Mit Bedacht zum Erfolg
Deka-Rentenfonds-Manager Christian Schiweck ist der „Fondsmanager 2002“
von Beatrix Wirth
„Aktien sind derzeit nicht en vogue“ vermutet Christian Schiweck bescheiden, warum gerade er am Freitag Abend vom Finanzen Verlag zum „Fondsmanager des Jahres“ gekürt worden ist. Doch zu Bescheidenheit hat der Rentenfonds-Manager eigentlich keinen Anlass. „Christian Schiweck erzielte 2002 mit osteuropäischen Anleihen einen Zuwachs von 14,8 Prozent – und deklassierte so die Konkurrenz“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Eine Leistung, die neben einem feinen Gespür vor allem der Begeisterung Schiwecks für die Materie zuzuschreiben sein dürfte. „Ich war schon immer Rentner“, sagt der 37-Jährige ernst.
Mit Ruhestand hat das allerdings nichts zu tun. Schiweck steht jeden Morgen um 5.30 Uhr auf, um die 70 Kilometer zwischen seinem Wohnort nahe Worms und dem Frankfurter Deka-Haus rechtzeitig bis acht Uhr zu bewältigen – mit dem Zug. Die gigantische Summe von sechseinhalb Mrd. Euro, die er verwaltet, ist ihm nicht zu Kopf gestiegen, sondern spornt ihn nur zu noch mehr Leistung an. „Ich weiß, dass Abertausende von Sparern mir ihr Geld anvertraut haben. Nichts ärgert mich mehr, als wenn wir eine falsche Entscheidung treffen.“
Dies versucht der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Volkswirt durch einen simplen aber wirksamen Grundsatz zu vermeiden: „Geld ist schneller verloren als verdient. Daher ist unsere Aufgabe das Risiko-Management.“ Dies gilt umso mehr angesichts der für einen Rentenfonds eher gewagten Ausrichtung des Deka Convergence Renten CF. Denn er investiert nicht nur in die osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten, sondern auch Russland und Mittelmeer-Anrainer wie Israel, Ägypten oder die Türkei zählen zu den Anlageregionen. „Unsere Definition von Konvergenz bezieht sich auf die wirtschaftliche Annäherung: Nicht die Politik sondern Freihandel bringt Wohlstand für alle“, erläutert Schiweck das von ihm selbst mitentwickelte Konzept. Rating-Beschränkungen gibt es nicht; neben Hartwährungsbonds liegen auch Papiere in polnischen Zloty und ungarischen Forint im Depot.
Mindestens einmal im Jahr recherchiert der Fondsmanager in den wichtigsten Ländern vor Ort. Als zentrale Informationsquellen nennt er die „guten Verbindungen zu Finanzministerien und Zentralbanken“ sowie Gespräche mit Brokern. Schiwecks aktuelle Favoriten sind Russland, Rumänien und Bulgarien sowie Kroatien. Von den Mittelmeer-Anrainern sieht er bei Tunesien derzeit das beste Chance/Risiko-Profil, während er die Türkei und Israel meidet.
Zu Osteuropa hat Schiweck dabei auch eine persönliche Affinität: Sein Vater kommt aus Ostpreußen, der Kontakt nach Polen besteht immer noch. „Mein Name – auf polnisch ?Schimmel‘ – öffnet mir in der Region die Türen“, schmunzelt Schiweck. Dass sein Fonds am 13. August 2001, dem Gedenktag des Mauerbaus, aufgelegt wurde, empfindet er fast als historische Fügung.
Das dem Rentenmarkt anhaftende „Langeweiler“-Image kann der Deka-Experte nicht nachvollziehen. Den ständigen Machtkampf zwischen Politikern und Notenbankern zu beobachten findet er fast so spannend wie die Actionfilme, die ihn und seine Lebensgefährtin regelmäßig ins Kino ziehen.
Sein eigenes Kapital hat er – der Goldenen Alters-Regel folgend – zwar überwiegend in Aktienfonds investiert. Dass für ihn aber weniger die schnelle Rendite als das mit Ausdauer erzielte Ergebnis zählt, verrät auch sein nächstes persönliches Ziel: Der passionierte Jogger möchte den Berlin-Marathon mitlaufen. Doch wie bei seinen Investment-Entscheidungen will sich Christian Schiweck erst mal gut vorbereiten – „um bloß nicht als Letzter ins Ziel zu kommen“.
