Schalke ist Deutscher Meister

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vega2000:

Schalke ist Deutscher Meister

 
20.12.01 14:37

Jahreschronik2001


"Das Feuerwerk war gezündet"
Hochspannung am Radio: das Wahnsinns-Finale um die deutsche Fußball-Meisterschaft



BLEICK: Die Bayern-Bank, sie zittert. Die Verletzten und Gesperrten stehen da unten am Spielfeldrand, feuern ihre Mannschaft an, noch doch bitte schön alles zu geben. Ottmar Hitzfeld holt noch mal den Kapitän ein bisschen zu sich ran, deutet Stefan Effenberg an, wie denn bitte schön diese letzten Minuten hier zu überstehen sein sollen. Es sind ja nur noch acht, die den FC Bayern von der Meisterschale trennen. Das Spiel ist unterbrochen, deshalb schnell weiter nach Schalke.
 
BREUCKMANN: Auf Schalke sind es noch sieben Minuten, und es wird immer unwahrscheinlicher, dass das Duplikat der Meisterschale zum Einsatz kommt. Das Original, das steht im Hamburger Volksparkstadion, und der Präsident selbst, Mayer-Vorfelder, wird es überreichen, an den 1. FC Bayern München, wenn der sein 0:0 hält. Die Schalker, hier mit 4:3 in Front, machen Druck, nur noch ganz gelegentlich ein Unterhachinger Angriff.

BLEICK: Die Riesenchance eben für den HSV. Nico-Jan Hoogma, der Libero, war aufgerückt nach Kopfballvorlage von Mahdavikia, setzt sich durch gegen Andersson, nimmt den Ball mit der Brust mit und schießt aus der Drehung. Sie waren schon alle aufgesprungen, hatten schon den Jubelschrei hier auf den Lippen, zumindest die HSV-Fans. Und den Bayern-Fans stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Hier sind es noch zweieinhalb Minuten, noch mal schnell nach Schalke.

Der letzte Spieltag der Fußball-Bundesliga wird zu einer Sternstunde für das gute alte Radio. Während das Fernsehen schon kurz vor Spielschluss den FC Schalke als neuen Deutschen Meister feiert, geht im Rundfunk das Drama erst richtig los. Dort erleben über zehn Milllionen Hörer live die letzten Hochspannungsminuten von den entscheidenden Partien Schalke gegen Unterhaching in Gelsenkirchen und Bayern gegen den HSV in Hamburg. Auszüge aus den Reportagen von Manfred Breuckmann (WDR) und Alexander Bleick (NDR).

 
BREUCKMANN: Und hier sind es noch 90 Sekunden, und jetzt schlage ich vor, dass wir uns ganz auf die Meisterschaftsfrage konzentrieren. Die Schalker, Mpenza im Strafraum: Tor! Sie funktioniert ja noch, die Torfabrik. Mpenza Vorarbeit, von der rechten Seite nach innen gepasst. Es steht 5:3 für die Schalker. Alex, jetzt bist du dran, jetzt richten sich alle Blicke ins Hamburger Volksparkstadion. Jetzt geht es einzig und allein um die Frage: Schießt der HSV noch ein Tor oder nicht?

BLEICK: Es sind noch 100 Sekunden, offiziell. Und, liebe Kollegen, wenn irgendwo was passiert, unterbrecht mich. Die Bayern-Fans jubeln schon da hinten, halten wieder die Papp-Meisterschalen hoch, die sie mitgebracht haben. Markus Merk, der Fifa-Unparteiische hat auf Freistoß entschieden, für den HSV. Alle Bayern an und um den eigenen Strafraum. Freistoß von Hollerbach, angelupft, aber schlecht gemacht. Hargreaves versucht zu klären. Trotzdem die Hamburger noch mal. Diesmal über rechts, Hertzsch, hohes Ding in den Strafraum hinein, Kopfballduell da, Kuffour bleibt Sieger. Heinz flankt in die Mitte: Tor, Tor, Tor, Tor!! Sergej Barbarez. Sagenhaft, das ist unglaublich, Kopfballtor, Kopfballtor in der 90. Minute. Tor für den HSV. Was ist das denn, jetzt reißen die hier vorne fast die Sitze raus, sie stehen hier, die Fans, sie bringen den Sergej Barbarez da unten fast um. Die Mitspieler bejubeln ihn. Kopfballtor des Bosniers im Dienste des HSV. Da ballt er die Faust, und sogar sein Keeper ist mit hingelaufen. Was ist los bei Schalke?

BREUCKMANN: Schalke ist aus, das Spiel in Schalke ist zu Ende. Schalke gewinnt 5:3. Die letzten Sekunden jetzt aus Hamburg. Wir warten auf Vollzugsmeldungen.

