denke mal das charti`s posting hier gut aufgehoben ist ;-)
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Auch wenn viele Details im Board (sehr verstreut) bereits angesprochen wurden, will ich versuchen, einige Grundsatzüberlegungen dazu zusammen zu stellen.
Wieso kann über die Grenkosten eine untere Grenze des längerfristigen Preises errechnet werden?PreiselastizitätNehmen wir an, von einem Produkt werden im Jahr 100.000 Tonnen hergestellt. Die Nachfrage beträgt beim aktuellen Preis von 50 $ (pro Pfund) genau diese 100.000 Tonnen. Bei steigendem Preis würde der eine oder andere "Konsument" auf dieses Produkt verzichten, oder zumindest weniger davon verbrauchen. Bei sinkendem Preis würde der eine oder andere Konsument mehr davon verbrauchen oder neu als Konsument hinzukommen. Dies bezeichnet man als Preiselastizität und das lässt sich in der Realität auch in Zahlen fassen. Etwa so: Pro 1 $ Preisänderung verändert sich die Nachfrage um 500 Tonnen pro Jahr. Würde das Produkt also 49 $ kosten, so wäre die jährliche Nachfrage 100.500 Tonnen, würde es 52 $ kosten, so wäre die Nachfrage 99.000 Tonnen.
GrenzkostenAls Grenzkosten bezeichnet man die Kosten, die erforderlich sind, um eine zusätzliche Einheit des Produktes herzustellen. Logischerweise sind dies die Kosten, die der "teuerste" Produzent des Produktes aufzuweisen hat.
Nehmen wir weiter an, die Grenkosten zur Herstellung dieses Produktes betragen 20 $ pro Pfund. Bei einem Verkaufspreis von 50 $ wird demnach jeder Hersteller produzieren soviel er nur kann, um diesen schönen Gewinn zu erwirtschaften. Vom Prinzip her wird solange die Produktion erhöht, bis es nicht mehr möglich ist, mit der Produktion zusätzliche Gewinne zu erwirtschaften.
In der Praxis, insbesondere im Minenbereich, gibt es dabei natürlich auch reale Zwänge zu beachten. So kann die Produktion nicht von Jetzt auf Sofort nach oben gefahren werden, wenn dazu erst zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden müssen, neue Maschinen gekauft werden müssen (teilweise extrem lange Lieferzeiten), Genehmigungen eingeholt werden müssen, Bodenschätze gesucht und erschlossen werden müssen (Exploration) usw.usf. Dies kann etliche Jahre dauern.
Diese realen Zwänge, also dass die Produktion sich nur in verhältnismäßig langen Zeiträumen anpassen lässt, führte bei Molybdän dazu, dass der Verkaufspreis über einen langen Zeitraum um 200% über den reinen Produktionskosten liegen konnte.
Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage
Wenn das Angbot der Produktes am Markt geringer ist als die Nachfrage, so findet der Ausgleich über den Preis statt. Der Preis steigt solange, bis (Stichwort Preiselastizität) ein Preisniveau erreicht ist, bei welchem Angebot und Nachfrage gleich hoch sind.
Sinkt nun die Nachfrage, z.B. als Folge einer eingeschränkten Wirtschaftstätigkeit, so wird (kurzfristig) auch der Preis sinken. Ein sinkender Preis ist grundsätzlich geeignet, die Nachfrage zu erhöhen (Stichwort Preiselastizität) und (unter Schwankungen) bildet sich bei verändertem (verringertem) Preis ein neues Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Diese Ausgleichs-Prozesse laufen natürlich nicht innerhalb von Tagen sondern eher von Monaten oder Jahren ab. Im sehr kurzfristigen Bereich wird es dabei immer wieder zu heftigen Schwankungen (insbesondere des Preises als schnell veränderbarem Faktor) kommen. Ein zutreffendes Bild einer längerfristigen Entwicklung muss also diese kurzfristigen Schwankungen ausblenden (indem ein Durchschnitt über einen längeren Zeitraum gebildet wird). Auch sollte man nicht erwarten, einen festzementierten Preis für "Jahrzehnte" zu erhalten, da die Eingangsgrößen der Preisbildung (insbesondere Nachfrage in Verbindung mit der allgemeinen Wirtschaftslage und Angebot in Verbindung mit Produktionskosten) sich über etwas längere Zeiträume ebenfalls verändern.
