T-Aktie ohne Kurspotential
von Claus Vogt
Im Februar 2000 gaben wir die Verkaufsempfehlung: „Fallende Umsätze, einbrechende Gewinne und schrumpfende Margen lassen die gegenwärtige Bewertung der Aktie als völlig überzogen erscheinen. Sollte die Euphorie verfliegen, die diesen Sektor nach wie vor erfaßt hat, dann sehen wir erhebliches Abwärtspotential.“
Da die Deutsche Telekom AG nicht irgendein Papier ist, sondern die „deutsche Volksaktie“ Nummer eins, halten wir einen Kommentar zu dem Wert, der jetzt unterhalb des Emissionspreises der ersten Tranche notiert, für angemessen. Das Unternehmen steht unserer Meinung nach als Musterbeispiel für die massenhafte Verblendung, der die in der Spekulationsblase gefangenen Anleger, Manager, Banker und Politiker anheimgefallen sind. Dementsprechend betrachten wir den Chart der Telekom-Aktie als eine lehrbuchmäßige Illustration für den Verlauf einer Spekulationsblase.
Ein sich beschleunigender, parabolischer Anstieg auf ökonomisch völlig absurde Niveaus, gefolgt von einem noch schnelleren Verfall, der unter die Kurse führt, zu denen das Objekt der naiven Begierde zu Beginn des Irrsinns notierte. Wie kann es weitergehen? Ein Blick in die Finanzmarktgeschichte gibt kaum Anlaß zu großem Optimismus. Natürlich kann und wird auch die T-Aktie prozentual attraktive Bearmarket-Rallyes produzieren. Es ist aber außerordentlich unwahrscheinlich, daß sie in einem neuen Bullenmarkt, der irgendwann beginnen wird, zu den führenden Aktien zählen kann. Normalerweise sind die Besten des letzten Bullenmarktes nicht die Vielversprechendsten des neuen. Gewöhnlich werden die Unternehmen, die einen Bärenmarkt relativ ungeschoren überstehen, mit dem Rückenwind eines Bullenmarktes die deutlich besseren Ergebnisse erwirtschaften. Der Phönix aus der Asche ist die Ausnahme.
Da die T-Aktie Volksaktie ist, wird sie in zahlreichen Portfolios privater und institutioneller Anleger gehalten. Insbesondere unter den Privaten befinden sich viele Neubörsianer, die im Laufe der Zeit feststellen werden, doch nicht für die Börse geeignet zu sein. Der erstaunlich wirkungsvollen Idee, eine Aktie wie Waschpulver zu bewerben, sind langfristig Grenzen gesetzt. Wir erwarten ein stetig fallendes öffentliches Interesse an der T-Aktie und ein damit einhergehendes Austrocknen der Börsenumsätze. Die durch die T-Aktie verursachten massenpsychologischen Wunden werden nur nach sehr langer Zeit verheilen.
Claus Vogt ist Leiter Research der Berliner Effektenbank.
[ Freitag, 31.05.2002 ]
von Claus Vogt
Im Februar 2000 gaben wir die Verkaufsempfehlung: „Fallende Umsätze, einbrechende Gewinne und schrumpfende Margen lassen die gegenwärtige Bewertung der Aktie als völlig überzogen erscheinen. Sollte die Euphorie verfliegen, die diesen Sektor nach wie vor erfaßt hat, dann sehen wir erhebliches Abwärtspotential.“
Da die Deutsche Telekom AG nicht irgendein Papier ist, sondern die „deutsche Volksaktie“ Nummer eins, halten wir einen Kommentar zu dem Wert, der jetzt unterhalb des Emissionspreises der ersten Tranche notiert, für angemessen. Das Unternehmen steht unserer Meinung nach als Musterbeispiel für die massenhafte Verblendung, der die in der Spekulationsblase gefangenen Anleger, Manager, Banker und Politiker anheimgefallen sind. Dementsprechend betrachten wir den Chart der Telekom-Aktie als eine lehrbuchmäßige Illustration für den Verlauf einer Spekulationsblase.
Ein sich beschleunigender, parabolischer Anstieg auf ökonomisch völlig absurde Niveaus, gefolgt von einem noch schnelleren Verfall, der unter die Kurse führt, zu denen das Objekt der naiven Begierde zu Beginn des Irrsinns notierte. Wie kann es weitergehen? Ein Blick in die Finanzmarktgeschichte gibt kaum Anlaß zu großem Optimismus. Natürlich kann und wird auch die T-Aktie prozentual attraktive Bearmarket-Rallyes produzieren. Es ist aber außerordentlich unwahrscheinlich, daß sie in einem neuen Bullenmarkt, der irgendwann beginnen wird, zu den führenden Aktien zählen kann. Normalerweise sind die Besten des letzten Bullenmarktes nicht die Vielversprechendsten des neuen. Gewöhnlich werden die Unternehmen, die einen Bärenmarkt relativ ungeschoren überstehen, mit dem Rückenwind eines Bullenmarktes die deutlich besseren Ergebnisse erwirtschaften. Der Phönix aus der Asche ist die Ausnahme.
Da die T-Aktie Volksaktie ist, wird sie in zahlreichen Portfolios privater und institutioneller Anleger gehalten. Insbesondere unter den Privaten befinden sich viele Neubörsianer, die im Laufe der Zeit feststellen werden, doch nicht für die Börse geeignet zu sein. Der erstaunlich wirkungsvollen Idee, eine Aktie wie Waschpulver zu bewerben, sind langfristig Grenzen gesetzt. Wir erwarten ein stetig fallendes öffentliches Interesse an der T-Aktie und ein damit einhergehendes Austrocknen der Börsenumsätze. Die durch die T-Aktie verursachten massenpsychologischen Wunden werden nur nach sehr langer Zeit verheilen.
Claus Vogt ist Leiter Research der Berliner Effektenbank.
[ Freitag, 31.05.2002 ]