Die Bankgesellschaft Berlin muss die Luxusvillen ihrer ehemaligen Manager verramschen. Wer das Talent des Geldhauses in Sachen Immobilien kennt, den wundert das überhaupt nicht.
Berlin - Die oberen 500 von Berlin wohnen in Schmargendorf am Rande des Grunewalds. Das noble Viertel gilt gemeinhin als eine der besten Adressen der Hauptstadt - vergleichbar mit Blankenese in Hamburg, Bogenhausen in München oder Königsstein bei Frankfurt. Wer hier an den Villen vorbeispaziert, glaubt es kaum, aber darunter sind noch echte Schnäppchen.
Wie wäre es zum Beispiel mit der Villa in der Messelstraße 37? Erstklassiger Zustand, sorgfältig renoviert und 723 Quadratmeter groß. Zur Ausstattung gehören ein beheizter Swimmingpool, ein Weinkeller mit ausgefeilter Kühltechnik und ein unverbaubarer Blick auf einen Park, der den Namen verdient - Ursprünglich hat das Objekt knapp sechs Millionen Euro gekostet. Schnellentschlossene, so glaubt ein Makler, könnten für drei Millionen den Zuschlag erhalten.
Das Anwesen in der Messelstraße gehört zu den 19 Villen ehemaliger Vorstandsmitglieder der Bankgesellschaft Berlin, die der Geldkonzern nun, nach der Fast-Pleite, händeringend zu verkaufen versucht. Noch wohnt der ehemalige Vorstands-Chef Wolfgang Rupf darin, doch er hat versprochen, im März auszuziehen.
In der Hauptstadt ist der Ausverkauf bereits Stadtgespräch - die Volksseele kocht. Denn von den knapp 43 Millionen Euro, die die Bankgesellschaft einst für die Quartiere ihrer Vorstände bezahlt hat, wird wohl nicht viel übrig bleiben. Nach der Makler-Expertise werden auf die zuletzt im Januar 2001 festgestellten Buchwerte werden wohl weitere 30 bis 50 Prozent Abschlag fällig, berichtet die "Berliner Zeitung". Die Buchwerte aber hatten mit insgesamt 30,9 Millionen Euro schon weit unter den ursprünglichen Anschaffungskosten gelegen. Jetzt, so die Kalkulation, ist wohl mit allenfalls 15 Millionen Euro zu rechnen.
Vermutlich werden die Steuerzahler die Zeche bezahlen müssen. Deshalb richtet sich die ganze Wut auf die Politiker und die Ex-Manager der Bankgesellschaft. Von Filz ist die Rede - und vor allem von Unfähigkeit. Wahrscheinlich werden die Ärzte in den nächsten Wochen eine Epidemie von Magengeschwüren behandeln müssen, weil es die Berliner sich nicht fassen können, wie schlecht die Manager der Bankgesellschaft wirklich sind.
Aber man kann es auch positiv sehen: wenigstens wissen wir jetzt, woran wir mit der Bankgesellschaft sind. Corporate Identity nennt man das im Fachjargon. Gemeint ist damit ein einheitliches und einprägsames Erscheinungsbild - nach außen wie nach innen. Nivea etwa, das wissen Kunden wie Angestellte, stellt für Haut und Haare her, BMW steht für die Freude am Fahren und Stonsdorfer ist die Destille für die harten Sachen nach Feierabend.
Das Image der Bankgesellschaft ist inzwischen eben so eindeutig: Totale Inkompetenz, was Immobiliengeschäfte betrifft. Der Vorstands-Villen-Flop bildet in dieser Hinsicht nur die Schlusspointe.
Vorausgegangen sind dem eine ganze Reihe von Immobiliendeals, von denen ein normaler Unternehmenschef in seiner Karriere höchstens nur einen machen darf. Im Vertrauen in die vermeintlich bald blühenden Landschaften in den neuen Bundesländern investierten die Bankgesellschafts-Mitarbeiter nämlich insgesamt 35,34 Milliarden Euro in Geschäfte mit Fonds für Bauprojekte wie den Lausitzring oder ganze Plattenbau-Siedlungen. Gegenüber ihren Kunden wiederum garantierten sie, dass die Fonds auch Gewinne abwerfen. Doch schon bald blieben die Einkünfte der Fonds aus, die Bankgesellschaft - richtiger: der Steuerzahler - stand für die Differenz gerade.