Auswirkungen des Preises auf die Produktion
Wie bereits erwähnt: Solange der Verkaufspreis sehr viel höher liegt als die Produktionskosten, wird jeder Hersteller (im Rahmen seiner technischen Möglichkeiten) soviel produzieren wie nur möglich. Eine Einschränkung der Produktion findet dann statt, wenn entweder die technischen Möglichkeiten dies erfordern (z.B. Abbau von Erz geringerer Konzentration), oder der erzielte Verkaufspreis unter die Produktionskosten sinkt.
Kein Unternehmen hat ein Interesse daran, eine Produktion aufrecht zu erhalten, das Verluste bringt. Im kürzerfristigen Bereich muss oft aber trotzdem weiter produziert werden, wenn es andere Zwänge gibt.
Beispiele: Die Maschinen sind vorhanden, die Kredite dafür müssen bedient werden, die Arbeitskräfte können nicht kurzfristig entlassen werden. Auch wenn das Unternehmen damit rechnet, dass der Preiseinbruch nur kurzfristiger Natur ist, wird unter Umständen weiter produziert, obwohl die Produktion derzeit nur Verlust bringt. Die Alternative wäre evtl. die Mine zu schliessen. So ein Schritt ist dann aber nicht kurzfristig rückgängig zu machen: Es sind keine Arbeitskräfte mehr vorhanden, Maschinen wurden verkauft oder sind durch Stillstand allmählich unbrauchbar geworden (verrottet), Genehmigungen sind erloschen usw.
Längerfristig kann aber kein Unternehmen es sich leisten, eine verlustbringende Produktion aufrecht zu erhalten. Wenn also der Verkaufspreis unter die Produktionskosten fällt und dauerhaft dort bleibt, dann wird das betreffende Unternehmen die Produktion einstellen müssen.
Für die Praxis bedeutet dies: Fällt der Preis für lange Zeit unter die Produktionskosten der Unternehmen mit den höchsten Kosten, dann werden diese Unternehmen entweder die Produktion freiwillig einstellen oder Pleite gehen. Im allgemeinen rechnet man, dass ein Verkaufspreis nicht langfristig unter die Kosten derjenigen 10% der Unternehmen fallen kann (nach Produktionsmenge), die am teuersten produzieren. Eine Veringerung der Produktion um 10% ist üblicherweise dazu geeignet, die Ware soweit zu verknappen, dass der Preis wieder zu steigen beginnt und sich ein Gleichgewicht einstellt, dass den verbleibenden Unternehmen ausreichend Gewinn ermöglicht.
Durch diesen Zusammenhang sind die Grenzkosten ein guter Anhaltspunkt, unter welches Niveau der Preis langfristig nicht fallen kann (wobei kurzfristige Übertreibungen nach unten immer möglich sind).
Besonderheiten des Molymarktes
Man kann eigentlich 3 Gruppen von Molyproduzenten unterscheiden:
a) Die reinen Molyproduzenten, die (wie z.B. TCM) nur Moly herstellen und sonst nichts.
b) Die Beiprodukt-Produzenten, die Moly nur als Beiprodukt zur Kupferproduktion herstellen.
c) Konzerne mit einer Vielzahl von Produkten, die unter anderem auch Moly herstellen.
Die Übergänge zwischen b) und c) sind dabei fliesend.
