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Mit einem ungewöhnlichen Reklame-Marathon hat Hotelerbin Paris Hilton eine Werbekampagne für einen Dosen-Prosecco begonnen. Donnerstag war Station in Frankfurt.
Dies ist ein großer Tag für die Deutsche Börse, und das sagt eigentlich schon alles. Große Tage – früher waren das milliardenschwere Börsengänge, der der Deutschen Telekom etwa oder der von Infineon.
Aber an diesem Donnerstag? Freut man sich in Frankfurt über jeden Fahrradbauer und jede Softwareklitsche, die sich an die Börse verirren. Da wird der Auftritt des amerikanischen Society-Girls Paris Hilton zu einem veritablen Ereignis, auch wenn der Besuch genau genommen dazu dient, eine Schrottaktie zu bewerben.
Paris Hilton also. Um 13 Uhr soll sie kommen, doch um 13 Uhr ist sie noch nicht da und um 13.30 Uhr auch noch nicht. Schon werden oben im Pressesaal die deutschen Bussi-Journalisten und die österreichischen Busserl-Manager von der Rich AG doch ein bisschen nervös.
Chef der Rich AG ist ein gewisser Günther Aloys, der in Österreich aus Gründen, die sich nur Österreichern erschließen, als erfolgreicher Multiunternehmer gilt. Paris Hilton ist Werbepartnerin der im ungeregelten Freiverkehr der Frankfurter Börse notierten Rich AG, darum also der Auflauf. Aloys, der aussieht, wie Hansi Hinterseer vielleicht in 20 Jahren einmal aussehen wird, gibt zu Protokoll, dass er Hilton schon am Morgen gesehen habe. „Sie ischt guat draaf, gar net so zickig, wie man immer soagt“.
14 Uhr, Paris Hilton ist noch immer nicht da. Ob es wenigstens irgendwo Schnittchen gebe, fragt einer der Bussi-Journalisten, woraufhin einer der Busserl-Manager zunächst ein bisschen herumdruckst, bevor er eingesteht, dass keine Schnittchen da sind – ob aus monetären oder logistischen Gründen, das bleibt unklar.
Jedenfalls: Die bislang gelöste Stimmung zwischen den Bussi-Journalisten und den Busserl-Managern droht angesichts der unbefriedigenden Schnittchensituation zu kippen. Zum Glück hat einer der Bussi-Journalisten einen Herrenwitz parat: „Wer braucht schon Schnittchen, wenn die Schnitte gleich kommt!“ Da lachen alle, und bald herrscht tatsächlich wieder bestes Einvernehmen.
15 Uhr, vier Porsches fahren auf dem Börsenplatz vor, und aus einem steigt tatsächlich Paris Hilton aus, mehr als 100 Journalisten drängen sich um das Fahrzeug, im ersten Stock der angrenzenden Frankfurter Sparkasse kleben die Krawattenträger an den Fensterscheiben.
Hilton wird gleich eine Pressekonferenz abgeben, in welcher sie die Rich AG – deren Geschäftsmodell darin besteht, Sekt in Dosen zu vertreiben – als „großartiges Investment“ und „riesige Sache“ bezeichnet. Das kann man eigentlich so stehen lassen. Abgesehen davon, dass die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um rund 90 Prozent gefallen und nur noch 10 Cent wert ist. Busserl-Manager Aloys erzählt dennoch unverdrossen, dass seine Rich AG demnächst in den seriöseren Prime Standard aufsteigt.
Das wird dann der nächste große Tag für die Deutsche Börse.
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