BLEICK: Das Spiel wird noch mal angepfiffen. Schiedsrichter Markus Merk deutet an, zwei Minuten Nachspielzeit, die offizielle Spielzeit ist in diesem Moment abgelaufen. Die Bayern mit dem Anstoß, über den linken Flügel kommen sie mit Lizarazu. Und jetzt gibt es da fast eine Schlägerei, im Fünf-Meter-Raum des HSV. Markus Merk ist mit hingegangen, übles Foul da von Samuel Kuffour, Schober hatte den Ball klar in den Händen, und dann rammt er ihn voll gegen den Pfosten. Die Nachspielzeit müsste doch auch vorbei sein, aber jetzt hat es natürlich länger gedauert, durch die Unterbrechung. Jetzt kann es hier weitergehen, wie viele Sekunden werden es noch sein? Bange Blicke da unten. Die Bayern-Spieler, die Ersatzspieler schlagen da die Hände vor den Kopf. Hasan Salihamidzic hockt da unten völlig zusammengesunken, springt jetzt auf, weil Sergio noch mal durch ist. Schober hat den Ball aber zurückgespielt bekommen, von einem HSVer, Freistoß für die Bayern im 16-Meter-Raum. Schober hat den Ball mit der Hand aufgenommen, musste das auch tun, weil er sonst ins Tor gegangen wäre nach diesem Rückpass.

Erregte Diskussionen im Strafraum des Hamburger Sport-Vereins. Olli Kahn ist mit vorne, rempelt ein bisschen mit Sergej Barbarez. Schiedsrichter Markus Merk sollte jetzt ein bisschen energischer durchgreifen. Olli Kahn geht auf die Torlinie des HSV-Tores. Alle Hamburger müssen auf die Linie zurück. Immer noch nicht hat er den Ball freigegeben. Am Ball steht Effenberg, Hargreaves auch. Von hinten lauert Andersson. Aufgelegt. Er schießt: Tor, Tor, Tor, durch die Mauer durch. Ausgleich, Ausgleich. Olli Kahn ballt die Fäuste, alle sind auf dem Rasen, Ottmar Hitzfeld, Uli Hoeneß. Alle sind sie da unten. Alle sind sie rausgelaufen. Uli Hoeneß umarmt da die gesamte Mannschaft, die Ersatzspieler, Markus Merk scheucht sie runter, noch soll hier nicht Schluss sein. Das ist ja unglaublich. Hasan Salihamidzic hat sein Jackett ausgezogen, ballt die Fäuste. Markus Merk und seine Assistenten versuchen das Spielfeld wieder frei zu bekommen. Es soll noch mal weitergehen. Noch mal hat er angepfiffen, und jetzt ist Schluss. Der FC Bayern München ist Deutscher Meister 2001. Die Bayern-Fans umarmen sich, die Bayern-Spieler umarmen sich. Alle sind sie auf dem Platz, eine Traube, ganz unten liegt Andersson, der Torschütze, der FC Bayern München hat es geschafft. Die Hamburger liegen enttäuscht am Boden. Und die Fans fassen sich an den Kopf, die Hamburger Fans zumindest, wie kann es sein? Wie kann es sein? Wir waren lange genug drauf! Bayern ist Meister!

BREUCKMANN: Also, es ist ganz furchtbar, was sich hier in den letzten Minuten auf Schalke abgespielt hat, das kann man mit Worten, mit dürren Worten nur sehr, sehr schwer beschreiben. Eine Rieseneuphorie, die Zuschauer auf dem Platz, Sie hören es im Hintergrund: Das Feuerwerk wurde schon gezündet, das Freudenfeuerwerk. Ich weiß nicht, ob es in jedem Falle vorgesehen war, angesichts des letzten Spieles im Parkstadion. Alle dachten sie, der FC Schalke 04 hat die achte Deutsche Meisterschaft eingefahren, nach 43 Jahren wieder Deutscher Meister geworden. Und dann übertrugen sie hier auf der Leinwand das, was sich im Hamburger Volksparkstadion abspielte, dieser Freistoß, dieses Tor, das 1:1. Und ich glaube, der Begriff "lähmendes Entsetzen", der ist viel zu niedrig gegriffen. Eine Riesenenttäuschung bei den Schalker Fans. Nur ein 1:1 im Hamburger Volksparkstadion. Herzlichen Glückwunsch dem FC Bayern München, der es mal wieder gepackt hat, der es aber in dieser Saison - und ich spreche, glaube ich, vielen aus dem Herzen - mit einer Riesen-Riesenportion Glück geschafft hat, Deutscher Meister zu werden. Wir machen jetzt die letzte Runde, nachdem wir die Sache an der Spitze abgeklärt haben. Schalke mit 5:3 gewonnen. Es hat nichts genutzt. Der HSV 1:1 gegen Bayern München. Bayern Meister, Schalke Vizemeister.

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