Derzeit werden weltweit etwa 50%-60% des Moly als Beiprodukt hergestellt. Der Rest entfällt auf reine Molyproduktion. In der Beiprodukt-Herstellung besteht der "Geschäftszweck" eigentlich darin, Kupfer zu produzieren. Da das Kupfer, je nach Lagerstätte, teilweise mit Molybdän verunreinigt ist (und mit diesen Verunreinigungen nicht zu verkaufen ist), muss zwangsläufig das Molybdän vom Kupfer abgetrennt werden. Das Moly ist eigentlich ein "Abfallprodukt". Da es jedoch bei einer Reihe von Kupferminen zwangsläufig mit produziert werden muss, wird es natürlich auch am Markt verkauft. Der Molypreis hat bei diesen Beiprodukt-Produzenten keinen wesentlichen Einfluss auf die Höhe der Molyproduktion. Allenfalls versucht man, von einem hohen Molypreis dadurch zu profitieren, dass man in Zeiten hohen Preises bevorzugt Kupfererz aus Bereichen der Mine abbaut, wo ein relativ hoher Molygehalt im Kupfererz vorhanden ist. Auch bei stark sinkendem Molypreis ist also nicht mit einer wesentlichen Einschränkung der Produktionsmengen aus den Reihen der Kupferproduzenten zu rechnen. Wird hingegen die Kupferproduktion durch sinkenden Kupferpreis unwirtschaftlich, dann wird mit sinkender Kupferproduktion auch die Molyproduktion entsprechend eingeschränkt werden, selbst wenn der Molypreis hoch ist.
Dies bedeutet für unsere Betrachtung der Grenzkosten als Einflussfaktor und untere Grenze für einen längerfristigen Molypreis, dass alle Unternehmen unbeachtet bleiben können, die Moly als Beiprodukt herstellen.
Interessant sind hingegen die Kosten von Unternehmen, die nur Moly herstellen und von Minen im Konzernverbund, die Minen mit reiner Molyproduktion betreiben.
Sinnvollerweise müssen jedoch die Gesamtkosten betrachtet werden und nicht die reinen Produktionskosten. Die reinen Produktionskosten beinhalten zum Beispiel nicht die Kosten, die anfallen für den Vertrieb, die Verwaltung, die Kreditzinsen, zusätzliche Ausschüttungen an Mitarbeiter (Boni usw.), div. Abschreibungen usw. usf.
Ein Unternehmen, das zwar über den reinen Produktionskosten verkauft, aber die weitere Kosten nicht erwirtschaften kann, wird dies nicht auf Dauer durchhalten können sondern muss Pleite gehen (oder im Falle eines Konzerns von anderen, Gewinn erzielenden Unternehmensteilen quersubventioniert werden).
Die Zahlen für TCM:
Reine Produktionskosten für die Thompson Creek Mine im 2. Quartal 2008: 7,83 $ je Pfund (Quelle MD&A für Q2 vom 8.8.2008)
Reine Produktionskosten für die Endako-Mine im 2. Quartal 2008: 6,99 $ je Pfund (gleiche Quelle)
Voraussichtliche reine Produktionskosten für die Thompson Creek Mine in 2008 (Gesamtjahr): 6,00 bis 6,50 $ je Pfund (Quelle: News zu den Quartalszahlen vom 8.8.2008)
Voraussichtliche reine Produktionskosten für die Endako-Mine in 2008 (Gesamtjahr): Niedriger als 9,50 $ je Pfund (oder evtl. genau dieser Betrag)(gleiche Quelle)
Nach der Feasibility-Studie zur Endako-Mine (News vom 9.11.2007) sollen die zukünftigen reinen Produktionskosten durch die Endako-Erweiterung von 10,39 $/Pfund auf 7,93 $/Pfund sinken (übrigens ein sehr gewichtiges Argument für die Endako-Erweiterung, da durch diese Kostenreduktion auch bei niedrigeren Verkaufpreisen die Renatbilität der Mine deutlich verbessert wird).
