Stimmen zu den Aktienmärkten

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Stimmen zu den Aktienmärkten

 
30.11.01 01:24
AUSBLICK: Alles wird besser am Aktienmarkt - wenn sich die Konjunktur erholt

FRANKFURT (dpa-AFX) - Seit Mitte September ist der DAX  von etwa 3.600 Punkten allmählich gestiegen und hat sogar die 5.000er Marke deutlich hinter sich gelassen. Diese vorsichtig positive Tendenz stimmt einige Aktienmarkt-Strategen und Händler optimistisch, dass die Standardwerte im kommenden Jahr weiter anziehen: Dann sei ein Anstieg bis auf 6.000 Zähler denkbar, wenn das Tal der Rezession durchschritten wurde. Allerdings mischten sich auch kritische Stimmen in das "Alles wird besser"-Gerede.

HYPOVEREINSBANK: 6.000 PUNKTE IM DAX ERREICHBAR

Gerhard Schwarz, Leiter Portfolio-Strategie der HypoVereinsbank, äußerte sich optimistisch für das neue Jahr. Eine Rally bis auf 5.600 Zähler in den ersten sechs Monaten sei nicht ausgeschlossen - am Jahresende könnte gar die Zahl von 6.000 die Indextabellen zieren. Er geht davon aus, dass sich die Konjunktur von Quartal zu Quartal erholen wird. Vor allem die Finanzmarktpolitik der Fed werde greifen. Doch zuvor müsse man in Deutschland noch einmal in einen sauren Apfel beißen: Das Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt werde wohl in den ersten beiden Quartalen des kommenden Jahres ein negatives Vorzeichen haben - technisch sei das eine Rezession.

MORGAN STANLEY: AKTIENMÄRKTE KÖNNTEN WEITER LEIDEN

Stephen S. Roach von Morgan Stanley geht davon aus, dass nach dem Schock des 11. Septembers vier "Nachwehen" die Entwicklung der Konjunktur und der Aktienmärkte im kommenden Jahr bestimmen werden: Ein schwacher Yen, eine schwache Nachfrage insgesamt in den Vereinigten Staaten, die Euro-Schwäche und die Möglichkeit der Deflation. Er korrigierte bereits seine Schätzungen für das Wachstums des Bruttoinlandsproduktes in Euroland für 2002 von 1,5 auf 0,8 Prozent nach unten. Wenn sich diese Szenarien bewahrheiten, könnten die Aktienmärkte noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als in den Wochen nach dem 11. September.

Die Kollegen von Roach, Richard Davidson, Ben Funnell und Teun Draaisma gaben sich optimistischer. Sie erwarten eine ordentliche Rally. Die Gründe: niedrige Zinsen, hohes Geldmengenwachstum und eine einsetzende Erholung der Konjunktur.

WESTLB PANMURE: KONJUNKTURAUFSCHWUNG NICHT SICHER

Nach Ansicht der Marktbeobachter der WestLB Panmure setzt der Markt auf einen sehr raschen und robusten weltweiten Konjunkuraufschwung. Der scheint aber "alles andere als sicher" zu sein. Deshalb sei das Risiko einer Liquiditätsblase "groß". Die Erfahrungen mit den US-Rezensionen der vergangenen 40 Jahre zeige, dass nicht gleich mit steigenden Unternehmensgewinnen gerechnet werden darf, wenn das konjunkturelle Tief erst einmal erreicht ist. Die ließen vielmehr noch drei Quartale auf sich warten.

"Konjunkturunsicherheit = Gewinnunsicherheit", machten die Analysten eine Rechnung auf. Von Nachfrageseite werden die Bäume "nicht in den Himmel wachsen", hieß es weiter. Das sollte jedem angesichts der "Entzauberung der New Economy" klar geworden sein. "Der Boom der 90er Jahre war die Ausnahme, nicht die Regel", urteilten die Analysten der WestLB Panmure.

Außerdem stehen in Deutschland und Frankreich im Jahr 2002 Wahlen an. Da sei es wenig wahrscheinlich, dass im Vorfeld wichtige aber meist unpopuläre Reformen auf den Weg gebracht werden. Deshalb das Fazit: In Europa würden die "aktuellen Defizite" eher bestehen bleiben, so dass sich kein starkes Argument fände, warum die europäischen Aktienmärkte in absehbarer Zeit für ausländische Investoren attraktiver werden sollten.

MERRILL LYNCH VERHALTEN OPTIMISTISCH

Die US-Investmentbank Merrill Lynch schätzt die Entwicklung im Aktiengeschäft für das Jahr 2002 verhalten optimistisch ein. Die Kurse scheinen den Boden erreicht zu haben, sagte Ernst Fassbender, Managing Director bei Merrill Lynch. Außerdem seien die Anleger wieder zu Investitionen bereit, weil sie über genügend Kapital verfügten und laut einer Umfrage Aktien derzeit im Durchschnitt als günstig betrachteten.

Fassbenders US-Kollege Michael Hartnett schlug sich ebenfalls auf die Käuferseite, riet aber, im kommenden Jahr von Finanztiteln und Versorgern in Telekomaktien und zyklische Werte umzuschichten. Nach seiner Ansicht sei eine Konsolidierung des Aktienmarktes wahrscheinlicher als eine dramatische Rally. Das ließen die konjunkturellen Bedingungen gar nicht zu, und daran werde sich in den nächsten 18 Monaten nicht so viel ändern.

UMFRAGE: 22% DER KLEINANLEGER PESSIMISTISCH

Die US-Markt-Chefstrategin von Merrill Lynch, Christine Callies, hat denn auch mal die Kleinanleger erfragt, was sie sich von der Aktienmarktentwicklung des nächsten Jahres versprechen. Danach seien 22 Prozent der Kleinanleger der Ansicht, das 2002 ein schlechtes oder sogar sehr schlechtes Jahr sein werde, um Aktien zu besitzen. Das sei die pessimistischste Einschätzung seit 7 Jahren, schrieb Callies. Eine offensichtlich bestehende Sorge seien die Unternehmensgewinne. Im vierten Quartal 2001 sei da noch mit einigen Unannehmlichkeiten zu rechnen. Das sollte im zweiten Quartal 2002 besser werden./aka/hi/

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