Sommer kämpft gegen Schröder
Telekom-Chef Ron Sommer kämpft um seinen Job und wagt dabei die Machtprobe mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Sommer kann sich dabei offenbar auf den Aufsichtsrat stützen.Sommer bemühe sich intensiv darum, die Mitglieder des Aufsichtsrats vor einer für Dienstag einberufenen Sondersitzung des Gremiums von sich und seiner Strategie zu überzeugen, hieß es am Mittwoch im Umfeld Sommers. Er werde nicht zurücktreten. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", zitierten ihm nahe stehende Personen den Telekom-Chef. Allem Anschein nach gibt es im Telekom-Aufsichtsrat bisher keine Mehrheit für eine Ablösung Sommers.
Damit spitzt sich der Kampf um einen der prestigereichsten Managerposten in Europa zu. Schröder und sein Finanzminister Hans Eichel hatten sich am Donnerstag darauf verständigt, Sommers Rauswurf zu betreiben. Sie lasten ihm den schwachen Kurs der Volksaktie der Telekom an und hoffen, mit einer Ablösung Sommers im Wahlkampf bei den Millionen T-Aktionären zu punkten.
Schröder hat noch einen Wunschkandidaten
Bisher scheiterte eine Entscheidung gegen Sommer aber daran, dass die Bundesregierung weder einen Nachfolger noch eine neue Strategie für die Telekom präsentieren konnte. Am Mittwoch schlug Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Schröders Angebot aus, die Führung der Telekom zu übernehmen. Nach Angaben aus Regierungskreisen steht nun noch ein Kandidat auf der Wunschliste von Schröder. Er komme nicht von einem Autohersteller und sei ein Sanierer. Sollten die Gespräche mit dem Manager erfolgreich sein, könne Schröder ihn vor dem Wochenende vorstellen. Der Bund ist mit einem Anteil von 43 Prozent größter Telekom-Aktionär.Der Umgang der Bundesregierung mit Sommer und der Telekom löste in Berlin Entrüstung und in der Wirtschaft Kopfschütteln aus. Union und FDP warfen Schröder vor, die Telekom für den Wahlkampf zu missbrauchen. Kritik kam aber auch von Sozialdemokraten. Der SPD-Telekom-Experte Klaus Barthel sagte, die Debatte schade der Telekom und der Bundesregierung. Dagegen sagte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering: "Der Aufsichtsrat muss wissen, dass da Handlungsbedarf ist." Dabei gehe es allerdings nicht um eine Person allein.
Arbeitnehmer stehen hinter Sommer
Unterstützt wird Sommer vor allem von der Arbeitnehmerseite. Eine Krisensitzung des Präsidiums des Aufsichtsrats endete am Dienstag im heftigen Streit der Arbeitnehmervertreter Rüdiger Schulze und Wilhelm Wegner mit Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus. Winkhaus, der Sommer noch im Mai sein Vertrauen ausgesprochen hatte, stellte sich gegen den Telekom-Chef. Wegner und Schulze warfen Winkhaus daraufhin vor, die Ablösung Sommers zu betreiben, ohne Strategie und Nachfolger parat zu haben.Die Regierung übte über Haushaltsstaatssekretär Manfred Overhaus telefonisch Druck auf Winkhaus aus, eine Mehrheit gegen Sommer herzustellen. Nach Angaben aus Regierungskreisen bezeichnete Winkhaus dies als schwierig. Daraufhin habe Overhaus gewarnt, dann würden eben andere das Projekt anschieben.
Winkhaus sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der Aufsichtsrat werde am Dienstag die Führungsfrage beraten. Der durch Spekulationen entstandene Schaden lasse sich durch klare Entscheidungen und Strategien sowie gute Ergebnisentwicklungen begrenzen oder beheben.
Mit solchen guten Nachrichten versucht Sommer, die Kritik an seiner Person einzudämmen. So erzielte die Telekom nach Angaben aus Unternehmenskreisen im zweiten Quartal ein deutlich besseres Ergebnis und baute Schulden ab. Zudem verdichteten sich Gerüchte, die Telekom versuche, ihren teuer gekauften US-Mobilfunkableger Voicestream mit AT&T Wireless zu fusionieren.