Im schlimmsten Fall, so rechnete der neue Finanzsenator Thilo Sarazin den verblüfften Berliner Abgeordneten vor, wird das Immobilien-Engagement die Bankgesellschaft mehr als sechs Milliarden Euro kosten. Optimistisch wie er ist, geht Sarazin allerdings erst einmal von 3,73 Milliarden Euro aus, die auf die Berliner zukommen - vielleicht auch weniger. Daran glaubt aber in Berlin kaum noch jemand.
Doch zurück zu den Vorstands-Villen. Vielleicht könnte man sie zunächst vermieten, bis die Preise wieder ansteigen, fragen sparsame Berliner. Doch auch dieser Weg könnte zu handfesten Verlusten führen. Wolfgang Rupf etwa bezahlt für das Anwesen in der Messelstraße gerade einmal 15 Euro pro Quadratmeter. Und gegenüber der Steuerprüfung bestreitet er vehement, dass es sich um einen Geldwerten Vermögensvorteil handelt.
Noch billiger kommt der ehemalige Chef der zur Bankgesellschaft gehörenden Weberbank, Christian Grün, weg. Er überweist nur 7,65 Euro Kaltmeter pro Quadratmeter - macht insgesamt rund 34.000 Euro pro Jahr. Dabei hatte er bei der Totalsanierung seines 390-Quadratmeter-Hauses alles mit erlesenen Materialien herrichten lassen. Für die Gartengestaltung wurde eigens ein Architekt aus Stuttgart eingeflogen. Einzig zu einer exquisiten Brunnenanlage, die Grün vorschlug mochte sich die Bank nicht durchringen. Alles in Allem verschlang das Objekt 3,2 gut Millionen Euro. Es kostet die Bank also rund 139.000 Euro an Zinsen pro Jahr. Dann besser verkaufen: Wer jetzt 1,8 Millionen hinlegt, ist dabei.
Berlin - Die oberen 500 von Berlin wohnen in Schmargendorf am Rande des Grunewalds. Das noble Viertel gilt gemeinhin als eine der besten Adressen der Hauptstadt - vergleichbar mit Blankenese in Hamburg, Bogenhausen in München oder Königsstein bei Frankfurt. Wer hier an den Villen vorbeispaziert, glaubt es kaum, aber darunter sind noch echte Schnäppchen.
Wie wäre es zum Beispiel mit der Villa in der Messelstraße 37? Erstklassiger Zustand, sorgfältig renoviert und 723 Quadratmeter groß. Zur Ausstattung gehören ein beheizter Swimmingpool, ein Weinkeller mit ausgefeilter Kühltechnik und ein unverbaubarer Blick auf einen Park, der den Namen verdient - Ursprünglich hat das Objekt knapp sechs Millionen Euro gekostet. Schnellentschlossene, so glaubt ein Makler, könnten für drei Millionen den Zuschlag erhalten.
Das Anwesen in der Messelstraße gehört zu den 19 Villen ehemaliger Vorstandsmitglieder der Bankgesellschaft Berlin, die der Geldkonzern nun, nach der Fast-Pleite, händeringend zu verkaufen versucht. Noch wohnt der ehemalige Vorstands-Chef Wolfgang Rupf darin, doch er hat versprochen, im März auszuziehen.
In der Hauptstadt ist der Ausverkauf bereits Stadtgespräch - die Volksseele kocht. Denn von den knapp 43 Millionen Euro, die die Bankgesellschaft einst für die Quartiere ihrer Vorstände bezahlt hat, wird wohl nicht viel übrig bleiben. Nach der Makler-Expertise werden auf die zuletzt im Januar 2001 festgestellten Buchwerte werden wohl weitere 30 bis 50 Prozent Abschlag fällig, berichtet die "Berliner Zeitung". Die Buchwerte aber hatten mit insgesamt 30,9 Millionen Euro schon weit unter den ursprünglichen Anschaffungskosten gelegen. Jetzt, so die Kalkulation, ist wohl mit allenfalls 15 Millionen Euro zu rechnen.
