Russland – eine Weltmacht am Abgrund
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Liebe Leser,
die Überschrift ist ganz aktuell du jeder von Ihnen würde der Aussage sofort zustimmen.
Doch diese Überschrift habe ich schon in meinem Buch „Die Euro-Katastrophe“ im Jahr 2010 benutzt, um die Russland-Krise von 1998 noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Bei den drastischen Entwicklungen in Russland derzeit lohnt sich auf jeden Fall noch mal der Blick zurück auf die russische Finanzkrise von 1998. Für mich ist diese Krise ein besonderes Beispiel dafür, wie sich Krisen allgemein entwickeln und welche massiven Folgen sie zeigen. Dabei bahnen sich gerade im Zuge der jetzigen Entwicklungen neue Gefahren für Russland an.
In diesem Zusammenhang ist es sehr interessant, den Ablauf der letzten Krise zu betrachten: Schon im Mai 1998 verlangte der damalige Ministerpräsident Sergej Kirijenko der Bevölkerung zahlreiche Einschränkungen ab und kündigte unpopuläre Entscheidungen an.
Diese Maßnahmen sollten sich später als fatal herausstellen. Obwohl schon die Asienkrise gezeigt hatte, dass feste Wechselkurse nicht funktionieren, bemühten sich internationale Institutionen im Herbst 1997, auch den Ostblock, vor allem Russland, erneut fest an den Dollar zu binden.
Noch im Sommer 1998 wurde Russland vom IWF als fortschrittliches Land gelobt, das den Schritt vom Kommunismus zum Kapitalismus konsequent durchsetzen würde. Die drohende Abwertung wurde lange Zeit verharmlost.
Spekulationen von außen drückten bei der Russland-Krise auf den Rubel-Kurs
Noch wenige Tage vor dem Beginn des Währungsverfalls schloss der russische Präsident Boris Jelzin diese Möglichkeit kategorisch aus: »Klar und deutlich – es wird keine Devaluierung des Rubels geben, das ist so ausgerechnet, das ist meine Arbeit und unter meiner Kontrolle.«
Der damalige russische Ministerpräsident Jewgeni Primakow erklärte nach der Finanzkrise im September 1998, dass Russland nie bankrott gehen werde. Auch westliche Experten schlossen eine Zahlungsunfähigkeit definitiv aus.
Die Abwertung wurde dann tatsächlich nur wenig später durch einen Leserbrief von George Soros in der Financial Times ausgelöst, in dem der Spekulant eine Abwertung des Rubels forderte.
Der IWF sperrte sofort die vorher zugesagten Stützungskredite und beschleunigte damit wiederum den Verfall. Fatalerweise wurden noch durch Unterstützung des IWF Ende Juli 1998 kurzfristige, auf Rubel lautende Schuldverschreibungen in langlaufende auf Dollar lautende Papiere umgewandelt. Die Verzinsung lag effektiv bei etwa 15 Prozent.
Russland war damit nach dem Wechselkursverfall nicht mehr in der Lage, die durch die Währungsabwertung aufgewerteten Schulden zurückzuzahlen. Im weiteren Verlauf brachen die russischen Lebensmittelimporte (70 Prozent der Nahrungsmittelversorgung) im September 1998 auf ein Sechstel ein.
Russland ist wieder extrem anfällig – vor allem beim niedrigen Ölpreis
Nach der Krise konnte sich Russland zwar zwischenzeitlich durch erhöhte Rohstoffausfuhren in einer boomenden Weltwirtschaft wieder stabilisieren, allerdings brach die russische Wirtschaft im Zuge der Bankenkrise im Jahr 2008 abermals ein. Dazu kam, dass die Rohstoffpreise wieder verfielen und damit das Land nicht mehr seine Ausgaben decken konnte.
Auch heute ist Russland viel zu abhängig von den Rohstoffpreisen – vor allem beim Öl. Das wird schon bald zu einer schrumpfenden Wirtschaft in Russland führen. Eine Krise in dem Land hat immer auch das Potenzial die großen Börsen im Westen in Mitleidenschaft zu ziehen. Daher werde ich das Geschehen in Russland aktuell ganz genau verfolgen und Ihnen die möglichen Folgen auf für Deutschland aufzeigen.
Herzlichst Ihr
Günter Hannich
Gewinn ist die Summe aus positiven Investitionen abzüglich negativer Investitionen