal eins draufsetzen", sagte Wiedeking. Im vergangenen Jahr hatte Porsche vor Steuern 848,5 Mio. DM verdient. Der Absatz soll, vor allem durch den neuen Geländewagen Cayenne, in den nächsten drei Jahren auf 75.000 Autos steigen.
Der in einem neuen Porsche-Werk in Leipzig gebaute Cayenne soll im nächsten Jahr vorgestellt werden. Die angepeilte Jahresproduktion von 25.000 Stück werden Porsche wohl steigern müssen, ließ Wiedking durchblicken: Erste Reaktionen von Händlern auf das Auto seien "überwältigend" gewesen.
Für die Performance der Porsche-Aktie sehen Analysten durch den drohenden Rausschmiss aus dem MDax keine Gefahr. Pieper: "Viel wichtiger ist die Aufnahme in den MSCI-Weltindex von Morgan Stanley." Die US-Investmentbank hat dort die weltweit wichtigsten Aktien zusammengefasst - ohne Quartalsberichte zu verlangen.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Guido Reinking, Hamburg
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sieht für sein Unternehmen noch immer eine realistische Chance, im Aktienindex MDax bleiben zu können.
"Wir stehen mit der deutschen Börse weiter in Gesprächen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung", sagte Wiedeking am Rande der Präsentation des neuen Porsche 911. Die Deutsche Börse AG droht, Porsche aus dem Nebenwerte-Index MDax zu verbannen, weil sich der Sportwagenhersteller beharrlich weigert, Quartalszahlen zu veröffentlichen. Dies ist seit diesem Jahr für alle MDax-Werte Pflicht.
"Ein Kompromiss könnte so aussehen, dass die Unternehmen verpflichtet sind, die Anleger regelmäßig über die Geschäftsentwicklung zu informieren. Genau das tun wir bereits", sagte Wiedeking. Porsche veröffentlicht neben den Jahres- auch Halbjahreszahlen. Wiedeking: "Wir wollen für uns keine Ausnahme von der Regel. Ich wünsche mir, dass die Börse noch einmal über diese Regel nachdenkt."
Porsche will keine Drei-Monats-Zahlen über Umsatz und Ertrag veröffentlichen, weil das Geschäft nach Wiedekings Ansicht einem Jahreszyklus unterliegt: "Im August haben wir Werksferien. In diesem Quartal hätten wir also regelmäßig einen Einbruch."
Sympathie für Porsche
Wiedekings Sturheit wird in der deutschen Wirtschaft zunehmend mit Sympathie beobachtet: So erklärte Hermann Scholl, Geschäftsführer von Bosch, unlängst gegenüber der FTD: "Ich finde es großartig, wie Herr Wiedeking sich verhält. Auch Bosch könnte keine vernünftige Geschäftspolitik betreiben, müssten wir Quartalszahlen veröffentlichen." Der Autozulieferkonzern, Nummer zwei weltweit, muss nach Scholls Angaben schon mal "große Teile des Ergebnisses opfern, um langfristiges Wachstum zu sichern". Scholl bezweifelt, dass dies von einem kurzfristig orientierten Kapitalmarkt gewürdigt werde. Bosch ist nicht börsennotiert.
Auch Hans Peter Stihl, Unternehmer und ehemaliger Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, hat sich offen hinter Wiedeking gestellt. Wiedeking: "Ich habe einen ganzen Stapel Fanpost bekommen."
7,4 Mrd. Euro schwer
Die Unterstützung macht den ohnehin streitbaren Automanager noch kämpferischer: "Nach der Börsenkapitalisierung wäre Porsche sogar ein Kandidat für den Dax 30. Jetzt sollen wir aus dem MDax heraus. Wo ist denn da die Logik?", fragte Wiedeking. Tatsächlich beträgt der Wert der an der Börse gehandelten Porsche-Vorzugsaktien 3,675 Mrd. Euro. Zusammen mit den Stammaktien, die sich der Hand der Familien Porsche und Piëch befinden, ist die Porsche AG damit 7,4 Mrd. Euro Wert, mehr als die Dax-Werte Adidas oder MAN.
Ob sich die Börse von diesen Argumenten überzeugen lässt, ist eher zweifelhaft: "Wir rücken grundsätzlich nicht von Quartalsberichten als Voraussetzung für den MDax ab", so ein Börsensprecher.
Auch bei Analysten stößt Wiedeking auf wenig Zustimmung: "Wenn die Porsche-Quartalszahlen erklärungsbedürftig wären, könnte Wiedeking sie ja ausführlich erläutern", sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Die gesamte Autobranche habe mit hoher Nachfrage im Frühjahr und Flaute im Herbst zu kämpfen. Allerdings sei Porsche derzeit ein Börsenliebling und könne sich dieses Verhalten deshalb leisten.
Erfolgsgeschichte
Wiedeking machte bei der Porsche-911-Präsentation klar, dass diese Erfolgsgeschichte anhalten werde: Porsche peilt 2000/2001 (31. Juli) eine Umsatzsteigerung von über zehn Prozent auf acht Mrd. DM an und will zum ersten Mal mehr als 50.000 Fahrzeuge absetzen. "Mit einem satten Plus beim Umsatz wollen wir auch beim Ergebnis noch mal eins draufsetzen", sagte Wiedeking. Im vergangenen Jahr hatte Porsche vor Steuern 848,5 Mio. DM verdient. Der Absatz soll, vor allem durch den neuen Geländewagen Cayenne, in den nächsten drei Jahren auf 75.000 Autos steigen.
Der in einem neuen Porsche-Werk in Leipzig gebaute Cayenne soll im nächsten Jahr vorgestellt werden. Die angepeilte Jahresproduktion von 25.000 Stück werden Porsche wohl steigern müssen, ließ Wiedking durchblicken: Erste Reaktionen von Händlern auf das Auto seien "überwältigend" gewesen.
Für die Performance der Porsche-Aktie sehen Analysten durch den drohenden Rausschmiss aus dem MDax keine Gefahr. Pieper: "Viel wichtiger ist die Aufnahme in den MSCI-Weltindex von Morgan Stanley." Die US-Investmentbank hat dort die weltweit wichtigsten Aktien zusammengefasst - ohne Quartalsberichte zu verlangen.
© 2001 Financial Times Deutschland