Vermutlich werden die Steuerzahler die Zeche bezahlen müssen. Deshalb richtet sich die ganze Wut auf die Politiker und die Ex-Manager der Bankgesellschaft. Von Filz ist die Rede - und vor allem von Unfähigkeit. Wahrscheinlich werden die Ärzte in den nächsten Wochen eine Epidemie von Magengeschwüren behandeln müssen, weil es die Berliner sich nicht fassen können, wie schlecht die Manager der Bankgesellschaft wirklich sind.
Aber man kann es auch positiv sehen: wenigstens wissen wir jetzt, woran wir mit der Bankgesellschaft sind. Corporate Identity nennt man das im Fachjargon. Gemeint ist damit ein einheitliches und einprägsames Erscheinungsbild - nach außen wie nach innen. Nivea etwa, das wissen Kunden wie Angestellte, stellt für Haut und Haare her, BMW steht für die Freude am Fahren und Stonsdorfer ist die Destille für die harten Sachen nach Feierabend.
Das Image der Bankgesellschaft ist inzwischen eben so eindeutig: Totale Inkompetenz, was Immobiliengeschäfte betrifft. Der Vorstands-Villen-Flop bildet in dieser Hinsicht nur die Schlusspointe.
Vorausgegangen sind dem eine ganze Reihe von Immobiliendeals, von denen ein normaler Unternehmenschef in seiner Karriere höchstens nur einen machen darf. Im Vertrauen in die vermeintlich bald blühenden Landschaften in den neuen Bundesländern investierten die Bankgesellschafts-Mitarbeiter nämlich insgesamt 35,34 Milliarden Euro in Geschäfte mit Fonds für Bauprojekte wie den Lausitzring oder ganze Plattenbau-Siedlungen. Gegenüber ihren Kunden wiederum garantierten sie, dass die Fonds auch Gewinne abwerfen. Doch schon bald blieben die Einkünfte der Fonds aus, die Bankgesellschaft - richtiger: der Steuerzahler - stand für die Differenz gerade.
Im schlimmsten Fall, so rechnete der neue Finanzsenator Thilo Sarazin den verblüfften Berliner Abgeordneten vor, wird das Immobilien-Engagement die Bankgesellschaft mehr als sechs Milliarden Euro kosten. Optimistisch wie er ist, geht Sarazin allerdings erst einmal von 3,73 Milliarden Euro aus, die auf die Berliner zukommen - vielleicht auch weniger. Daran glaubt aber in Berlin kaum noch jemand.
Doch zurück zu den Vorstands-Villen. Vielleicht könnte man sie zunächst vermieten, bis die Preise wieder ansteigen, fragen sparsame Berliner. Doch auch dieser Weg könnte zu handfesten Verlusten führen. Wolfgang Rupf etwa bezahlt für das Anwesen in der Messelstraße gerade einmal 15 Euro pro Quadratmeter. Und gegenüber der Steuerprüfung bestreitet er vehement, dass es sich um einen Geldwerten Vermögensvorteil handelt.
Noch billiger kommt der ehemalige Chef der zur Bankgesellschaft gehörenden Weberbank, Christian Grün, weg. Er überweist nur 7,65 Euro Kaltmeter pro Quadratmeter - macht insgesamt rund 34.000 Euro pro Jahr. Dabei hatte er bei der Totalsanierung seines 390-Quadratmeter-Hauses alles mit erlesenen Materialien herrichten lassen. Für die Gartengestaltung wurde eigens ein Architekt aus Stuttgart eingeflogen. Einzig zu einer exquisiten Brunnenanlage, die Grün vorschlug mochte sich die Bank nicht durchringen. Alles in Allem verschlang das Objekt 3,2 gut Millionen Euro. Es kostet die Bank also rund 139.000 Euro an Zinsen pro Jahr. Dann besser verkaufen: Wer jetzt 1,8 Millionen hinlegt, ist dabei.