Die tatsächlichen Gesamtkosten je Pfund Moly lassen sich nur sehr ungenau erfassen, da in den Kosten, die der Finanzreport auflistet, auch die Kosten des Ankaufes von Fremdmoly enthalten sind. Ich versuche daher, die Gesamtkosten in etwa dadurch zu erhalten, dass ich auf die reinen Produktionskosten (also ohne die Einkaufskosten des Fremdmoly) die weiteren Kosten aufschlage (alles in Mio US-$) (Quellen wie oben):
Thompson Creek Mine: 31,179 (3,982 Mio Pfund produziert a 7,83 $/Pfund)
Endako-Mine: 15,392 (2,202 Mio Pfund produziert a 6,99 $/Pfund)
Selling and Markting: 2,5
Depreciation, depletion, amortisation: 9,9
Accretion: 0,4
General and administrative: 5,7
Exploration and developement: 0,3
Interest and finance fees: 8,1
Stock based compensation: 6,5
Interest income: (0,8)
Other: (2,19)
Somit ergeben sich Gesamtkosten von 76,981 Mio $ im Quartal, während 6,184 Mio Pfund produziert wurden.
Damit ergibt sich, dass je produziertem Pfund Moly im 2. Quartal 12,45 $ an Gesamtkosten angefallen sind.
Nochmals der Hinweis: Für einen sinnvollen Vergleich müssen auch bei den weiteren in den Vergleich einbezogenen Unternehmen die [b]Gesamtkosten[/b] berücksichtigt werden. Dies bedeutet ein beträchtliches Quantum an Mehrarbeit, ist aber unumgänglich, da eine Beschränkung auf die reinen Produktionskosten nur begrenzt aussagefähig ist. Ein Unternehmen kann nicht bestehen, wenn zwar die reinen Produktionskosten erwirtschaftet werden, aber nicht die weiteren anfallenden Kosten.
Mangels aussagekräftiger Zahlen sind damit Unternehmen, die noch nicht produzieren, von diesem Vergleich eigentlich ausgeschlossen. Die reinen Produktionskosten werden zwar durch die Feasibility-Studie prognostiziert (oftmals mit einer für unseren Zweck sehr unzureichenden Genauigkeit), die Höhe der weiteren Kosten ist bei diesen Unternehmen jedoch nicht sinnvoll vorhersehbar.
Trotzdem ist eine Aufstellung der reinen Produktionskosten sicher insoweit interessant, als man damit die Positionierung eines Unternehmens im Umfeld vergleichbarer Unternehmen vornehmen kann.
Meine persönliche Folgerung:
Soweit mir bekannt liegt TCM mit den reinen Produktionskosten in einem günstigen Bereich. Wenn man berücksichtigt, dass unter Einbeziehung aller weiterer anfallender Kosten, die Kosten je produziertem Pfund Moly trotzdem bei 12,45 $ liegt (sollte im 2. Halbjahr und insbesondere 2009 allerdings noch fallen), dann dürften die weltweiten Grenzkosten im Bereich um 15$ liegen. Über die Ergebnisse unseres Vergleiches bin ich diesbezüglich sehr gespannt.
Derzeit gehe ich davon aus, dass aufgrund der von mir angenommenen Grenzkosten langfristig der Molypreis bei 15$ oder darüber liegen wird. Wieviel darüber, und ob in einem überschaubaren Zeitraum evtl. sogar der Höchststand des Sommers überboten wird, das wird abhängen von der Entwicklung der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren und der Entwicklung der weltweiten Produktionsmengen, wobei die derzeitige Kreditkrise, in Verbindung mit einem Molypreis, der zumindest im kurzfristigen Zeitraum deutlich unter die Höchststände des Sommers gefallen ist, es stark erschweren dürfte, dass neue Produktionsmengen auf den Markt kommen.
Viele Grüsse
chartex (alias Stock24)