Artikel erschienen am 1. Feb 2003
WELT.de 1995 - 2003
Deka-Rentenfonds-Manager Christian Schiweck ist der „Fondsmanager 2002“
von Beatrix Wirth
„Aktien sind derzeit nicht en vogue“ vermutet Christian Schiweck bescheiden, warum gerade er am Freitag Abend vom Finanzen Verlag zum „Fondsmanager des Jahres“ gekürt worden ist. Doch zu Bescheidenheit hat der Rentenfonds-Manager eigentlich keinen Anlass. „Christian Schiweck erzielte 2002 mit osteuropäischen Anleihen einen Zuwachs von 14,8 Prozent – und deklassierte so die Konkurrenz“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Eine Leistung, die neben einem feinen Gespür vor allem der Begeisterung Schiwecks für die Materie zuzuschreiben sein dürfte. „Ich war schon immer Rentner“, sagt der 37-Jährige ernst.
Mit Ruhestand hat das allerdings nichts zu tun. Schiweck steht jeden Morgen um 5.30 Uhr auf, um die 70 Kilometer zwischen seinem Wohnort nahe Worms und dem Frankfurter Deka-Haus rechtzeitig bis acht Uhr zu bewältigen – mit dem Zug. Die gigantische Summe von sechseinhalb Mrd. Euro, die er verwaltet, ist ihm nicht zu Kopf gestiegen, sondern spornt ihn nur zu noch mehr Leistung an. „Ich weiß, dass Abertausende von Sparern mir ihr Geld anvertraut haben. Nichts ärgert mich mehr, als wenn wir eine falsche Entscheidung treffen.“
Dies versucht der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Volkswirt durch einen simplen aber wirksamen Grundsatz zu vermeiden: „Geld ist schneller verloren als verdient. Daher ist unsere Aufgabe das Risiko-Management.“ Dies gilt umso mehr angesichts der für einen Rentenfonds eher gewagten Ausrichtung des Deka Convergence Renten CF. Denn er investiert nicht nur in die osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten, sondern auch Russland und Mittelmeer-Anrainer wie Israel, Ägypten oder die Türkei zählen zu den Anlageregionen. „Unsere Definition von Konvergenz bezieht sich auf die wirtschaftliche Annäherung: Nicht die Politik sondern Freihandel bringt Wohlstand für alle“, erläutert Schiweck das von ihm selbst mitentwickelte Konzept. Rating-Beschränkungen gibt es nicht; neben Hartwährungsbonds liegen auch Papiere in polnischen Zloty und ungarischen Forint im Depot.
Mindestens einmal im Jahr recherchiert der Fondsmanager in den wichtigsten Ländern vor Ort. Als zentrale Informationsquellen nennt er die „guten Verbindungen zu Finanzministerien und Zentralbanken“ sowie Gespräche mit Brokern. Schiwecks aktuelle Favoriten sind Russland, Rumänien und Bulgarien sowie Kroatien. Von den Mittelmeer-Anrainern sieht er bei Tunesien derzeit das beste Chance/Risiko-Profil, während er die Türkei und Israel meidet.
Zu Osteuropa hat Schiweck dabei auch eine persönliche Affinität: Sein Vater kommt aus Ostpreußen, der Kontakt nach Polen besteht immer noch. „Mein Name – auf polnisch ?Schimmel‘ – öffnet mir in der Region die Türen“, schmunzelt Schiweck. Dass sein Fonds am 13. August 2001, dem Gedenktag des Mauerbaus, aufgelegt wurde, empfindet er fast als historische Fügung.
Das dem Rentenmarkt anhaftende „Langeweiler“-Image kann der Deka-Experte nicht nachvollziehen. Den ständigen Machtkampf zwischen Politikern und Notenbankern zu beobachten findet er fast so spannend wie die Actionfilme, die ihn und seine Lebensgefährtin regelmäßig ins Kino ziehen.
Sein eigenes Kapital hat er – der Goldenen Alters-Regel folgend – zwar überwiegend in Aktienfonds investiert. Dass für ihn aber weniger die schnelle Rendite als das mit Ausdauer erzielte Ergebnis zählt, verrät auch sein nächstes persönliches Ziel: Der passionierte Jogger möchte den Berlin-Marathon mitlaufen. Doch wie bei seinen Investment-Entscheidungen will sich Christian Schiweck erst mal gut vorbereiten – „um bloß nicht als Letzter ins Ziel zu kommen“.
Artikel erschienen am 1. Feb 2003
WELT.de 1995 - 2003